Willi Wolber in seinem Element: Er sorgt für die Nahversorgung in Kaltbrunn. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Willi Wolber und Familie Springmann nehmen Nahversorgung der Bürger noch wörtlich

Von Johannes Fritsche

Schenkenzell-Kaltbrunn. Wie in vielen kleinen Gemeinden gibt es auch in Kaltbrunn keinen Lebensmittelladen und keine Bäckerei mehr. Ein Problem für alle, die kein Auto haben.

Immer donnerstagnachmittags freuen sich die Kaltbrunner auf den Verkaufswagen von Willi Wolber. Er fährt alle wichtigen Straßen im Dorf an, sodass die Kunden praktisch vor ihrer Haustür einkaufen können. Frische Fleisch- und Wurstwaren, Eier, Brot, Hefezöpfe und Nudeln liegen in der Kühltheke und in den Regalen. Seit auch in Kaltbrunn viele Ställe leer sind und nicht mehr selbst geschlachtet wird, sind auch Speck und Räucherwürste gefragt. Die Preise bewegen sich im üblichen Bereich des Einzelhandels. Willi Wolber fährt im Auftrag der Familie King, die einen Hofladen auf dem Harzwaldhof in Eschbronn betreibt.

Früher war das Einkaufen für die Kaltbrunner leichter. Im Vortal gab es das Geschäft der Familie Schmider, in Wittichen den Laden der Familie Springmann. Beide gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr. Die Springmanns schlossen ihr Geschäft im Jahr 2002. Heute betreiben Martina und Gabriele Springmann einen Supermarkt und Bäckerei in Schenkenzell in der Bahnhofstraße. Außerdem gibt es noch Sigis Backstüble an der Straße Richtung Alpirsbach.

Für die Kaltbrunner, besonders für die ältere Generation, ein weiter Weg und ohne Auto sowieso nicht erreichbar. "Wer nicht mehr Auto fahren kann oder gar keins hat, ist arm dran", meint eine der betagten Kundinnen, die Willi Wolbers Service dankbar annimmt.

Die Problematik der kleinen Gemeinden ist dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft in Stuttgart wohl bewusst: "Nachhaltige Nahversorgung kann jedoch auf Dauer nur funktionieren, wenn die Verbraucher bereit sind, einen ausreichend großen Teil ihres verfügbaren Einkommens beim Nahversorger am Ort auszugeben. Denn letztlich muss sich jedes Konzept für die Betreiber betriebswirtschaftlich rechnen", antwortete Landesminister Nils Schmid Mitte März auf eine entsprechende Anfrage des Landtagsabgeordneten Thaddäus Kunzmann. Den Leitfaden "Der Nahversorgung eine Chance" über praktikable Nahversorgungskonzepte, den sein Ministerium und der Handelsverband Baden-Württemberg (EHV) im Jahr 2010 gemeinsam herausgegeben haben, lässt er deshalb bis zum Spätsommer überarbeiten und stellt ihn dann den Gemeinden kostenlos zur Verfügung.