Der Altbürgermeister stirbt im Alter von 88 Jahren / Er hat den Europa-Park in die Gemeinde geholt

Rust (sl). Erich Spoth ist am Montag im Alter von 88 Jahren gestorben. Von 1961 bis 1989 war er Bürgermeister der Gemeinde Rust, die ihn 2001 zu ihrem Ehrenbürger ernannt hat.

Rathauschef Günter Gorecky würdigte gestern gegenüber unserer Zeitung die Verdienste seines Amtsvorgängers: "Mit seinen Leistungen könnte man ganze Bücher füllen", so Gorecky. Spoth habe unter anderem den Ausbau des Kindergartens und des Straßennetzes sowie die Erweiterung der Grund- und Hauptschule verwirklicht. "Wohin man in Rust auch schaut, sind Zeugnisse seiner Initiative und Tatkraft sichtbar", betonte Gorecky.

Erich Spoth hatte eine Ausbildung zum gehobenen Verwaltungsdienst absolviert und es bis zum Regierungsinspektor gebracht, ehe er 1961 zum Ruster Bürgermeister gewählt wurde. Dort habe er eine funktionsfähige Gemeindeverwaltung aufgebaut und Dorfentwicklung betrieben, "als man diesen Begriff noch gar nicht kannte", sagt Gorecky. "Er hat die Weichen gestellt, damit aus dem zuvor armen Dorf Rust eine attraktive, lebendige Wohngemeinde mit hoher Wohnqualität und ausgezeichneter Infrastruktur geworden ist", zollte Gorecky seinem Vorgänger Respekt.

"Rust hat sich unter seiner Führung sehr gut entwickelt, dabei aber seinen dörflichen Charakter bewahrt", stellte der amtierende Rathauschef fest, der eine weitere Lebensleistung des Altbürgermeisters hervorhob: "Bei der Gemeindereform wollte Erich Spoth die Eigenständigkeit von Rust bewahren, und das hat er ja auch geschafft."

Spoth entstammt einer alteingesessenen Ruster Familie. Unter seiner Führung ist die Gemeinde vom Fischerdorf zur Touristenhochburg aufgestiegen, war er es doch, der dem Europa-Park die Türen geöffnet hat. Ein Freizeitpark war Anfang der 70er-Jahre etwas Neuartiges – doch der damalige Bürgermeister Spoth hat das Potenzial erkannt und die Macks mit offenen Armen empfangen. Damit war er weitsichtiger als andere Lokalpolitiker, bei denen die Familie Mack mit ihrem Plan einer Freizeitparkgründung zuvor gescheitert war. Franz Mack und sein Sohn Roland hatten bei der Suche nach einem geeigneten Standort erst ein Auge auf Breisach geworfen, speziell auf ein Gelände beim dortigen Europa-See. Doch das Wasser- und Schifffahrtsamt legte sein Veto ein. Danach sollte es ein Areal bei Neuenburg an der A 5 sein. Diesmal hatte das Autobahnamt Stuttgart etwas dagegen.

Rust war die Rettung: Erich Spoth stellte der Familie Mack das Gelände rund um das Schloss Balthasar zur Verfügung – die Keimzelle des 1975 gegründeten Europa-Parks, der von damals 16 Hektar auf heute 90 Hektar gewachsen ist, der größte Freizeitpark im deutschsprachigen Raum sowie der besucherstärkste saisonale Freizeitpark der Welt ist. "Erich Spoth hat den Europa-Park nach Rust geholt", hat auch Gorecky gestern betont.

Spoth war in Rust Ehrenpräsident der Musikkapelle, Ehrenvorsitzender des DRK-Ortsvereins und Ehrenpräsident der Narrenzunft. Er hat drei Söhne, sechs Enkelkinder und zwei Urenkel.

Die Trauerfeier ist am Freitag, 12. Oktober, ab 14.30 Uhr in der Pfarrkirche Petri in Ketten, anschließend ist die Beerdigung.