Foto: Schnekenburger

Sommerfestival legt trotz wachsender Konkurrenz zu. Rund 15.000 Besucher. Veränderungen wirken sich positiv aus.

Rottweil - Nach viereinhalb Wochen Sommerfestival zufriedene Gesichter: Der 26. Rottweiler Ferienzauber ist Geschichte. Zwar noch nicht ganz abgerechnet, doch wohl auch wirtschaftlich ein Erfolg. Das ist freilich nicht das wichtigste.

Die Zahlen sind beeindruckend. Bei 19 Abendveranstaltungen reißen die Besucherzahlen die 15.000er-Marke. Das sind rund 1500 zahlende Gäste mehr als im vergangenen Jahr - und das, obwohl es beim 25. Ferienzauber noch 21 Veranstaltungen gegeben hatte und in diesem Jahr die Party-Night deutlich hinter den Erwartungen zurück blieb. "Wir hatten bei der 'Energy Base' 700 bis 800 Besucher weniger als sonst", erklärt Mike Wutta. Der Geschäftsführer des Festivals macht im selben Atemzug aber auch deutlich, dass die Gesamtzahl ein sehr gutes Ergebnis sei. Nicht nur vor dem Hintergrund der Verkürzung um zwei Abende, sondern insbesondere in einem sich verändernden Umfeld mit zunehmender Konkurrenz.

Streng genommen muss man feststellen, dass der Ferienzauber sogar richtig gut zulegen konnte, obwohl sich in Schlagweite in den vergangenen zehn Jahren eine ganze Reihe Festivals und Wochenendveranstaltungen etabliert haben. Wenn, beispielsweise trotz der starken Konkurrenz mit Xavier Naidoo und Sunrise Avenue, die am vergangenen Freitag und Samstag in Balingen Tausende Besucher lockten, die Veranstaltungen im Kraftwerk bei ähnlicher Publikumsstruktur sehr gut besucht beziehungsweise ausverkauft waren, ist das ein weiterer Hinweis auf den Stellenwert, den das Rottweiler Festival genießt.

Natürlich spielt auch das Programm eine Rolle: Opernaufführung im Kraftwerk und Führungen durch das von Paul Bonatz entworfene Gebäude, sie standen für dieses Jahr übrigens zur Disposition, sind Angebote, die andere Festivals nicht haben, nicht haben können. Dass man vor ein paar Jahren beschlossen hat, das Mundart-Comedy-Programm am Wasserturm wieder etwas zurückzufahren, hat der Vielfalt gut getan. Auch dieses Jahr gab’s "Mauldäschle" und Co., aber eben auch Django Asül und voXXclub, Gogol und Mäx oder Kay Ray. Letztere beiden waren die Veranstaltungen mit den geringsten Besucherzahlen. Doch im Zelt verloren sich die Gäste keineswegs. Und ein Festival wie der Ferienzauber müsse sich solche Veranstaltungen leisten dürfen, ist Wutta überzeugt. Über allem stehe schließlich die Idee, einen Abend für jeden Geschmack bieten zu können.

Es hat sich genauso ausgezahlt wie die Umstrukturierung des Festivalgeländes am Wasserturm, dazu die Überformung der Sonntage und die Aufwertung der kostenfreien Abende. Jeder Sonntag hat jetzt ein eigenes Gesicht: Es gibt den Eierflug-Sonntag, den Sparkassen-Familientag, den Kinderflohmarkt-Sonntag mit Weißwurstfrühstück. Die Profile sind geschärft - und sie kommen an. Wie das erweiterte Angebot für Kinder, das in diesem Jahr auch räumlich noch einmal verändert wurde. Hüpfen, schminken, basteln, sandeln, ob mit oder ohne Eltern: Auch der Nachwuchs hat den Ferienzauber (wieder) für sich entdeckt. Und mit ihm wieder zunehmend jugendliches Publikum, das die Besucher gesetzteren Alters allerdings nicht verdrängt.

Der Ferienzauber 2014 war auch im Biergarten eine bunte Mischung. Gerade der Wasserturm werde wieder, wie ganz zu Beginn, als "Urlaub zuhause" wahrgenommen, als "Treffpunkt in der Region für die Region", erklärt Wutta. Sogar bei bescheidenem Wetter war der Biergarten mit seinen unterschiedlichen Aufenthaltsmöglichkeiten, aber auch dem gastronomischen Angebot, das überschaubar und doch vielfältig ist, nie wirklich leer. Noch vor fünf Jahren hatte es bei ähnlichen Wetterbedingungen deutlich anders ausgesehen.

Im Wissen, dass die Wahl der Highlights, Beispiel Nena, für die man dieses Jahr durchaus Risiken eingegangen ist, funktioniert und die kleinen Drehungen an den Stellschrauben ihre Wirkung in positiver Hinsicht erreichen, will man so weitermachen. "Dranbleiben", heiße das Motto, aber auch "Evolution statt Revolution" bleibt Programm. Und die sieht so aus: 2015 kompaktere Blöcke im Kraftwerk vor Ferienbeginn und nach dem Wasserturm, Start am Wasserturm pünktlich zum Ferienbeginn. Genau so wie dieses Jahr. Ganz neu: Schon jetzt steht der erste Act für den 27. Ferienzauber fest. Am Freitag, 21. August 2015, spielt Comedian Rüdiger Hoffmann im Kraftwerk.