Gut was los war beim Bildvortrag "Kaltbrunn/Wittichen – einst und jetzt" im Gasthaus Martinshof. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder-Bote

HeimatgeschichteWilly Schoch gibt Einblick in Holzhauerei und Flößerei

"Kaltbrunn/Wittichen – einst und jetzt" lautete der Titel eines Vortragsabends des Seniorenwerks Wittichen. Dazu hatten die Organisatoren Heimatforscher Willy Schoch als Referent in den "Martinshof" geholt.

Schenkenzell. Das Interesse war groß. Themen waren ausgesuchte markante Kleindenkmale und historische Grabsteine sowie die Waldbewirtschaftung in Wittichen und Kaltbrunn Mitte des vergangenen Jahrhunderts – von der Holzfällung über die Holzbringung bis hin zur Flößerei.

Die Friedhofskultur unterliege einem Wandel, so Schoch. Der Trend gehe heute immer mehr zu Grabstätten ohne Grabmal. Umso mehr gelte es, an der Existenz alter historischer Grabsteine festzuhalten und diese zu schützen. Drei solcher Unikate stehen bei der Kapelle auf dem Kaltbrunner Friedhof. Im kommenden Jahr sollen sie restauriert werden.

Lustig wurde es, als Schoch auf den Text von frommen Inschriften von Tiroler Grabtafeln aus früheren Jahrhunderten überwechselte. Die Texte seien weder hohe Kunst noch Frömmelei, aber aus jedem Satz spreche Lebensweisheit – oder zumindest Humor. Ein Beispiel: "Mein Weib deckt dieser Grabstein zu, für ihre und für meine Ruh!"

Wie schweißtreibend die Fällung einer wuchtigen Weißtanne, eines sogenannten "Holländers", früher noch war, zeigte ein Film aus dem Jahre 1955, der einst in den Waldungen in Wittichen und Kaltbrunn gedreht wurde. Nur mit einer Schrotaxt ausgerüstet, waren zwei Holzhauer am Werke. Nach der Fällung folgte das Riesen des Stammholzes ins Tal an die Flussläufe.

Zu sehen war in dem Film eine Winterriese vom Schwarzenbühl ins Witticher Tal und eine Sommerriese vom Rufenkopf zum Alten Haus im Kaltbrunnertal, beide mit einer Länge von drei Kilometern – eine gefährliche Arbeit für die Männer. Erst durch ein "Jahooi, jetzt isch er los, da Boom" wussten die Rieshirten, dass sich ein Stamm zu Tal bewegte.

Schwarzer Humor auf Grabstein-Inschriften

Schoch erinnerte an Johannes Schmid, der beim Riesen 1853 im blühenden Alter von 19 Jahren unterhalb des Roßbergs ums Leben kam. Ein Stein, ein riesiger Findling, erinnert an das Unglück. Aber ohne Riese – von diesen gab es sehr viele in den fürstlichen Waldungen der ehemaligen Gemeinde Kaltbrunn – keine Flößerei: 600 Jahre lang wurde auf der Kinzig und Reinerzau mit ihren Nebenflüssen geflöst. Im Grüß-Gott-Tal, der Lay und im Heubach wurden die teilweise über 30 Meter langen "Holländerstämme" zu Flossen zusammengebunden und zu Wasser gelassen. Bevor sich das Floß bewegen konnte, war Schwellwasser erforderlich. Dieses kam von den dortigen Floßweihern.

Seit 120 Jahren ist die Flößerei Vergangenheit. Was aber blieb, sind die Floßweiher. "Und gerade diese historischen Bauwerke sollten wir gemeinsam versuchen, vor dem Verfall zu retten", so Willy Schoch. Er rief zu der im Frühjahr anstehenden Bürgeraktion "Floßweiher" auf.

Germana Hauer vom Seniorenwerk bedankte sich bei Schoch für den Bildvortrag.