Die Schwallung Lay in Hinter-Kaltbrunn: Eine Sandsteinmauer verläuft hier quer über den Bach. In der Mitte ist eine Öffnung, darin befand sich einst eine Bohlenfalle. Foto: Schoch

Initiative mit Experten aus mehreren Kommunen setzt sich für den Erhalt der alten Holztransportsysteme ein.

Schenkenzell - Die Flößerei im Kinzigtal und seinen Nebenflüssen endete 1894. Noch vorhanden sind Reste von Schwallungen aus dieser Zeit auf Gemarkung Schenkenzell und Kaltbrunn. Der Arbeitskreis "Floßweiher" will sich der Zeugen der Vergangenheit jetzt annehmen.

Im Landkreis Rottweil wurden 2012/2013 die Kleindenkmale erfasst. In diesem Zusammenhang wurden auch in Schenkenzell und Kaltbrunn 121 Kleindenkmale und 439 markante ehemalige Landesgrenzsteine schriftlich und fotografisch dokumentiert, teilt der Arbeitskreis mit. Erfasst wurden auch die Schwallungen in der Lay, im Grüßgott-Tal, in Wittichen und im Heubachtal – alles Sandsteinbauwerke aus der Flößerzeit, einem einst bedeutsamen Gewerbe.

Heute fragt man sich, wie auf diesem armseligen Rinnsal des Kaltbrunner Baches in den Sommermonaten jemals ein Floß schwimmen konnte, außer bei Hochwasser. Die Lösung war, durch Stauungen künstliches Hochwasser, sogenanntes Schwellwasser, zu erzeugen. Die noch vorhandenen Schwallungen auf Kaltbrunner Gemarkung wurden alle um 1842 in massiver Bauweise neu erstellt. In der Lay waren es gleich zwei Stauweiher hintereinander mit Staulängen von 100 und 60 Metern. Bei dieser Wasserstaumenge waren die Staumauern bis zu acht Meter stark und 4,20 Meter hoch.

Nicht nur das Schwellwasser war für einen ordentlichen Floßbetrieb ausreichend. Auch das Bachbett musste geebnet, enge Windungen begradigt und Bäume und Büsche am Ufer entfernt werden. Dies war das "Bachrohmen", damals ebenfalls eine beschwerliche und zeitaufwendige Arbeit.

Die Gegenwart sieht anders aus. Für den Abtransport des Schwarzwälder Holzreichtums zu den Orten des Bedarfs stehen heute Spezialfahrzeuge, gut ausgebaute Waldwege und Straßen zur Verfügung. Die Flößerei, die vielen Menschen einen guten Verdienst brachte, ist Vergangenheit. Was aber blieb, sind die Floßweiher. Wohl nirgends im Bereich der oberen Kinzig und des Wolftals sind solche historische Bauwerke aus der Flößerzeit in dieser Größenordnung noch vorhanden, so der Arbeitskreis. Der Zahn der Zeit nagt aber auch an diesen Denkmalen. Starke Hochwasser spülen immer mehr die Mauerwerke aus. Sandsteine brechen aus. "Es ist also Eile geboten", so Heimatforscher Willy Schoch. Mit der Flößergruppe Schiltach fand er einen kundigen Ansprechpartner.

Zwischenzeitlich wurde ein Arbeitskreis Floßweiher gebildet, dem Experten aus Schiltach, Schenkenzell, Reinerzau, Alpirsbach, Ehlenbogen und Wolfach angehören. Dieser Arbeitskreis macht es sich zur Aufgabe, die alten Holztransportsysteme (Riesen, Schwallungen, Einbindeplätze) zu erfassen, zu dokumentieren und möglichst vor dem Verfall zu retten. Die Freilegung der Schwallungen ist die erste Aktion vor Ort im Herbst dieses Jahres. Die Fürstliche Fürstenbergische Forstverwaltung als Grundstückseigentümerin wird die Aktion auf ihre Kosten übernehmen. Damit wären die Bauwerke von den Fahrwegen aus wieder besser einsehbar.

Im nächsten Jahr ist dann vorgesehen, die Sandsteinmauern von Moos und sonstigem Bewuchs zu befreien. Langfristig gesehen, soll dann die Sanierung der Floßweiher angegangen werden. Der finanzielle Aufwand dürfte sicherlich nicht unwesentlich sein. Ohne die Mithilfe der Gemeinden Schenkenzell, Schiltach und Wolfach und vor allem durch eine Förderung durch den Naturpark oder Leader lässt sich aber so was nicht verwirklichen, dessen sei sich der Arbeitskreis bewusst.

Info: Flößerei

Etwa 600 Jahre lang wurde auf der Kinzig und Reinerzau mit ihren Nebenflüssen geflößt. Bis dahin ruhte der Holzhandel ganz auf der Flößerei. Geflößt wurde in der Hauptsache Stammholz, aber auch Scheiter und Rollen. Zuerst mussten die geschlagenen Baumstämme von den Hängen in die Täler zu den Bachläufen befördert werden. Dies geschah über Stein- oder Erdriesen.

Von dort wurden die teilweise über 30 Meter langen Holländerstämme mit Pferden an die Einbindeplätze gezogen zur Herrichtung der Floße. Dann wurde das Floß zu Wasser gelassen. Nun begann eine wilde, aufregende und gefährliche Fahrt talwärts. Ein Floß brauchte von der Lay oder Grüßgott im hinteren Kaltbrunner Tal bis zum Schenkenzeller Weiher bei der Schenkenburg rund eineinhalb Stunden. Dies aber nur dann, wenn keine Zwischenfälle eintraten. Zum Vergleich, ein Fußgänger braucht für dieselbe Strecke zweieinhalb Stunden.