Erinnerungen an alte Zeiten weckt Willy Schoch beim Seniorenwerk Schenkenzell. Foto: Kaufmann Foto: Schwarzwälder-Bote

Vortrag: Waldwirtschaft und Friedhofskultur sind Themen beim Seniorenwerk

Schenkenzell. Das Seniorenwerk Schenkenzell hatte zu einem Vortrag mit Historiker Willy Schoch in das Hotel Waldblick eingeladen. Das Thema "Waldwirtschaft" vor hundert und mehr Jahren fand großes Interesse.

Erinnerungen an alte Zeiten wurden geweckt. Die Holzhauerei zur damaligen Zeit, reine Handarbeit, erwies sich als ein harter und gefährlicher Job. Vielen Menschen gab dieser Wirtschaftszweig vor der Industrialisierung über Jahrhunderte das tägliche Brot. Angefangen von der Holzfällung in weglosem und hängigem Gelände, über das Seilen und vor allem Riesen des Stammholzes an die floßbaren Bäche.

Wie das so alles ablief, veranschaulichte ein Film aus den Jahren 1955 und 1956, aufgenommen an einer Sommerriese in Hinter-Kaltbrunn und einer Winterriese in Hinter-Wittichen. Beide hatten eine Länge von drei Kilometern. Rund 50 Holz- und Steinriesen gab es noch bis Mitte des vorigen Jahrhunderts auf der Gesamtgemarkung Schenkenzell-Kaltbrunn.

"Holländertannen"

Erst wenn das Hornsignal ertönte und am Rieseinlass der Ruf "Jahooi, jetzt isch er los, da Boom" wussten die Rieshirten an der Strecke, dass sich ein Stamm zu Tal bewegte. Wuchtige Weißtannen, die vor allem in Holland sehr gefragt waren. Daher stammt auch die Bezeichnung "Holländertannen".

Willy Schoch wies die Zuhörer auf einen Unglückstein im Bereich Roßberg-Lay hin. Ein riesiger Findling erinnert an einen damals neunzehn Jahre alten Waldarbeiter, der 1853 beim Riesen ums Leben kam. Er wusste auch über eine lustige Begebenheit aus dem Jahre 1937 zu berichten. Rötenberger hatten in der Winterzeit einen Stamm in Richtung Tannengrund abgelassen. Dieser Stamm schlug just in das Aborthäuschen der Bauersfamilie Heizmann ein, als der Bauer auf dem stillen Örtchen sitzend, an ein solches Unheil überhaupt nicht dachte. Seit 120 Jahren ist die Flößerei Vergangenheit. Was aber blieb, sind die Floßweiher. Historische Bauwerke, die es zu retten gilt. Darüber waren sich die Zuhörer an diesem Nachmittag alle einig.

Abschließend ging Willy Schoch noch auf die vorhandene Friedhofskultur ein. Diese unterliege einem Wandel. Der Trend gehe heute immer mehr zu Grabstätten ohne Grabmal. Umso mehr gelte es, an der Existenz alter historischer Grabsteine festzuhalten und diese auch zu schützen. Solche Unikate gibt es auf allen drei örtlichen Friedhöfen. Lustig wurde es, als Schoch auf den Text von frommen Inschriften Tiroler Grabtafeln aus früheren Jahrhunderten überwechselte. Diese Texte seien weder hohe Kunst noch Frömmelei, aber aus dem Satz spreche Lebensweisheit – oder zumindest Humor. Ein Beispiel: "Mein Weib deckt dieser Grabstein zu, für ihre und für meine Ruh!"

Ursula Kilgus vom Seniorenwerk bedankte sich bei Willy Schoch für diesen informativen und unterhaltsamen Nachmittag.