In der Kritik: Freiburg-Trainer Christian Streich. Foto: Bongarts

Trainerzoff, Schlägereien: Was ist bloß los an der Dreisam? Gerät die Freiburger Oase der Ruhe etwa ins Wanken? „Es ist keine schöne Woche gewesen“, räumt Christian Streich ein.

Freiburg - Trainerzoff in aller Öffentlichkeit, Polizeiermittlungen wegen einer Schlägerei zwischen 160 Anhängern aus Nürnberg und Freiburg – und die neue Homepage stellte der SC Freiburg auch noch ins Netz: Die Woche vor dem Derby beim VfB Stuttgart an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) verlief für Freiburger Maßstäbe turbulent. Nach dem Freiburger 3:2 gegen Nürnberg hatte sich FCN-Coach Gertjan Verbeek bitterlich über das gesten- und wortreiche Coaching von SC-Trainer Christian Streich beklagt. Dieser wies die Vorwürfe von sich. Der Nürnberger Sportdirektor Martin Bader legte via TV nach: „Es ist nicht mehr der beschauliche Breisgau“, knurrte Bader. Was ist bloß los an der Dreisam? Gerät die Freiburger Oase der Ruhe etwa ins Wanken?

„Es ist keine schöne Woche gewesen“, räumt Christian Streich ein. Ausführlich lässt der 48-Jährige die Ereignisse Revue passieren, beschränkt seine Aussagen aber auf sein eigenes Verhalten. Nachkarten in Richtung Nürnberg will er nicht. „Man sollte es dabei beruhen lassen“, sagt der SC-Trainer. Er macht einen aufgeräumten Eindruck – obwohl die anwesenden Journalisten ahnen, wie sehr ihn die Vorwürfe aus Nürnberg getroffen haben. Ein Stück weit äußert Streich Verständnis für seine Kritiker. „Vielleicht wäre es für mich auch schwierig, wenn ich auf der anderen Seite stehen würde“, erklärt er. Dass seine Art des Auftretens polarisiere, sei ihm bewusst. Er hat damit gerechnet, dass dies irgendwann zum Thema gemacht würde. „Schon mein ganzes Leben rede ich mit meinen Armen“, sagt er – und fuchtelt wie zum Beweis in der Luft herum.

Die Freiburger Fans, von denen mehr als 4000 in Stuttgart dabei sein werden, schätzen den SC-Trainer, so wie er ist. Die Energie, die dieser Mann vorlebt, bringt das Team in seiner täglichen Arbeit auf den Platz. Daran ändert sich auch diese Woche vor dem Spiel in Stuttgart nichts. Aus sportlicher Sicht verlief die Trainingswoche zufriedenstellend für den Tabellen-14. – verletzte Spieler gibt es keine neuen zu beklagen.

Einzig die Gelbsperre des früheren Stuttgarters Julian Schuster missfällt dem Freiburger Trainer. „Schade, dass er nicht dabei ist. Er ist ein enorm intelligenter Spieler, der auf dem Platz erkennt, was notwendig ist“, sagt Streich. Als Ersatzkandidaten für Schuster kommen Gelson Fernandes, Innenverteidiger Matthias Ginter – oder der wiedergenesene Nicolas Höfler infrage. Ansonsten präsentieren sich die Freiburger seit Wochen in einer starken Verfassung. Zehn Punkte aus vier Spielen konnte der SC zuletzt einheimsen. Schon jetzt hat Freiburg mit 17 erzielten Treffern seit der Winterpause mehr Tore auf dem Konto als in der gesamten Hinrunde (16 Tore).

Der Respekt vor dem VfB ist bei Streich dennoch riesig. „Stuttgart hat viele Spiele nur knapp verloren. Vom Potenzial gehört der VfB nicht dorthin, wo er steht.“ Seine Spieler müssten von der ersten Minute an mutig sein, um den Druck, unter dem der VfB steht, standhalten zu können. Denn bei all dem Trubel, der in dieser Woche auf seine Person auch niedergeprasselt ist – einer Erkenntnis ist sich der Trainer des SC Freiburg sicher: „Ich möchte nicht den Druck in so großen Städten wie Stuttgart oder Hamburg ertragen müssen.“ Mit Huub Stevens tauschen? „Das möchte ich nicht“, sagt Streich. Dann lieber doch der Breisgau, auch wenn es dort nicht immer beschaulich ist.