Werner Sum verteilt in der Sitzung des Gemeinderats Broschüren von schönen Landschaften in Schenkenzell und rundum im Kinzigtal. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Schenkenzeller Gremium muss sich von Werner Sum einiges anhören / Wohnraumschaffung muss sein

Von Lothar Herzog Schenkenzell. Schwere Vorwürfe von Werner Sum an den Gemeinderat: Beim geplanten Freizeitgelände "Heilig-Garten" werde unnötig Geld ausgegeben und auf Zuschüsse verzichtet, mit der Erschließung des Neubaugebiets "Winterhalde" außerdem eine intakte Naturlandschaft zerstört. Umfangreich Gebrauch machte Bürger Werner Sum in der Sitzung des Gemeinderats vom Tagesordnungspunkt "Einwohnerfragestunde". Er könne nicht nachvollziehen, weshalb im Dezember letzten Jahres die Planerin nicht in der Sitzung gewesen und beschlossen worden sei, für 114 000 Euro erste Maßnahmen umzusetzen und auf eine Förderung in Höhe von bis zu 70 000 Euro zu verzichten. Diese Eile könne er nicht verstehen. Als Anlieger kenne er das Gelände sehr gut. Er habe vor vier Jahren angeboten, sein Grundstück in diese Freifläche zu integrieren und habe Vorschläge zur Gestaltung eingereicht. Bis heute sei er aber nicht angesprochen worden, beklagte Sum.

Es wäre möglich, mit wenig Geld etwas auf die Beine zu stellen und den Dorfwiesencharakter zu erhalten. Stattdessen werde in Kauf genommen, für die jährliche Pflege rund 10 000 Euro auszugeben. Dieses Geld sollte besser bei der Schenkenburg eingesetzt werden. Bei diesem Projekt fehlten Themen wie Flößerweg und Jakobsweg. Hier werde Kosmetik betrieben, wo doch anderswo dringender Handlungsbedarf bestehe. So zum Beispiel den Einbau eines Aufzugs im Haus des Gastes.

Für die Erschließung des neuen Wohnbaugebiets im Bereich "Winterhalde", so Sum weiter, sei eine hohe Vorfinanzierung erforderlich. Da werde laut dem Gutachten des Ingenieurbüros ein erheblicher Eingriff in die Natur vorgenommen, entsprechende Ausgleichsmaßen seien recht teuer. Auch der BUND habe Einspruch eingelegt. Er frage sich, welchen Nutzen die Gemeinde habe. Aus seiner Sicht brauche man dieses Baugebiet nicht. Im Ort gebe es genügend Baugrundstücke, außerdem würden in nächster Zeit viele ältere Häuser leer stehen, wusste Sum.

Die Gemeinde, klärte Bürgermeister Schenk auf, habe beim Freizeitgelände "Heilig-Garten" schon drei Anläufe gestartet, um in das Landessanierungsprogramm aufgenommen zu werden. Mit jeder Absage schwänden jedoch die Chancen. Problem sei, dass Schenkenzell schon einmal gefördert worden sei und wesentlich mehr Anträge vorlägen als Geld in den Fördertöpfen vorhanden sei. Aus diesem Grund habe der Gemeinderat entschieden, erste Maßnahmen aus eigener Kraft umzusetzen, um eine Entwicklung voranzutreiben.

Von einem neuen Baugebiet habe die Kommune durchaus Nutzen. Es gebe genügend Bauwillige, die kein altes Haus kaufen, sondern neu bauen wollten. Mit diesem Gebiet werde der Bedarf auf Jahre gedeckt und es könnten sich Familien mit Kindern ansiedeln. Davon habe die Gemeinde sehr viel. Der Gemeinderat wisse sehr wohl von dem Eingriff in die Landschaft. Es sei abgewogen worden und das Gremium sei sich einig gewesen, es zu tun, bekräftigte Schenk.

Gemeinderat Gerhard Schmider reagierte angegriffener: "Mit diesen Halbwahrheiten unterstellen sie dem Gemeinderat, dass er von seiner Arbeit nichts versteht und rücken ihn in ein schlechtes Licht. Das lehne ich entschieden ab", rügte Schmider. Ratskollege Willi Intraschak betonte, für ihn sei es wichtig, dass die Gemeinde eine attraktive Ortsmitte habe. Dafür müsse etwas getan werden. Man könne ein Projekt nicht erst angehen, wenn ein anderes fertig sei, sondern müsse auch parallel agieren.

Unterstützung erhielt Intraschak von Werner Kaufmann. Das Freigelände müsse für Schule und Familie attraktiv gestaltet werden. Die Planerin habe gute Vorschläge unterbreitet, es sei auch an betreutes Wohnen gedacht worden. Der Gemeinderat habe sämtliche Grundstücksbesitzer im Ort gefragt, ob sie verkaufen würden. Von allen sei ein "Nein" gekommen. Mit Häusern, die irgendwann mal in Zukunft zum Verkauf anstünden, damit könne sich Schenkenzell nicht weiterentwickeln. Die Winterhalde sei das einzige Gebiet, das die Gemeinde für Neubauten bekommen könne, unterstich Kaufmann.