Quelle: Unbekannt

Ferienzauber: 400 Besucher feiern gestern mit dem Chaostheater "Oropax" den Auftakt am Wasserturm

Rottweil. Also gut. Das Klischee vorneweg: Welche Comedytruppe schafft es, minutenlang Programm einfach so zu gestalten, indem einer sagt: "Ich bin oin Mönch", oder einer mit Strohkranz auf dem Haupt auf die Bühne kommt und einfach nur so da ist? Ja, er wird sagen: "Ich bin oin Mönch". Oder aktuell auch: "Ich bin oin Shalom-Mönch", weil er eben einen Schal am Kranz hat, und weil der ein bisschen so aussieht, als stamme er aus dem Nahen Osten.

Dass gestern Abend im Zelt unterm Wasserturm gut 400 Besucher exakt auch bei diesen Szenen kaum noch an sich halten können, hat einen guten Grund. Besser drei. Denn zum einen ist der Mönch beim Chaostheater Oropax Kult, zum anderen gehören die Gebrüder Martins zum Ferienzauber-Zelt wie der Wasserturm zum Ferienzauber-Biergarten – wie Ferienzauber-Chef Reiner Armleder zur Begrüßung sagt, und schließlich ist das Duo – das muss man trotz und wegen Kultstatus, Ferienzauber-Tradition und was sonst noch auch sagen – einfach gut.

Nach der gelungenen Ouvertüre der 29. Auflage im Kraftwerk, ist das Festival seit gestern auch am angestammten Ort unterm Wasserturm gestartet. Der Klassiker verfehlt seine Wirkung nicht. Auch das aktuelle Programm "Faden & Beigeschmack" ist ein ziemlich turbulentes Vergnügen. Der Oropax-Humor polarisiert. Die Zutaten sind vertraut: Wo ein Tabu anfängt, fängt Oropax an, an den Rändern zu kratzen, bis sich die Grenzen eine neue Heimat suchen müssen. Vor allem aber zelebrieren die beiden ihr munteres Wort- und Assoziationsspiel. Gerne auch unter Einbeziehung des Publikums. Nach der Küche kommt die Wolle. In die kriegen sich die Brüder sprichwörtlich und tatsächlich. Und man mag kaum glauben, in wie vielen Wörten "woll" phonetisch gesehen vorkommt, wie, wozu und zu was man Wolle verarbeiten kann, welche Abgründe sich unter Häkelperücken auftun und welche Steilvorlagen für mehr oder weniger erfolgversprechende Anmachversuche das ganze Vokabular hergibt.

Natürlich geht es an diesem Abend nicht nur ums Stricken, kein geringerer als Darth Vader II kommt mit rasselndem Luftpumpenatem, kapuzenverdecktem Gesichtsfeld und Laserschwert mit Kurzkabelanbindung ins Zelt, die russische Seele wartet auf "Gehilfe", das kann der Bruder sein oder auch eine Handreiche von Wladi, dem Stichwortgeber von der Russlandkarte. Ach ja, und dann, Volker mag’s nicht glauben, Thomas feiert ihn mit zerknautschtem Gesicht und das Publikum sagt sich den Text vor, bevor er noch ausgesprochen ist – weil er so oft ausgesprochen war und in Rottweil zum Ferienzauber-Inventar gehört: "...oin Mönch". Bei den beiden und ihrem Publikum könnte das glatt für die zwei Stunden Programm reichen.