"Musical-Mutti" Christine Dietrich bietet mit ihrer Mannschaft in Schenkenzell eine energiegeladene Show

Von Karin Schmidtke

Schenkenzell. Spritzig, erfrischend und voll sprühender Energie: "Musical-Mutti" Christine Dietrich und ihr Team fegten bei der Musical-Comedy förmlich über die Bühne der Schenkenzeller Festhalle.

Tosender Applaus belohnte den facettenreichen Einsatz der Musicaldarstellerin und Mutter aus Schiltach. "Zwischen Kittel und Kostüm" heißt das Bühnenprogramm der Dietrich. Erwartungsvoll auf den Abend hin hatten sich fast 250 Zuschauer auf den Weg gemacht. Keiner konnte ahnen, dass die Darstellerin ihr Publikum so schnell einnahm. Am wenigsten Dietrich selbst. Bereitwillig ließen sich die Gäste auf das Abenteuer einer Musical-Darstellerin und Mutter ein. Unterstützt wurde die professionelle Bühnenkünstlerin von den Tänzerinnen Claudia Moosmann aus Aichhalden und Aylin Zahal aus Schiltach sowie vom Pianisten Altfrid Weber aus dem Badhaus in Rottweil. Zuständig für die Licht und Tontechnik war Ehemann Stefan Dietrich, ein professioneller Theatertechniker.

Frech und aufmerksam blickt die junge Frau unter ihrer Lockenmähne hindurch in die Menge. Das schwarze Glitzertop, kombiniert mit dem Faltenrock in Altrosa und den schwarzen Pumps, passen ihr wie angegossen. Um sie herum ist Chaos. Ein Babykuschelfell mit Spielkram in einer Ecke. Im Hintergrund hängt ein Schuhregal von der Decke. Auf der rechten Seite hat Pianist Altfrid Weber sein Revier, ab und zu kommt Christine vorbei und braucht Kontakt. Wenn sie nicht gerade mit Sprühdose durch das Publikum hüpft und "Aber bitte mit Sahne" jubelt. Zum Knutschen drollig und atemberaubend ist die Powerfrau, die vor Schenkenzells Fahne jauchzt und mit Applaus überschüttet wird. Goldglitter-Konfettibomben lässt die Darstellerin explodieren und singt – ach, göttlich kann sie das. Was für eine Stimme! Immerhin ließ sich das Energiebündel mit 19 Jahren zur Musicaldarstellerin ausbilden. Davon singt sie gerne ein anekdotenreiches Lied. Das aber auf Hochdeutsch, denn die Schiltacher Mundart musste sie sich bei den Nordlichtern hart abtrainieren. Es folgen Interpretationsunterricht, Schauspiel, Sprechtraining, Akrobatik – einmal durch den Fleischwolf gedreht, macht sich die Künstlerin auf den Weg nach München zur großen Karriere auf. "Dort warten 5000 andere, schönere, größere, blondere und wichtiger als ich. Da helfen auch die guten Sprüche von der Verwandtschaft nicht mehr: "Mäusle, stell sie dir doch alle in Unterwäsche vor". Später rennt sie schwanger und kotzend zur Arbeit ins Theater. Mal sanft oder derb, mal tragisch oder tollpatschig, aber vor allem zauberhaft berauscht die Dietrich ihr Publikum. Köstlich ist die Mimik der Darstellerin, wenn sie ihr Publikum zum Sprechtraining animiert. "Bitte aus dem Zwerchfell atmen und dabei Beckenboden und Bauchdecke entspannen", fordert das hyperaktive Püppi wild gestikulierend auf. Dann heißt es "My fair Lady", oder vielmehr "My fair Mummy?". Und lautet statt "Hätt ich getanzt heut Nacht" zwischen Vorlesegeschichten nicht "Hätt ich geputzt heut Nacht?" Mit Selbstironie spart die schräge 33-Jährige nicht, vor allem als sie die Geburt ihrer Kinder ungeschminkt beschreibt. Bis ihr Mann heulte: "Du tust mir so leid", und sie kreischend konterte: "Halt die Klappe, ich muss pressen." Der Pianist muss den Staubwedel über sich ergehen lassen. Mit Kopftuch, Wischmob und Besen sorgt Christine Dietrich für Ordnung und Leichtigkeit im Gemüt. Professionell kommen die Tänzerinnen rüber. Zum "Conga Beat" vibriert die Bühne von den wilden Schritten, während Dietrich kurzzeitig mit dem Fläschchen zum Einsatz am Kinderbett ausrücken muss. Dann lässt sich die Sängerin mit einem roten Kleid auf der Treppe zur Bühne nieder und wird plötzlich ganz leise. Wunderschön singt sie das Lied für ihre Kinder "Alles das bist du für mich" von Udo Lindenberg. Zufällig entschied sich ihre kleine Tochter dafür, genau zu ihren Füßen zu spielen. Das Publikum tobt, will Zugaben und bekommt sie. 2015 soll das Stück im Badhaus in Rottweil erneut aufgeführt werden.