Mehrsprachig, aber harmonisch: Impressionen vom Fest in der "Sonne". Khalil Majid spielte auf dem Sas, Der syrisch-kurdische Künstler Niroda Zaydeen übergab Bürgermeister Schenk ein Bild der Schenkenburg Fotos: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

"Sonne": Flüchtlinge in Schenkenzell und Betreuer feiern mit Gästen ein erstes Fest

Von Karin Schmidtke

Mit überwältigendem Erfolg fand am das erste "Sonnenfest" statt. Die Veranstaltung war hausintern.

Schenkenzell. Sinn und Zweck waren, dass sich Bewohner der Flüchtlingsunterkund in Schenkenzell und Helfer in einem zwanglosen Rahmen begegnen und sich über die Kulturen hinweg austauschen können. Nicht alle Bewohner nahmen daran teil, weil nicht jedem zum Feiern zumute ist. Die Tatsache beruhte auf dem Hintergrund, dass viele der Angehörigen und Freunde sich noch immer in den Kriegsgebieten befinden. Dort fallen täglich Bomben, wie etwa im syrischen Rakka. Ein Flüchtling etwa verlor erst vor wenigen Tagen seinen Onkel durch eine Bombe aus Assads Armee, sein Freund wurde durch den ISIS geköpft.

Einige bangen noch um ihre Angehörigen

Also wollten einige "Sonne"-Bewohner lieber für sich sein. Vorab war dieses brisante Thema in großer Runde diskutiert und demokratisch mit positivem Ergebnis abgestimmt worden. Die Teilnahme am "Sonnenfest" war allen freigestellt. Ein vielseitiges Programm kam zustande, welches das Publikum durchweg begeisterte. Viele Hände hatten im Vorfeld zum Gelingen beigetragen. Den Auftakt gestaltete Gerhard Lehmann mit Teilnehmern aus dem Sprachkurs. Gemeinsam wurde ein Kanon angestimmt, der auf Anhieb klappte. Hans Kurt Rennig moderierte nicht nur das Programm, sondern leitete auch die Flüchtlingskinder aus dem Kinderchor "Johannisspatzen" an. Die Mädchen und Buben gewannen schnell das Publikum für sich. Bald gesellte sich der "Mosaik-Chor" dazu, der aus einer internationalen Besetzung besteht.

Bürgermeister Thomas Schenk grüßte die Geflohenen, Lehrkräfte, Paten und Helfer, Habib dolmetschte ins Arabische. "Viele Nationen freuen sich über schöne Begegnungen. So harmonisch wie es heute Abend hier in der Sonne ist soll es in der ganzen Welt sein. Wir brauchen überall Frieden", wünschte Schenk, worauf er viel Beifall erntete. Die Menschen sollten sich in Schenkenzell wohl fühlen und eine Heimat finden. Wichtig sei es, betonte Schenk, dass die Sprache so schnell wie möglich gelernt werden sollte. Kommunikation erleichtere das Zusammenleben.

Eine Überraschung gab es. Der syrisch-kurdische Künstler Niroda Zaydeen übergab Bürgermeister Schenk ein Bild der Schenkenburg, dem Wahrzeichen Schenkenzells. Nachdem der Kinderchor nochmals gesungen hatte, übergab Abu Anes einen Geldbetrag an den Bürgermeister. Durch einen Ball war eine Scheibe zerbrochen. Das Geld soll zur Reparatur des Glases beitragen. Große Begeisterung gab es für den Beitrag von Khalil Majid, der einen instrumentales Stück auf dem Sas spielte. Danach sangen Flüchtlinge ein iranisches Lied, das sie sogar selbst geschrieben hatten. Im Anschluss wurde der Text ins Deutsche übersetzt. Die Mädchen Megi und Alesia Cara brillieren nicht nur in der Schule, sondern sangen auf dem Parkett ein albanisches Lied im Duett. Der Mosaik-Chor gab immer zwischendurch wieder Liedbeiträge, begleitet von Susanne Mogler am Klavier.

Witzig wurde es mit den Liedern, angeleitet von Gerhard Lehmann. "Horch was kommt von draußen rein" sangen alle Anwesenden. Bertram Bächle spielte dazu das Akkordeon. Ein Überraschungslied gab es danach noch aus Afghanistan. Typisch deutsche Tänze leitete Susanne Lehmann an und so gab es bald den Schenkelklopfer und weitere fröhliche Reigen. Fotos aus den vergangenen Monaten wurden an einer Leinwand gezeigt. Flaggen aus den jeweiligen Herkunftsländern zierten den bestuhlten großen Sonnensaal.

Ulrike Redlich von der Kinderbetreuung hatte mit dem Nachwuchs Vasen gebastelt und sie mit Wiesenblumensträußen gefüllt. Ein Büffet mit Leckereien lud zum Versuchen ein. Schnell entstanden Gespräche unter den Menschen. Der Abend endete mit mitreißenden kurdischen und arabischen Tänzen.

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