Europaabgeordnete Schwab: "Wahrscheinlichkeit, dass auch Deutschland Anschlagsziel wird, ist hoch".

Schwarzwald-Baar-Kreis - "Es war ein Schock". Erschüttert angesichts der Terroranschläge von Paris ist Andreas Schwab. "Unsere Solidarität gilt Frankreich", erklärt er. "Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, um unserer Sicherheit zu stärken", sagt Thorsten Frei.

"Es herrscht eine gewisse Sprachlosigkeit. Wir haben alle noch kein Konzept", räumt der Europaabgeordnete Schwab ein, der am Montag auf dem Weg nach Brüssel feststellen konnte, dass die Kontrollen verstärkt worden sind. Der Schlüssel liegt für Schwab in verstärkten Sicherheitskontrollen und einer besseren Zusammenarbeit der Sicherheitsorgane innerhalb von Europa. Dazu hält er es für notwendig, dass Bundesgrenzschutz und Polizei aufgestockt werden. Wie nahe ist das Ereignis wirklich? Könnte in Deutschland Ähnliches passieren. Frankreich, so Schwab, habe sich am Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat beteiligt.

"Wir sind in einer anderen Situation, aber man sollte sich nicht in Sicherheit wiegen. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch Deutschland Anschlagsziel wird, ist hoch". Für notwendig hält Schwab, dass in die Infrastruktur investiert wird. Beispielsweise was die Erfassung von Asylsuchenden angeht. Neben einem der toten Terroristen wurde ein syrischer Pass gefunden. Der Mann war offenbar als Asylsuchender eingewandert. Bedeutet das, dass mit Bürgerkriegsflüchtlingen auch getarnte IS-Kämpfer versuchen, ins Land zu kommen?

"Asylsuchende müssen registriert werden"

"In der Tat können wir es nicht zulassen, das Asylsuchende nach Deutschland kommen, ohne registriert zu werden", betont der Europaabgeordnete. Allerdings setzt er vor allem darauf, diejenigen Islamisten, die schon in Europa sind, zu kontrollieren. Als besondere Situation hier in der Region sieht Schwab die Grenznähe zur Schweiz. "Bundespolizei und Polizei bei uns sind nicht in einer guten Situation", betont er. Diese müssten personell aufgestockt werden. Die europäische Außengrenze müsse so gesichert werden wie früher die Binnengrenze Deutschlands

Jetzt beginnt demnächst die Vorweihnachtszeit mit großen Weihnachtsmärkten in Freiburg und im französischen Elsass , die schon früher als Anschlagsziele der islamistischen Terroristen galten. Sollten Bürger diese Märkte jetzt meiden? Nein, sagt Andreas Schwab: "Diese Personen wollen unseren Lebensstil ins Visier nehmen, wir sollten uns nicht darauf einlassen. Wir lassen uns unsere Freiheit nicht kaputt machen".

Was ist, wenn Frankreich das verbündete Deutschland für Einsätze gegen den IS in Syrien benötigt? "Es ist die Frage, ob das ein Krieg ist", sagt Schwab. "Der IS ist kein Staat. Unsere Solidarität gilt Frankreich". Das Thema werde die Debatten im europäische Parlament beherrschen.

Der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei hatte eigentlich das Fußballspiel auf der Heimfahrt im Radio hören wollen, als er stattdessen immer neue Schreckensnachrichten zu den Terroranschlägen erfuhr. Diese dürfe man, betont Frei, nicht einfach mit den Flüchtlingsströmen verknüpfen. Allerdings gebe es andererseits derzeit keine Kontrollen an den Grenzen, so dass Terroristen einreisen könnten, solange, bis "wir wieder Kontrollen einführen". Die Sicherheit müsse durch zusätzliche Polizeibeamte gestärkt werden. So sollen beim BKA 300 zusätzliche Stellen zur Terrorismusbekämpfung geschaffen werden. 3000 weitere Stellen werden bis 2018 bei der Bundespolizei entstehen. "Wir wollen, dass das Land es gleich tut und ein Anti-Terrorpaket schafft", erklärte Frei. Die Landes-CDU werde nächstes Wochenende 1500 zusätzliche Stellen für die Landespolizei fordern.

Was in Paris passiert ist, könne nämlich auch hier geschehen, meint Frei. Michael Aschenbrenner, Sprecher des Polizeipräsidiums Tuttlingen, ist ähnlicher Ansicht: "Die Anschläge in Paris haben auf erschreckende Weise vor Augen geführt, dass die Gefährdungslage hoch ist ", erklärte er. Das Polizeipräsidium lege einen Schwerpunkt in diese Richtung, allerdings bisher ohne zusätzliches Personal. "Eine Verknüpfung mit der Flüchtlingsfrage möchte ich nicht machen", so Aschenbrenner. In diesem Bereich habe das Polizeipräsidium bereits seit geraumer Zeit eine spezielle Einsatzkonzeption. "Das heißt, bei Erstaufnahmestellen haben wir eine erhöhte Polizeipräsenz – dabei werden Beamte von allen Dienstzweigen herangezogen. Die Kollegen sind natürlich besonders sensibilisiert, und ihre Wachsamkeit hat sich durch die Anschläge noch weiter erhöht."