Der Wirt vom Gasthaus Martinshof gibt den Anstoß / Großbrände schlimme Erfahrungen

Schenkenzell. 50 Jahre war Hubert Maier im aktiven Feuerwehrdienst. In Schenkenzell schaffte das bislang nur einer. Was hat ihn in all den Jahren um- und angetrieben? Wir sprachen mit ihm über seine Erlebnisse und Motivation.

Der in Kaltbrunn geborene und aufgewachsene gelernte Gas-Wasser-Installateur und Baublechner war bis zu seinem Ruhestand bei der EnBW Energie Baden-Württemberg AG beschäftigt. Er hat zwei Töchter und drei Söhne, der jüngste ist 25. Jetzt wechselte Hubert Maier als Ehrenmitglied in die Alterswehr der Feuerwehr Schenkenzell/Kaltbrunn.

Schon im Alter von 15 Jahren waren Sie 1964 in die Feuerwehr Kaltbrunn eingetreten. Wie kam es dazu?

Wir, Klassenkameraden und Freunde, saßen zu zehnt im Gasthaus Martinshof in Kaltbrunn. Der Wirt klagte, dass die Feuerwehr Kaltbrunn total unterbesetzt sei. "So eine Arbeit schafft ihr ja doch nicht", provozierte er uns. Zum Trotz traten wir alle zehn geschlossen in die Feuerwehr Kaltbrunn ein und sind auch alle dort dringeblieben. Nach dem Gemeindezusammenschluss Kaltbrunn/Schenkenzell 1974 gehörten wir dann zur Gesamtfeuerwehr.

Wie lernte man damals das Feuerwehrhandwerk?

Als ich zur Feuerwehr kam, war ich schon im zweiten Lehrjahr, was bei meinem Beruf durchaus hilfreich war. Eine Grundausbildung wie heute gab es damals noch nicht. Die älteren Kameraden haben uns alles bei den Feuerwehrübungen beigebracht. 1982 machte ich an der Feuerwehrschule Bruchsal die Ausbildung zum Gruppenführer. Im theoretischen Teil lernten wir Brandschutz und Vorgehensweise bei Bränden, im praktischen Teil übten wir konkrete Einsätze.

Was waren ihr schlimmsten Erlebnisse im Dienst?

Zum Glück passiert in einer kleinen Gemeinde nicht soviel. Aber eingegraben ins Gedächtnis haben sich vor allem drei Einsätze. Zum einen der Großbrand der Turnhalle am Aschermittwoch 1985. In der Folge musste man auf die Festivitäten zum90. Jubiläum der Feuerwehr verzichten, weil es keine Festhalle mehr gab. Zum anderen der Großbrand des in der Ortsmitte gelegenen Hotels Dreikönige frühmorgens am 27. Februar 1986. Mit 23 Grad minus war es die kälteste Nacht des damaligen Winters gewesen. Wir mussten aufpassen, dass das Wasser nicht in den Schläuchen gefror. Das schlimmste Erlebnis war aber, als einmal ein Brand mitten im Wald gemeldet wurde, ein Haus in der Oberen Halde in Schenkenzell. Ich habe Blut und Wasser geschwitzt auf der Hinfahrt, weil ich nicht wusste, ob Menschen im Haus drin waren, und vor allem, wo wir da Wasser herkriegen sollten. Damals hatten wir noch kein Tanklöschfahrzeug. Es stellte sich dann heraus , dass es nur ein Feuer im Wald neben dem Haus war. Für die Leute in Schenkenzell hatte es so ausgesehen wie der Brand des Hauses. Zum Glück musste ich in dieser langen Zeit keine Toten bergen.

Und was war das schönste Erlebnis in Ihrer langen Laufbahn?

Im Jahr 2006 waren wir zum Kreisfeuerwehrfest in Rottweil. Als erste und einzige Wehr hatten wir eine junge Feuerwehrfrau dabei. Die Feuerwehrmänner aus anderen Gemeinden belächelten das etwas. Dann kamen die Übungen des Wettbewerbs. Da ist es immer so, dass der Einsatzbefehl laut wiederholt werden muss, um Missverständnisse zu vermeiden. Das Mädchen machte das so gut und so laut, dass es auf dem ganzen Festplatz zu hören war. Wir erwarben dann das silberne Leistungsabzeichen.

Sie haben jetzt mehr freie Zeit. Wie werden Sie die nutzen?

Ich werde nebenher einen Freund in seinem Sanitärin-stallationsgeschäft unterstützen. Und ich werde weiterhin mitmachen bei den Theateraufführungen des Gesangvereins Frohsinn Kaltbrunn.

u Die Fragen stellte Johannes Fritsche