Fotos: Fritsche Foto: Schwarzwälder-Bote

Eine Pumpe sichert die Wasserversorgung der Familie Gutekunst

Paradox, aber Tatsache. Beim auf der Staig gelegenen Bauernhof von Roland und Monika Gutekunst fließt das Wasser bergauf.

Schenkenzell. Die Eigenversorgung ihres Bauernhofs hat die Familie Dank einer seit Langem bewährten Technik gesichert, die in der Schweiz perfektioniert wurde: einem hydraulischen Widder, einer wassergetriebenen Pumpe. Das Wasser pumpt sich durch den Staudruck eines Gefälles selbst den Berg hoch ins Reservoir am Hang, circa 30 Meter oberhalb des Bauernhauses. "Vier bis fünf Liter pro Minute mit einem Druck von drei Bar", hat Roland Gutekunst gemessen.

Der Bauernhof der Gutekunsts liegt auf Schenkenzeller Gebiet an der Grenze zur Schiltacher Gemarkung. Wie viele Einzelhöfe und Streusiedlungen im Schwarzwald litt er unter der Trockenheit der vergangenen Jahre. Im Januar hatte LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg eine Wasserwarnung für solche Lagen in der Region herausgegeben (wir berichteten). Und die ist bis heute noch nicht aufgehoben: "Auch die Regenfälle der vergangenen Wochen sind noch nicht ausreichend, die Grundwasserstände sind nach wie vor niedrig", erklärte die Pressestelle des Landesamts für Umwelt am Montag auf Anfrage unserer Zeitung

Auch die Quelle beim Hof lieferte nicht mehr genug Wasser. Nicht nur die Familie, sondern auch eine Kuh, zwei Rinder, ein Pony, einige Schafe und Ziegen brauchen Wasser. Außerdem beherbergen die Gutekunsts auch den Schiltacher Waldkindergarten. Zum Glück half ein freundlicher Nachbar mit Wasser aus, als die Quelle wegen der langen Trockenperiode zu wenig ausschüttete. Das konnte aber kein Dauerzustand bleiben. Ein Anschluss an die Wasserversorgung von Aichhalden wäre schwierig und nicht viel günstiger gewesen als die Kosten für die Widder-Anlage. Außerdem wäre mit Hygieneproblemen durch die lange Zuleitung und wenig Durchsatz zur rechnen gewesen. An einen Anschluss an die Wasserversorgung von Schiltach und Schenkenzell war wegen der Höhenlage schon gar nicht zu denken.

Da erinnerte sich Gutekunst an die hydraulischen Widder, die auch im Schwarzwald früher eingesetzt wurden. "Aber keiner kannte sich mehr so richtig damit aus. Es gibt zwar noch alte Widder in der Region, aber nicht mehr in Betrieb", berichtet Gutekunst. Er dürfte also damit der erste in Schiltach und Schenkenzell sein.

Fündig wurde er bei der Zahner Metallbearbeitung in Uznach in der Schweiz. Die Wartung ist einfach und das Aggregat zuverlässig. Eine bestehende Quelle im Wald in einiger Entfernung vom Haus wurde genutzt und eingefasst. Vom Quellsammler bei der Quelle wird das Wasser über eine 25 Meter lange Leitung zum Speicher (die Wasserzufuhr darf nicht unterbrochen werden) am Hang geführt. Von der dort geht es 30 Höhenmeter runter zum Widder. Eine lange Wasserleitung führt von diesem zum Reservoir, circa 30 Meter über dem Haus. Das ist gefüllt mit 4000 Litern Wasser und bringt durch die Höhe genug Wasserdruck. Der Überlauf speist sogar noch einen Hofbrunnen.

"Circa 25 Prozent des Wassers der Quelle pumpt der Widder hoch, circa 75 Prozent treiben ihn an und fließen ab", berichtet Gutekunst. Die umfangreiche verzweigte Gesamtanlage war nur möglich gewesen, weil der Eigentümer des benachbarten Waldstücks zustimmte. Gutekunst ist ihm dafür dankbar.

Die Materialkosten für den Widder (eine Elektropumpe hätte circa 6000 Euro gekostet, zusätzlich hätte man noch die Stromleitung verlegen müssen) und vor allem für Leitungen sowie Behälter lagen bei 25 000 bis 30 000 Euro. Der Bau lief in Eigenarbeit: Gräben ausheben, Leitungen verlegen, Schächte setzen, Wasseranschlüsse machen "Alle Kinder halfen mit. Ein Jahr waren wir dran, ein Familienprojekt." Alles hat von Anfang an gut funktioniert und das Landratsamt hat die Anlage auch abgenommen. "Poch, Poch, Poch" klopft der Widder jetzt leise, aber vernehmlich im Wald bei Gutekunsts Hof, einmal pro Sekunde Tag und Nacht, und pumpt das Wasser auf die Höhe.