Sind zufrieden: Vertreter von Gemeinde, Fachbehörden und Landwirtschaft. Die Landschaft um Kaltbrunn bleibt offen, wuchernde Büsche wurden zurückgestutzt. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

LandschaftsschutzPflege der Weiden wichtig für Tourismus / Angst vor Luchs und Wolf übertrieben?

Entwarnung in Kaltbrunn: Die Verbuschung der Landschaft konnte dieses Jahr aufgehalten werden. Dank der Anstrengungen der Landwirte, Züchter und Anwohner hat sich die Lage in Kaltbrunn gegenüber dem Vorjahr nicht verschlechtert.

Von Johannes Fritsche

Schenkenzell-Kaltbrunn. Jedes Jahr im Herbst werden die Weiden abgegangen. Geprüft wird, ob es Stellen gibt, an denen sich Büsche ausbreiten und überhand nehmen. "Die Verbuschung der Landschaft droht immer, aber die Lage hat sich nicht verschlimmert. Wir konnten den Zustand auf dem Level des Vorjahrs halten. Die Weiden sehen ordentlich aus", fasst Bürgermeister Thomas Schenk das Ergebnis des Rundgangs zusammen.

"Ziegen sind gut gegen Hecken. Aber die Motorsäge ist immer noch am besten."

Über vier Stunden lang war er mit seinem Rathausteam sowie Vertretern von Landwirtschaftsamt, Landschaftsentwicklungsverband, Landratsamt und Förster Martin Herrmann von der Fürstlich Fürstenbergischen Forstverwaltung über die Weiden von Kaltbrunn und Wittichen gegangen. "Ziegen sind gut gegen Hecken, am besten ist aber immer noch die Motorsäge", meint Schenk. Es gäbe immer noch Anwohner, die diese Arbeit freiwillig erledigen nach dem Motto "Ich schneid’ mal 1000 Quadratmeter Hecken weg und hab’ dann zehn Jahre Ruhe, dem Förster sag ich vorher bescheid und das, was etwas wert ist, wie zum Beispiel Nadelholz, lass ich stehen".

Schenk freut sich darüber: "Es ist toll, dass es auf dem kleinen Dienstweg noch so gut läuft bei uns". Aber alles könnten die Anwohner auch nicht schaffen. Dann stelle sich die Frage, wer das bezahle. Das gelte nicht nur für das Zurückschneiden der Hecken, sondern auch für das Mähen des Grases. "Abweiden ist besser als Mulchen, das für die Umwelt schlechter und die Gemeinde teurer ist", sagt Schenk.

Die Abweidung von Flächen durch die Schafe und Ziegen von Walter Bajerke sei deshalb eine gute Alternative, obwohl es manchmal nicht genug Solarstrom für die Zäune gebe, wenn die Sonne nicht scheine. Die schlauen Ziegen merken, wenn der Strom weg ist, brechen aus und machen sich über die Gärten der Nachbarn her. Das Problem wird aber bald gelöst. "Inzwischen gibt es Zusagen von Anwohnern, von ihrem Grundstück aus den nötigen Strom für die volle Leistung der Zäune zu liefern", teilt Schenk mit.

Für Gesprächs- und Diskussionsstoff sorgt auch, das drei kleine Schafe oder Lämmer aus der Herde von Bajerke verschwunden sind. Hat der Luchs oder ein großer Fuchs sie geholt? Der Wolf kann es nicht gewesen sein, wurde er in Kaltbrunn doch noch nicht gesichtet. Würden zwei oder drei Luchse in Baden-Württemberg zehn Schafe im Jahr reißen, sollte das aber noch zu verkraften sein, meinen Tierschutzfreunde. "Doch würden die Landwirte in fernerer Zukunft aus Angst vor Wölfen mit der Haltung von Rindern, Schafen und Ziegen aufhörten, wäre die Offenhaltung der Landschaft gefährdet", warnte schon im Sommer die CDU-Bundestagsabgeordnete Kordula Kovac. Zusammen mit Landrat Wolf-Rüdiger Michel hatte sie die Leader-Geschäftsstelle in Schiltach besucht. Dort plädierte sie für höhere Elektrozäune oder spezielle Hirtenhunde, die keine Angst vor Wölfen haben.