Michel Barnier (von links), Andreas Schwab und David McAllister hören bei der Auftaktveranstaltung am Montagabend konzentriert zu. Foto: Maier

Parteien vereinen im Europa-Park ihre Kräfte für die Wahl des Europäischen Parlaments am 25. Mai.

Rust - Noch 39 Tage bis zur Europawahl am 25. Mai: Die CDU und ihr französisches Pendant UMP haben am Montagabend im Europa-Park Rust den deutsch-französischen Wahlkampf eröffnet. Ihr gemeinsames Ziel: Die Europäische Volkspartei (EVP) soll stärkste Fraktion im Europäischen Parlament (EP) werden.

Die deutsch-französischen Beziehungen stehen den ganzen Abend im Mittelpunkt: Die Redner aus den beiden Mitgliedsländern der Europäischen Union (EU) wechseln sich ab. Sie sprechen die Besucher im voll besetzten Saal "La Scala" im Hotel Colosseo in beiden Sprachen an. In einer Kabine dolmetschen zwei Frauen die Reden, die Besucher hören über Kopfhörer zu. Die Politiker verweisen auf die gute Zusammenarbeit der beiden Nachbarstaaten in der EU und das historisch bedingte besondere Verhältnis. Und wie präsentieren sich die deutschen und französischen Wahlkämpfer bei der Auftaktveranstaltung?

"Ich bin kein Super-Technokrat aus Brüssel, ich bin ein Politiker mit Wurzeln und einer Meinung", sagt Michel Barnier, EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen. Als Ziel für die Europawahl erklärt er, die EVP solle stärkste Kraft im Europäischen Parlament werden. Die EVP, der Zusammenschluss aus christlich-demokratischen und konservativ-bürgerlichen Mitgliedsparteien aus der EU, trete laut Barnier für die soziale Marktwirtschaft ein. Dadurch könne die durch die Finanz- und Schuldenkrise verursachte "Karikatur des Liberalismus beiseite geräumt" werden.

Barnier führt die wirtschaftliche Stärke Deutschlands an, an der sich sein Heimatland orientieren müsse. Auch der soziale Dialog funktioniere hierzulande besser als bei ihm zu Hause. »Wer sich ausruht, wird verlieren«, gibt er Europa mit auf den Weg. Barnier bezieht sich auf eine Prognose, nach der im Jahr 2050 kein EU-Mitglied mehr zu den G8-Staaten gehören werde. Deshalb trete er für ein unabhängiges, souveränes und freies Europa ein. Er wolle kein Europa unter dem Einfluss der USA und Chinas.

Gleichzeitig eloquent und emotional trägt Barnier seine Positionen zur Europawahl vor. Die zahlreichen Franzosen im Publikum aus dem Elsass und der Franche-Comté quittieren seine Aussgen mit Jubelschreien und schwingen mehrfach ihre Landesfahne.

Barniers deutscher Amtskollege Günther Oettinger, EU-Kommissar für Energie, nimmt kurzfristig aufgrund eines Treffens der EU-Außenminister wegen der Krim-Krise nicht an der Auftaktveranstaltung teil.

David McAllister, Spitzenkandidat der CDU Deutschland für die Europawahl und ehemaliger niedersächsischer Ministerpräsident, stößt mit 55-minütiger Verspätung nach Rust. "Mehr Europa im Großen, weniger Europa im Kleinen" – so beschreibt McAllister sein Leitmotiv. Europa solle sich um die großen Leitlinien und nicht um die Details kümmern. Er geht emotional auf seine Biografie und die schottischen Wurzeln ein. "Ich bin ein überzeugter Europäer", erklärt McAllister. Für den Wahlkampf ruft er das Motto "Jetzt gilt es, Kurs zu halten" aus, um ein starkes und handlungsfähiges Europa zu ermöglichen.

McAllister präsentiert seine Ansichten zur Europawahl pointiert und überzeugend. Für den Wahlkampf gibt er den Dreiklang »die EU ist wichtig, das EP ist wichtig und die EP-Wahl ist eine Richtungsentscheidung« vor. Die deutschen Zuhörer unterbrechen McAllisters Auftritt immer wieder mit lautem Beifall.

Der Glaube an Europa und die besseren Fremdsprachenkentnisse seien laut Arnaud Danjean, französisches Mitglied des Europäischen Parlaments, ausschlaggebend, weshalb die deutschen EP-Abgeordneten effizienter arbeiteten als andere. Andreas Schwab, südbadischer EP-Abgeordneter aus Freiburg und Europakandidat, sei für ihn nicht nur ein Kollege, sondern ein Freund: »Wir arbeiten sehr gut zusammen«, betont Schwab, auf dessen Einladung die Auftaktveranstaltung in Rust auch stattfindet.

CDU und UMP haben am Montagabend einen gelungenen Einstieg in die heiße Phase des Europawahlkampfs gefeiert. Den Weg bis zur Wahl am Sonntag, 25. Mai, gehen sie gemeinsam.

Wie nah sich Deutschland und Frankreich im Europawahlkampf sind, demonstriert McAllister am Ende der Auftaktveranstaltung: Er schwingt die französische Fahne, die ein junger Franzose mitgebracht hatte, auf der Bühne und lächelt. Zahlreiche junge Anhänger der CDU und UMP versammeln sich um McAllister und Schwab.