Skandale am laufenden Band gab’s im jüngsten Stück der Theatergruppe des Gesangvereins Kaltbrunn Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Theaterabende: Im neuen Stück des "Frohsinn" Kaltbrunn geht es rund / Zwei Mal ausverkauftes Haus

Mit dem Babyphon im Beichtstuhl heimlich abhören, was die Bürger so auf dem Kerbholz haben? Und wenn der Pfarrer dann noch für einen Stripper gehalten wird, dann geht’s richtig rund; aber gottseidank nur auf der Bühne.

Von Lothar Herzog

Schenkenzell. Für Lacher im Minutentakt sorgte die Theatergruppe des Gesangvereins "Frohsinn" Kaltbrunn bei ihrem heiteren Dreiakter "Amore mio – kann denn Liebe Sünde sein?". Das dreistündige Lustspiel von Ute Tretter-Schlicker löste bei den Besuchern im rappelvollen Klostersaal an beiden Veranstaltungstagen Begeisterung aus. Jede Rolle passte wie maßgeschneidert auf die Akteure, die sich in Mimik, Gestik und mit trockenem Humor gegenseitig überboten.

Schöne Moral-Apostel

Auf der Theaterbühne ist der Schauplatz die Kneipe von Gastwirt Gunther (Hubert Maier), einem Mann im besten Alter, der sein Glück mit Rosa (Barbara Faisst) sucht. Allerdings passt die wilde Ehe des verliebten Pärchens Gunthers Schwester Traudl (Franziska Breithaupt) gar nicht in den Plan, will sie eine ernsthafte Chance auf die Stelle als Haushälterin beim neuen Dorfpfarrer Kurt Ehrmann (Felix Hauer) haben; zumal ihre beste Freundin und Vereinskameradin vom Club der enthaltsamen Jungfrauen, Maria (Katrin Schmid), gleichzeitig ihre härteste Widersacherin für den Traumjob ist. Die beiden Damen liefern sich packende Wortgefechte, die auch (Mord)-Drohungen enthalten.

Weitere Stammgäste in der Dorfkneipe sind Franzl (Andreas Hauer), ein ganz besonderer Casanova, und Rosas vermeintlicher Bruder Joe (Markus Waidele). Letzterer bringt mit seinem lässigen Auftreten als Frauenheld und mit Flirttipps die intakte Dorfidylle gehörig durcheinander. Dessen Charme kann vor allem Maria nicht widerstehen. Bei einer nächtlichen Party erleidet sie einen Filmriss, stürzt vom Balkon und verliert ihr Sündenbüchlein, mit dem sie beim Pfarrer punkten will. Mit der von Joe erhaltenen Anbaggerstrategie kommt Franzl hingegen bei Traudl mächtig ins Schleudern, weil er Redewendungen gar zu wörtlich nimmt. Galant redet er sich auf italienisch aus der Bredouille. Seine Liebesbriefe von Urlaubsbekanntschaften, mit denen er Traudl eifersüchtig machen will, entpuppen sich als Mahnschreiben eines Hotels, in dem Franzl so allerlei mitgehen ließ. Des Weiteren gesteht Rosa ihrem Gunther, dass Joe gar nicht ihr Bruder, sondern ihr Noch-Ehemann ist. Dass sie sich längst scheiden lassen will, glaubt ihr Gunther nicht und schickt sie weg. Richtig in Schwung kommt die turbulente Komödie, als Traudl und Maria zum Jungfrauenabschied einen Stripper engagieren. Weil dessen Absage bei ihnen nicht ankommt und sich der neue Dorfpfarrer im Gasthaus vorstellt, wird der Geistliche zunächst für den Stripper gehalten. Derb und ungezügelt plaudern die beiden Anwärterinnen auf den Haushälterinnen-Job intime Vorlieben aus. Als Gunther den Pfarrer begrüßt, wollen Traudl und Maria entweder im Erdboden zu versinken oder vom Blitz getroffen zu werden. Joe und Franzl hingegen wissen genug: Nach dem Motto "andere Länder, andere Weiber" gehen sie zusammen auf Tour. Gunter holt sich dafür Rosa zurück. Kann denn Liebe Sünde sein? Die Antwort darauf bleibt den Zuhörern überlassen. Klara Mäntele und Cäcilia Fischer führten Regie und halfen als Souffleusen den Darstellern im Notfall auf die Sprünge. Für die Maskerade sorgte Angelika Maier.