Der Syrer Fares Aldabbos (links) leistet im Alpirsbacher Schwimmbad eine hervorragende Mitarbeit, total zufrieden ist Badbereiber Kapitoschka Koslowski. Foto: Schmidtke

Syrischer Flüchtling ist ein beliebter Mitarbeiter. Nur an die Pause denkt er selten.

Schenkenzell/Alpirsbach - Seit April arbeitet der syrische Flüchtling Fares Aldabbos im Alpirsbacher Freibad – und begeistert mit seinem Eifer seinen Chef Kapitoschka Koslowski.

"Ich bin total begeistert von Fares. Von der Arbeitsmoral her ist er unser bester Mann", sprudelt es aus Koslowski heraus.

Drei Monate ist es her, seit Fares im Schwimmbad begann, verlieren möchte ihn der Chef nicht mehr. "Fares denkt mit, sieht die Arbeit und packt an. Deshalb möchte ich ihn noch in weiteren Bereichen einsetzen", erzählt der Leiter des Schwimmbads weiter. Der 35-Jährige ist nicht nur ein "Schaffer", die Arbeit ist gleichzeitig Therapie.

Bomben regnet es in Deir ez-Zor in Syrien vom Himmel. Auf der Erde treibt der Daesh (IS) sein Unwesen, foltert und tötet die Bevölkerung. Mitten im Krieg arbeitet Fares als Fahrer mit einem Kleinlaster, oft zwölf bis 14 Stunden täglich. Der Single träumt von einer Partnerin an seiner Seite, mit der er eine eigene kleine Familie gründet. Der Terror zerstört diese Seifenblase. Das Wohnhaus ist zerstört. Fares‘ Eltern und Geschwister leben in Zelten, die Mutter erkrankt schwer an Diabetes. Die Brüder sollen in den Krieg eingezogen werden. Eine Waffe in der Hand? Menschen töten? Der Gedanke kommt nicht in Frage.

Aus Deir ez-Zor flüchtet Fares‘ mit seinen beiden jüngeren Brüdern, damals 16 und 18 Jahre alt und nimmt mit ihnen die Balkanroute. Bis auf zwei Brüder lebt der Rest der Familie mittlerweile in der Türkei. Bruder Maher arbeitet von dort aus für die Organisation "Syria relief" die Hilfsgüter wie Medikamente, Nahrungsmittel, Zelte und Kleidung auf einem der wenigen Wege über die Grenze zu den Menschen ins kriegsgeschundene Land liefert.

Im Dezember 2015 kam Fares mit den jüngeren Brüdern in die Unterkunft "Sonne" nach Schenkenzell. Dort lebt das Trio nach wie vor in einem der ehemaligen Hotelzimmer beengt zusammen. Der Mittlere bekam später extra ein kleineres Zimmer im Gebäude. Den Raum nutzt er aber wenig, Verlustängste plagen. Beide Jungs besuchen die Vabo-Klasse in Sulgen und sprechen schon gut Deutsch, der Jüngere kickt im Fußballverein.

Äußerst schwierig gestaltet sich aber die Suche nach Praktika. Beide fanden bislang keine Stelle. Und Fares? Die traumatischen Erlebnisse, die Flucht, das Heimweh, die Trennung der Familie, die fremde Kultur – das belastete ihn psychisch. Das äußerte sich in Schlaflosigkeit und wie im Hamsterrad kreisten die depressiven Gedanken. "Wir brauchen für Fares jetzt entweder einen Psychologen oder eine Arbeit", erkannte seine Betreuerin.

Mit dem heftigen Winterwetter im Januar kam eine erste Lösung. Eine Seniorin aus Schenkenzell brauchte kurzfristig eine Hilfskraft für den Räumdienst und weitere Arbeiten. Bald sah man Fares mit der Schippe Wege vom Schnee zu befreien. Das Gefühl gebraucht zu werden, war die beste Medizin für seine Seele. Bald vermittelte ihm das Jobcenter Schramberg eine weitere Stelle mit mehr Arbeitsstunden: Im Alpirsbacher Schwimmbad wurde ein Mitarbeiter gesucht. Die Zusage nach dem Vorstellungsgespräch gab Koslowski schnell.

Ab April ging es für Fares mit den Vorbereitungsarbeiten im Bad los. "Wir hatten extrem viele Reparaturen am Becken", erklärt Koslowski und fügt mit Blick auf Fares an: "Ich erklärte oft meiner Crew, was zu erledigen war. Aber im Handumdrehen hatte Fares bereits alles erledigt. Außerdem hat er immer gute Laune. Nur ein Problem gab es: Wir mussten Fares beibringen, dass er eine Pause einlegt".

Seit der Eröffnung gehören zu Fares‘ Aufgaben das Leeren der Mülleimer, das Hochdruckreinigen der Böden, Sanitäranlagen putzen, Geländepflege und das Säubern des Beckenbereichs. Jetzt soll sein Arbeitsfeld mit dem Einsatz im Kiosk ausgeweitet werden.

Die Stimmung im Mitarbeiterteam ist top, der Syrer gehört fest dazu. Nebenbei besucht Fares noch die Fahrschule und den Integrationskurs in Schiltach. Wenn nur das Deutsch besser in seinen Kopf ginge. Da hilft aber auch die Arbeit als praktischer Sprachkurs. Klar, gibt es manchmal sprachliche Missverständnisse, aber die werden notfalls per Übersetzer mit dem Smartphone gelöst.

"Den Fares lasse ich ungern gehen", sagt Koslowski, der den Arbeitsvertrag auf jeden Fall verlängern möchte. Absolviert Fares‘ noch den Rettungsschwimmer, klettert er Stück um Stück die Karriereleiter hoch.