Zeus und Michael Wirbitzky aus der SWR 3-Morningshow blödeln sich durch den voll besetzten Bärensaal. Fotos: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Große Fangemeinde bei SWR-Moderatoren / Vor 20 Jahren erste CD aus dem Bärensaal

Schramberg (ks). "Du siehst aus wie ein Frosch mit Durchfall", rümpft Wirby über "Saschispatz" die Nase. Das Duo Sascha Zeus und Michael Wirbitzky, bekannt aus der SWR 3-Morningshow, gastierte am Samstag im ausverkauften Bärensaal mit zweistündigem Programm.

Im froschgrünen Trainingstarnanzug grüßte Sascha Zeus die Gäste und holte sie sich gleich zu Sympathisanten. Die Rollen sind klar verteilt. Hänfling Wirby teilt deftige Sprüche aus und der putzige Bärchentyp Zeus steckt sie ein. Vor allem aktuelle Themen werden durch den Kakao gezogen. Situationen aus dem Alltag werden überspitzt und trocken parodiert. An welchem Kochkurs nimmt man teil? Dem für lesbisch-vegetarisch oder mehr thailändisch-tolerant? Die Comedyfigur Peter Gedöns aus Bonn meckert direkt vom Kreuzfahrtschiff mit Kapitän Carlo Collossini ins imaginäre Telefon. Peter Gedöns brummt unter der riesigen Hornbrille und Toupet trocken: "Die Perrücke habe ich selbst gebastelt. Die Katze konnte ich sowieso nicht leiden". Derweil trägt Saschispatz das Gedicht von der Gemse in der Themse vor.

Die Männer von heute sind jung und haben 300 Zähne im Mund, weiß Wirby und legt nach "Frauen schmieren sich dann Lätta aufs Brot oder spritzen sie sich in die Lippen". Der Humor ist schwarz, und so kommt auch die demografische Entwicklung auf den Tisch. Statt im Schaukelstuhl Doppelherz zu saufen, kann man unkonventionellere Lösungen gegen das Altern finden. Ob Autoaufkleber mit "Ich bremse auch für Rentner" Sinn machen? Warum nicht Rentner zur Kur nach Afghanistan schicken?", schlägt Wirby vor (der am liebsten Akkus aus den E-Bikes klaut).

Doch der Rentner von heute bekommt seine Lebensversicherung von der Hamburg Alzheimer und kauft damit Jack Wolfskin Jacken, um mit 97 Jahren auf Bergtour zu gehen. Dafür können die Alten nachts nicht schlafen und schalten um drei Uhr die Glotze für "Sturm der Liebe" ein.

Doch auch Kinder sind die Pest, kosten Geld, machen Dreck – selbst frisch gepresst. Dafür sind die Kleinen in der Pubertät ausgeglichen. Die Pickel, so groß wie Gullideckel, haben sie sich verdient.

In welcher Welt leben wir eigentlich? Das fragt sich da Zeus. Und der Wink geht zu den stets gleich wirkenden Innenstädten. Der Panflötenterrorist spielt vor Douglas die Rache der Azteken. Saschispatz weiß das genau, denn er ist der einzige Radiomoderator mit dem schwarzen Gürtel in Geschichte. In bunten Ponchos hüpfen die Spaßvögel über die Bühne. Vor 20 Jahren nahmen sie von derselben Bühne aus die erste CD der Gagtory auf, von den Beiden unvergessen. Schramberg ist für sie also ein kleines Jubiläum. Stoff geben natürlich die Russen her. Die Bayern mit ihrem trainierten Bierkonsum sowieso und die Frauen im Allgemeinen. Eine schillert besonders heraus: Kathrin Vierthaler alias Zeus, Tochter eines bayrischen Metzgers, der die Kühe noch von Hand erwürgte. Die Mutter bog bei der Deutschen Bahn Eisenbahnschienen von Hand. Ihre Versprecher haben Kultstatus. Da stärkt nur noch das "Selbermachermüsli" in Anspielung auf die Seitenbacher-Werbung.

Wirby hüpft mit den passenden Requisiten in die Rolle des gutmütigen Hausmann Alex. Dagegen hält Macho Zeus als Nachbar in der Lederhose aus Känguruhmöpsen. Rechtsdrehendes Gemüse mit freilaufenden Nudeln werden dem Sitzpinkler serviert. Die Lachmuskeln stehen unter Dauerbeschuss. Man muss auch an Leute denken, denen es nicht so gut geht. An die Griechen. Alle denken, Griechen seien Steuerbetrüger und hätten im Hafen eine Yacht. Völliger Quatsch, manche haben auch zwei Yachten.

Auch wenn hochwertiger Beton keinerlei Tradition in Griechenland hat, gibt es einen Auszug aus "Nix verstehn in Athen". Wirby mimt den Bauunternehmer Mikis Zementidis. Zeus und sein fetter Oberlippenbart verkörpern den zweitbesten Mitarbeiter Janis Komplizis. Das Publikum spielt Rezina. "Rezina?" – Ja Papa?" - "Lewandowsky ist ein Verräter" – "Ist gut, Papa". Es folgt Ekliges aus der Lieblingsrubrik Körperhygiene und Fäkalien. Auf Pferderollern reiten die Freunde in die Morgensonne – auch wenn sie nicht scheint – und besuchen den Discounter des Weißen Mannes. Oder so.

Nach der Pause gibt es "Flying with Kasachstan Airlines", mit Helene wird die Welt erkundet. Die Selbstmordrate in China steigt? Und heißt Mumbay nach dem jüngsten Anschlag nicht wieder Bombay?

Wahre Liebe findet heutzutage nur beim Speeddating – und bei Dagmar aus dem Publikum. Wirby holt sie auf die Bühne und im Wettstreit wird die junge Frau umworben. Nudelsaschi zieht die Niete und bekommt doch die Lorbeeren. Klar, der Münchner mit Weißwursttemperament hängt auch an der Hinterziehungsnadel. Beide erklimmen den Mount Everest. Nur am Espresso-Cappucchino-Vollautomaten fühlen sie sich wie Vollidioten. Aus Frust gibt es einen politischen völlig unkorrekten Witz. Und auch der Fußballsport darf noch dran glauben.

Zurück im verschnarchten Rentnerkaff Baden-Baden, in dem man mittlerweile auch mit russisch gut durch komme, ist das Traumpaar ab dieser Woche wieder zwischen fünf und neun Uhr im Radio zu hören.