Johannes Goritzki (links) am Cello und Alison Rhind am Klavier bereichern das Festival. Foto: Friederichs Foto: Schwarzwälder-Bote

Sommersprossen: Johannes Goritzki und Alison Rhind begeistern mit großer Kammermusik im Vinzenz-von-Paul-Hospital

Große Kammermusik hat das sechste Konzert des Klassikfestivals Sommersprossen im Jugendstilsaal des Vinzenz-von-Paul-Hospitals geboten.

Rottweil. Zwei hervorragende Interpreten, Johannes Goritzki, Violoncello, und Alison Rhind, Klavier, brachten in feinsinniger Musikalität drei überaus unterschiedlich Sonaten zu Gehör. Die Sonate F-Dur op. 5 des jungen Ludwig van Beethoven, 1796 als seine erste Cellosonate entstanden, erschien in ihrer Grundtendenz spielerisch leicht. Im ungewöhnlichen langsamen Anfangssatz eröffnete das Cello das Melodiethema, gefolgt vom Klavier in äußerster Zartheit, ehe beide kraftvoll ins groß dimensionierte Allegro überleiteten. Schon mit den ersten Takten wurde die große Dichte und wunderbare Einheit im Zusammenspiel beider Musiker hörbar: der klar perlende Anschlag am Klavier, die lang gestrichene Tiefe des Cellos. Nach kraftvollen Crescendi erzielten beide in behutsamen Retardierungen ungeahnte Spannungswirkung. Im Allegro vivace, das in leicht variierter Weise das Melodiethema aufgriff, fanden Cello und Klavier zu unbeschwerter Harmonie.

Ganz in Kontrast zu Beethoven stand die Sonate d-Moll des ebenfalls jungen Dmitrij Schostakowitsch aus dem Jahr 1934. Die Lage im stalinistischen Russland war für viele Künstler, so auch für Schostakowitsch, lebensbedrohlich. Waren die schnellen Sätze zu Beginn noch von anmutig tänzerischem Duktus, steigerte im Allegro-Scherzo das Klavier in hartem stählernem Anschlag das Tempo, so wirkte die Flageolett-Streichung des Cellos kontrastierend warm retardierend. Grandios meisterten beide den Wechsel in das Forte-Tempo.

Der menschlich bewegendste Satz ist das Largo, das in h-Moll wechselt. Das Cello in klagender, im Forte fast schreiender Tonlage, das Klavier in tiefer dunkler Klangfarbe, beide nach dem Fortissimo in lautloser Stille endend. In meisterhafter Sensibilität brachten Johannes Goritzki und Alison Rhind die menschliche Ausweglosigkeit Schostakowitschs zum Ausdruck, die in diesem Largo verborgen ist.

Mit der Sonate für Violoncello und Klavier von César Franck, 1886, zwei Jahre vor seinem Tod geschaffen, setzten die Musiker den Schwerpunkt auf die Romantik. Immer wieder hörbar das melodiöse Mottothema. Zu Beginn im Allegro ben moderato begannen die Musiker in verhaltenem Tempo, aber kraftvoll die Melodie entwickelnd. Sich steigernd im Allegro überwogen extreme Tempi in hoher Tonlage des Cellos und dahinperlendem Stakkati des Klaviers. Von herausragender Musikalität gekennzeichnet entwickelten beide Musiker das langsame Rezitativ.

Johannes Goritzki wechselte von höchsten Höhen des Cellos in wunderbar weichgestrichene Tiefen, beinahe ins Extatische gesteigert, das Klavier die Cellopassagen leicht perlend unterlegend, beide in weichem gesanglichen Duktus in die Fantasia mündend. Noch einmal alle Klangregister in höchster Steigerung aufbietend beendeten die Musiker im strahlenden Dur-Allegretto diese schwebenden Klangbilder hochromantischer Musik des gereiften Komponisten.