Schöne Erinnerungen an den "Georgsritter" auf dem Roßberg / Edelweiß-Kapelle sorgt für Stimmung

Von Willy Schoch

Schenkenzell. Auf dem Hochplateau des Roßbergs steht ein großes Bauernhaus. Darin befand sich einst die Wirtschaft zum "Georgsritter". Die Verleihung der Konzession erfolgte Anfang des 19. Jahrhunderts. Kurioserweise ging die Landesgrenze damals mitten durch das Haus. Wer vom Reinerzauer Tal in das Wolftal wandert, findet inmitten der weiten Wälder auf einer Anhöhe von 750 Meter eine ausgedehnte Lichtung, den Roßberg. Dort befindet sich eine kleine Ansiedlung. Zwei ehemalige Bauernhäuser und eine alte Kapelle aus dem 13. Jahrhundert. Geweiht dem heiligen Georg "ad sanctum Georgium".

Der Roßberg gehörte einst zur Herrschaft Schenkenzell und war damals den Herren von Geroldseck untertan. Durch Kauf ging es 1498 an das Fürstentum in Donaueschingen über. So blieb es bis 1806. Der Roßberg wurde dann dem Großherzogtum Baden zugeschlagen. Nur noch Weniges lässt die reiche geschichtliche Vergangenheit und den Reichtum seiner Besitzer im 19. und 20. Jahrhundert erahnen.

Ein Großteil der Wiesen und Felder wurden vor 60 Jahren aufgeforstet. Nach einer alten Karte aus dem Jahre 1770 verlief einstmals vor der napoleonischen Staatenneuordnung die Gemeinde-, Landes- und Staatengrenze mitten durch das größte Bauernhaus, den Roßbergerhof. Das führte zu Grenzstreitigkeiten zwischen dem Königreich Württemberg und dem Großherzogtum Baden.

Schon damals betrieb Anton Harter, der Bruder des späteren Kaltbrunner Bauernfürsten Andreas Harter, neben seiner Land- und Forstwirtschaft dort oben eine Wirtschaft. Diese führte den Namen "Sankt Georgsritter". Als Anton Harter dann 1817 den Riesenhof an einen Schiffer in Alpirsbach für 100 000 Gulden verkaufte und dazu noch zwei Höfe im Kaltbrunner Tal dazu bekam, ruhte der Wirtschaftsbetrieb auf dem Roßberg.

Gaststätte ist ein begehrtes Wanderziel

Erst 1931 war es dann wieder soweit. Bürgermeister und Sägewerksbesitzer Karl Mantel übergab den Roßbergerhof an seinen Schwiegersohn Hermann Mäntele. Er und seine Ehefrau erhielten die Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtschaft. Als 1949 der Wirt starb, führte die Witwe Johanna Mäntele die Wirtschaft sechs Jahr weiter. Sie tauschte dann mit mit dem Fürst zu Fürstenberg den Besitztum gegen eine Liegenschaft bei Lenzkirch. Der Wirtschaftsbetrieb setzte sich fort bis Mitte der 60er-Jahre. Letzter Pächter war Erwin Schoch, ein fürstlicher Waldarbeiter.

Die Gaststätte "Georgsritter" war für die Wanderer aus Reinerzau, vom Zwieselberg, vom Wolftal und von Schenkenzell nach dem Krieg eine begehrtes Ziel. In den Sommermonaten waren ganze Wandergruppen und auch Schulen unterwegs.

Ganz besondere Einkehrtage waren Ostermontag, der 1. Mai und der Kirbetag. An diesen Tagen war großer Rummel im Haus und auf der Wiese. Der Witticher Pfarrer Wilhelm Faller hatte oben auf dem Roßberg alljährlich eine Maiandacht und am Georgstag in der Kapelle eine Messe gelesen. Anni Mäntele, damals noch in jugendlichem Alter, schwärmt heute noch "von der damals einzigen Unterhaltungsmöglichkeit im Tale. Unter den Klängen der "Edelweißkapelle" wurde auf dem Holzpodium bei der Wirtschaft das Tanzbein geschwungen. Immer wenn es am Schönsten gewesen sei, musste man den Heimweg antreten".

Ähnliches wusste Franz Harter, der früher in Hinter-Wittichen zu Hause war. "Bis zur letzten Minute habe ich die Unterhaltung im ›Georgsritter‹ genossen. Dann ging es aber im Laufschritt vom Roßberg in die Kloster-Kirche nach Wittichen. Gut eine Stunde habe ich gebraucht. Der Besuch der Maiandacht war ein Muss. Ein Schwänzen der Kirche hätte Folgen gehabt."

Die Edelweiß-Kapelle bestand aus Laienmusikern, die von Noten buchstäblich keine Ahnung hatten. Engelbert Schmieder war der Gründer und Ausbilder. Der Kapelle gehörten an: Engelbert Schmider (Handorgel), Edwin Harter (Trompete), Eugen Harter (Schlagzeug), Lorenz Schmieder (Handorgel), Paul Hauer (Schlagzeug), Andreas Schmid (Handorgel) und Oswald Harter (Handorgel). Die Edelweiß-Kapelle hatte überall in der Nähe ihre Auftritte. Ob bei Hochzeiten oder sonstigen Feierlichkeiten. Engelbert Schmieder: "Alles ohne Auto. Zu Fuß von Kaltbrunn über den Roßberg auf den Zwieselberg mit Instrument auf dem Rücken und nach der Aufführung nachts wieder zurück."Graphiker Robert Moritz vom "Seppleshof" bemalte die Trommel mit einem Fürstenberger Trachtenpaar.

Das Hofgebäude auf dem Roßberg ist heute unbewohnt, die Kapelle wird restauriert und der neue Friedwald in einem idyllischen Waldgebiet erfreut sich eines großen Zuspruches.