... hineingeheiratet. Doch auch er lebt seit seinem 16. Lebensjahr im Wohnwagen. Er hat es sich ... Foto: StN

Sie sind Rummel gewöhnt. Ihr Zuhause sind die Kirmesplätze der Republik. Bevor die Massen von Samstag an zum Frühlingsfest strömen, haben wir uns in der Wohnwagenstadt der Schausteller umgeschaut.

Stuttgart - Sie sind Rummel gewöhnt. Ihr Zuhause sind die Kirmesplätze der Republik. Schausteller leben ein modernes Nomadenleben. Immer auf Achse - ein Leben im Wohnwagen. Zurzeit machen sie Station auf dem Cannstatter Wasen. Bevor die Massen von Samstag an zum Frühlingsfest strömen, haben wir uns in der Wohnwagenstadt umgeschaut.

Wir nehmen Sie mit in die Wohnwagenstadt

Auf dem Wasen ist eine kleine Stadt entstanden. Eine Stadt aus 500 Wohnwagen. Hier leben 200 Schaustellerfamilien. Die ersten kamen bereits vor sechs Wochen, um die großen Bierzelte aufzubauen. „Eine Woche vorher beginnt dann der Countdown“, sagt Martin Wilhelm vom Schaustellerverband Südwest. 250 Buden, Zelte und Fahrgeschäfte müssen bis Samstag stehen.

Die meiste Zeit des Jahres lebt Martin Wilhelm im Wohnwagen. Und das seit 27 Jahren. Damals hat er mit einer Gokart-Bahn angefangen. Inzwischen hat der 43-Jährige umgesattelt. Nun steht er in der Wasenschenke hinter der Theke. Die Saison geht von März bis Ende November. Dann gibt es noch den Weihnachtsmarkt. Pro Jahr baut er seine Schenke auf 17 Veranstaltungen auf.

Auf dem Frühlingsfest hat er einen 14 Stunden-Tag. Mindestens. Man muss richtig ranklotzen. So ein Stand auf dem Wasen ist teuer. Wilhelm bezahlt fast 5000 Euro Gebühr für die drei Wochen. Hinzu kommen Transport- und Personalkosten, sowie weitere Ausgaben. Ein Kilo Müll kostet zum Beispiel 30 Cent.

Um das wieder reinzuholen, muss er am Tag etwa 1300 Euro Umsatz machen. "Das ist schwer genug." Wegen des Geldes macht er den Job ohnehin nicht. Das hat andere Gründe. „Ich bin mein eigener Chef.“ Außerdem mag er es, ständig unterwegs zu sein. „Ich sehe jeden Tag etwas neues, was anderes kann ich mir gar nicht mehr vorstellen.“

Leben als Schausteller: Familientradition seit 1499

Wilhelm ist eine Ausnahme. Er stammt nicht aus einer Schaustellerfamilie. Er hat in die Branche eingeheiratet. Bei Emmanuel Schubert ist das anders. Er kam 1961 in einem Wohnwagen zur Welt. Seine Eltern logierten mit ihrer Reitbahn im bayerischen Lenggries auf einem Schützenfest. Stolz verweist er auf die Familientradition: "Erstmals wurden meine Vorfahren 1499 als Jahrmarktgaukler erwähnt".

Sein Sohn Kevin wurde 1989 in Stuttgart geboren. Nicht in einem Wohnwagen. Ein Krankenwagen holte die Mutter mit Blaulicht vom Wasen ab, und fuhr sie ins Marienhospital.

Inzwischen hat Kevin Schubert den Schießstand des Vaters übernommen. Für ihn war es nie eine Frage. Er wollte immer nur Schausteller werden. Vater Emmanuel hätte den Junior gerne in einem anderen Beruf gesehen. „Aber was soll’ man machen“, sagt der 48-jährige und zuckt mit den Schultern: „Es liegt uns eben im Blut.“