Mehr als doppelt so viele Wohnungseinbrüche als im Vorjahr weist die neue Kriminalitätsstatistik für die Stadt Rottweil aus. Foto: Marks

Neue Kriminalitätsstatistik für Rottweil: 302 Straftaten mehr als im Vorjahr. Bundesweitem Trend geschuldet.

Rottweil - In der neuen Kriminalitätsstatistik für die Stadt Rottweil 2014 ragt ein Faktor besorgniserregend heraus: Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat deutlich zugenommen. Die Zahl der Straftaten ist insgesamt um 24,7 Prozent gestiegen.

Rottweils Bürgermeister Werner Guhl, Fachbereichsleiter Bernd Pfaff sowie Polizeioberrat Michael Schlüssler, Leiter des Polizeireviers Rottweil, stellten die Polizeiliche Kriminalitätsstatistik für den Bereich der Großen Kreisstadt Rottweil vor.

Im Jahr 2014 stieg die Zahl der registrierten Straftaten im Zuständigkeitsbereich der Großen Kreisstadt Rottweil um 302 Delikte im Vergleich zum Vorjahr. Dies ergibt eine Zunahme von 24,7 Prozent. Von den insgesamt 1523 registrierten Straftaten wurden 932 Straftaten aufgeklärt.

Die Aufklärungsquote stieg, trotz der Zunahme von Straftaten, um 0,3 Prozent und erreichte somit einen Wert von 61,2 Prozent. Dies entspreche dem Landesdurchschnitt.

Als besorgniserregend registrierten Bürgermeister Werner Guhl und Revierleiter Michael Schlüssler die gestiegenen Fallzahlen beim Wohnungseinbruch: Hier wurde mit 32 Fällen gegenüber dem Vorjahr (14 Fälle) der Höchstwert erreicht. "Das ist ein brisantes Thema, denn Wohnungseinbrüche tangieren das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung in besonderem Maße, wird hier doch der Kernbereich der Privatsphäre verletzt." Michael Schlüssler erläuterte, dass es sich bei den Fallzahlensteigerungen im Wohnungseinbruch um ein landes- beziehungsweise bundesweites Phänomen handelt. Deshalb sei hier eine klare Schwerpunktsetzung durch die Polizei in Baden-Württemberg und im Polizeipräsidium Tuttlingen erfolgt: "Gemessen an den Gesamtfallzahlen ereigneten sich im Bereich des Polizeipräsidiums Tuttlingen mit Abstand die wenigsten Wohnungseinbrüche landesweit. Dennoch wurden gemeinsam mit der Kriminalpolizei während der dunklen Jahreszeit wochenlang Schwerpunkteinsätze im Präsidiumsbereich und somit auch in Rottweil durchgeführt. Hierbei waren auch Kräfte der Bereitschaftspolizei mit im Einsatz."

Unverzichtbar sei in diesen Fällen die Mithilfe der Bevölkerung. Oftmals kämen von ihr entscheidende Hinweise, die zur Ergreifung der Täter führen. So auch jüngst in Rottweil: Hier konnten die Täter laut Schlüssler aufgrund eines Hinweises auf frischer Tat ertappt werden. Im Zuge der Ermittlungen konnten dem Täter-Duo weitere Einbrüche zugeordnet werden.

Ebenso war im vergangenen Jahr eine Zunahme der registrierten Delikte im Bereich der Straßenkriminalität festzustellen. Waren es im Jahr 2013 noch 236 Fälle, so waren es 2014 schon 255 Fälle. Ein hoher Anteil der Tatverdächtigen sei hier zwischen 14 und 30 Jahren alt. Diese Fallzahlensteigerung sei im Wesentlichen auf eine Serie von Kfz-Kennzeichendiebstählen zurückzuführen.

Die Anzahl der in der Öffentlichkeit begangenen gefährlichen Körperverletzung blieb hingegen auf dem gleichbleibend niedrigen Niveau von 2013. "Jeder Rottweiler Bürger kann sich auch nachts in der Stadt sicher fühlen", resümierte Fachbereichsleiter Bernd Pfaff. Bei den Rauschgiftdelikten hebt sich der Umgang mit Cannabis deutlich von den anderen Suchtstoffen ab. Der registrierte Zuwachs von 44,6 Prozent bei Drogendelikten ist überwiegend dem Missbrauch von Cannabis geschuldet. Auch die Fahrten unter Drogeneinwirkung finden hauptsächlich unter Cannabis-Einwirkung statt. Die Polizei legte einen Schwerpunkt ihrer Kontrollen auf den Bereich der Drogenkriminalität, was die Zunahme der Fallzahlen erklärt. Verstärkte Maßnahmen und Kontrollen auf diesem Kriminalitätsfeld führten regelmäßig zu einem Anstieg der registrierten Delikte, führte Pfaff aus. Prävention, verstärkte Präsenz und eine Erhöhung des Kontrolldrucks sollen dieser Entwicklung langfristig vorbeugend entgegenwirken. Erste Weichenstellungen hierzu fanden im Rahmen der letzten KKP-Sitzung (Kommunale Kriminalprävention) zwischen Stadt und Polizei bereits statt.

Die Entwicklung der Jugendkriminalität in Rottweil zeigt leicht ansteigende Tendenzen. Die Zahl der Tatverdächtigen nahm zwar insgesamt ab, die Beteiligung der Gruppe der Heranwachsenden erreichte jedoch mit einer Zunahme von 63 auf 87 Tatverdächtige ein höheres Niveau. Positiv hervorzuheben seien deutliche Rückgänge bei Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen und Fahrraddiebstählen. Hier wurde der zweitniedrigste beziehungsweise niedrigste Wert der vergangenen fünf Jahre erreicht.

Vergleicht man die Städte mit Sitz eines Polizeireviers im Polizeipräsidium Tuttlingen in Bezug auf die Häufigkeitszahlen miteinander, so liege die Stadt Rottweil mit einem Wert von 6247 an dritter Stelle, hinter Tuttlingen und Freudenstadt. Abschließend könne mit Blick auf die Fallzahlenentwicklung im ersten Quartal 2015 Positives berichtet werden – im Vergleich zum Vorjahr gingen hier die Straftaten wieder um über 32 Prozent zurück. Zwei Personen unter 14 Jahren (Alter zur Tatzeit) werden wegen Strafunmündigkeit nicht zur Verantwortung gezogen. Personen von 14 bis unter 18 Jahre werden rechtlich als Jugendliche eingestuft und zwischen dem 18. und 21. Lebensjahr als Heranwachsende.

Die Häufigkeitszahl drückt die Zahl der bekanntgewordenen Straftaten pro 100 000 Einwohner aus und ist Gradmesser der durch Kriminalität verursachten Gefährdung. Bürgermeister Guhl: "Damit können wir hoffen, dass nach der Aufklärung der Serie der Wohnungseinbrüche in Rottweil wir dieses Jahr wieder zu den insgesamt niedrigen Fallzahlen der Vorjahre zurückkehren werden."