Bei einem Treffen besorgter Bürger am Montag wurden die ersten Unterschriften für ein Bürgerbegehren gesammelt. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Schenkenzeller wollen Bürgerbegehren in die Wege leiten / Dazu 105 Unterschriften erforderlich

Der Widerstand gegen eine mögliche Schließung der Grundschule wächst. Jetzt soll ein Bürgerbegehren den Eltern eine Stimme gegenüber dem Gemeinderat verleihen.

Schenkenzell (jf). Rund 30 Schenkenzeller Bürger beschlossen bei einem Treffen im katholischen Gemeindezentrum am Montagabend, ein Bürgerbegehren für den Verbleib der Grundschule im Ort in die Wege zu leiten.

Unter den Teilnehmern waren nicht nur Eltern, deren Kinder die Grundschule oder den Kindergarten besuchen, sondern auch viele andere Schenkenzeller, die den Fortbestand der Schule für eine positive Weiterentwicklung der Gemeinde wollen.

"In einen Ort ohne Schule ziehen keine jungen Leute mit Kindern", sagte ein Teilnehmer. "Man muss das Dorf attraktiv halten, sonst vergreist es", ergänzte ein anderer. In seiner jüngsten Sitzung am 24. Februar hatte der Gemeinderat beschlossen, mit Schiltach über die Verschmelzung der Schulen zu verhandeln. Dass die Gemeinderäte mit sechs zu fünf Stimmen abgelehnt haben, auch einen möglichen Verbleib des Grundschulstandorts Schenkenzell in die Verhandlungspositionen der Gemeinde aufzunehmen, damit wollen sich die Teilnehmer des Treffens nicht abfinden.

"Es gibt sicher Gründe für eine Fusion, dass aber unsere sachlichen Argumente für einen Verbleib der Schule einfach vom Tisch gewischt wurden, macht mich geradezu wütend", empörte sich eine Teilnehmerin. "Wir wären die einzige eigenständige Gemeinde im Kinzigtal rauf und runter ohne eigene Schule", sagt eine andere.

Halbmeil zum Beispiel hätte bei der Eingemeindung nach Wolfach den Bestand der Grundschule vertraglich vereinbart, die Schule liefe prima. "Eine Schule gehört zur Kernkompetenz einer Gemeinde", stellte ein anderer fest. "Ist die Schule weg, ist irgendwann auch der Kindergarten weg", meinte ein weiterer Teilnehmer. Und wieder ein anderer sieht durch den Rutschbahneffekt auch schon das Rathaus und den Gemeinderat irgendwann nach Schiltach wandern.

Auch finanziell wäre die Schließung ein Nullsummenspiel. Das Gebäude der Werkrealschule sei auch schon 40 Jahre alt, an den nächsten 15 oder 20 Jahren fälligen teuren Instandhaltungskosten würde sich auch Schenkenzell beteiligen müssen. "Es sind heute noch die gleichen Fenster drin wie damals", sagte ein ehemaliger Schüler und Teilnehmer der Bürgerversammlung. Das Schulgebäude in Schenkenzell dagegen sei gut im Schuss. Und wenn es geschlossen würde, müssten sogar mehr als 60 000 Euro geflossene Fördermittel für die Sanierung ans Land zurückgezahlt werden.

Einhellige Meinung der Versammlung war, dass die Diskussion mit der Gemeinde und dem Gemeinderat in einer Sackgasse steckten und deshalb jetzt der Zeitpunkt gekommen sei, ein Bürgerbegehren in die Wege zu leiten.

Eine mögliche Fragestellung könnte sein: "Sind Sie für den Fortbestand der Grundschule in Schenkenzell ja oder nein". Alle Teilnehmer des Abends trugen sich umgehend als erste in die Unterschriftenliste ein, um das Begehren beantragen zu können.

Da der Beschluss im Gemeinderat am 24. Februar gefallen war, müsse der Antrag auf die Durchführung eines Bürgerbegehrens spätesten drei Monate später, am 24. Mai im Rathaus eingereicht werden. Nötig für den Antrag seien 105 Stimmen, die sicher zusammenkämen.

Einhellig bestimmten die Teilnehmer der Versammlung Katrin Kilgus und Volker Mäntele zu Vertrauensleuten, also zu Sprechern und Vertretern der Unterzeichner nach außen und zur Gemeinde. Vier weitere Teilnehmerinnen erklärten sich bereit, als "Kernteam" zusammen mit den beiden Vertrauensleuten alles weitere in die Wege zu leiten.

Am kommenden Montag trifft sich das Team das erste Mal. "Egal wie das Ganze ausgeht, jetzt wird es zumindest die notwendige breite öffentliche Diskussion über dieses wichtige Thema geben", zeigte sich ein Vater zufrieden. "Wir wollen keinen Streit in die Gemeinde tragen, sondern wir wollen, dass man auch unsere Argumente gelten lässt", ergänzte Katrin Kilgus.