Marlon Roudette gab sich bei seinem Auftritt beim Rottweiler Ferienzauber bescheiden. Weitere Höhepunkte des Programms folgen diese Woche unter anderem mit Doro Pesch. Foto: Schnekenburger

Ferienzauber legt guten Start hin. Weitere Höhepunkte des Programms sind Lisa Fitz und Doro.

Rottweil - Die ersten eineinhalb Wochen des 24. Rottweiler Sommerfestivals sind durch. Höhepunkt am Freitagabend: Marlon Roudette gastierte beim Ferienzauber, der immer wieder für eine Überraschung gut ist. Der Ferienzauber in diesem Fall – und auch der Londoner Sänger. Doch der Reihe nach.

Das Festival mit dem Anspruch, den im Sommerurlaub Daheimgebliebenen in der Region ein Programm für jeden Geschmack zu bieten und mit einzelnen Veranstaltungen auch Publikum aus der weiteren Umgebung anzusprechen, legte einen gelungenen Start hin: schwäbische Comedy vor ausverkauftem Zelt, Volkstümliches mit den Feldbergern als Stimmungsgarant, Herrn Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle, die zu ihrem 20. Geburtstag auch wieder beim Ferienzauber vorbeischauten, schließlich ein schweißtreibender Abend mit drei Kabarettisten und Comedians mit italienischen Wurzeln. Das bunte Programm kam bisher gut an.

Für Freitag stellte sich das Festival in einem Bereich ganz stark auf, für den es in den vergangenen Jahren immer wieder Angebote gab, die nicht so richtig passten. Es ist der Pop-Abend für das eher jüngere Publikum. Der Termin ist ungewohnt früh, denn dieser Abend ist für das Kraftwerk vorgesehen. Geplant ist ein Doppelschlag. Daniel Schuhmacher, Gewinner der sechsten Staffel von "Deutschland sucht den Superstar", soll ihn eröffnen. Dass der smarte Sänger aus Pfullendorf stammt, passt überdies ins Konzept, das als Support Künstler vorsieht, die irgendwie in der weiteren Region verwurzelt sind. Schuhmacher singt routiniert stark und erreicht seine teilweise weit gereisten Fans schnell. Zu leiden hat er unter dem Sound. Der überschlagende Bass lässt kaum Platz für Gestaltung.

Der Rest des Abends gehört Marlon Roudette. Auf dessen Verpflichtung sind die Veranstalter ein bisschen stolz. Immerhin gibt es nach der kleinen Frühjahrstour durch Deutschland kaum Auftritte des Ex-"Mattafix"-Frontmanns in halbwegs erreichbarer Nähe mehr. Roudette startete im vergangenen Jahr mit "New Age" erfolgreich seine Solo-Karriere. Im "Kolossaal" des Kraftwerks ist das Publikum gespannt. Ein paar hundert mehr hätten es schon sein können, doch die Stimmung ist gut, und das überträgt sich auch auf Roudette, der sich im Übrigen ganz bescheiden gibt.

Ein bisschen Akustikgitarre, ein bisschen Gesang, später ein bisschen Steeldrum, dann in ganz eigenartiger Verzückung ein paar Erzählungen. Marlon Roudette ist ein Songwriter modernen Zuschnitts, auch wenn er nicht alleine arbeitet. Er ist einer, der die musikalischen Einflüsse der Karibik, wo er aufwuchs, ganz selbstverständlich in seine Musik einarbeitet, HipHop-Elemente bei Bedarf hinzu nimmt und sich auch vor kleinen Rockriffs oder Blues-Figuren nicht scheut. Um sich hat er ein Trio versammelt, das zurückhaltend und doch präsent begleitet, was genau Roudettes Stil entspricht.

Rhythmus und Melodik sind ausgeprägt und bilden eine Linie durch den Abend, in die Roudette sich ganz zwanglos einklinken kann, ob er jetzt über Darfur singt oder über das Leben. Marlon Roudette ist auch ein Poet, der mit Abgrund und Hoffnung gleichermaßen umzugehen vermag. Und das wiederum gab er am Freitagabend dem Publikum zurück.

Heute Abend steht Lisa Fitz beim Ferienzauber im Zelt, morgen kommt die Erste Allgemeine Verunsicherung ins Kraftwerk, und Freunde der Metal-Hymnen können sich auf Donnerstag freuen: Doro Pesch ruft.

Weitere Informationen:

www.ferienzauber.de