Der Tod Edith Steins und unzähliger anderer, symbolisch dargestellt auf der Bühne. Foto: Bienger Foto: Schwarzwälder-Bote

Weltweiter Holocaust-Gedenktag: Schülerinnen stellen Leben von Edith Stein und Edward Salacinski szenisch nach

Von Alicja Bienger

Rottweil. Gestern jährte sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee zum 69. Mal. Seit 1996 erinnert ein internationaler Gedenktag an die Opfer des Holocaust – so geschehen auch gestern in der Aula der Edith-Stein-Schule Rottweil.

"Wo das Wort verstummt, muss man andere Ausdrucksmöglichkeiten suchen." Mit diesen Worten leitete Schulleiterin Cornelia Graf die Feier ein, die gemeinsam vonseiten der Schule und der Initiative Gedenkstätte Eckerwald durchgeführt wurde. In Gedenken an das Schicksal ihrer Schulpatin Edith Stein und Edward Salacinski, eines polnischen Zwangsarbeiters, der 1944 im Konzentrationslager Schörzingen starb, stellten Schülerinnen das Leben der beiden Holocaust-Opfer auf der Bühne nach.

Die deutsche Philosophin Edith Stein wurde am 27. Oktober 1891 in Breslau geboren und arbeitete einige Jahre als Lehrerin, bevor sie 1922 vom Judentum zum Katholizismus konvertierte. Sicher vor den Nazis war sie deshalb nicht: Im August wurde Stein gemeinsam mit vielen anderen konvertierten Juden verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort wurde sie gleich nach ihrer Ankunft, am 9. August 1942, in der Gaskammer ermordet. In einer bewegenden Interpretation stellten die Schülerinnen diesen Augenblick auf der Bühne dar. Weiße Masken, stellvertretend für die anonyme und gefühlskalte Masse der Nationalsozialisten, symbolisierten die KZ-Aufseher.

Nicht zufällig haben die Initiatoren der Gedenkveranstaltung ausgerechnet Edward Salacinski als einen der unzähligen Opfer im Konzentrationslager Schörzingen ausgewählt. Salacinski starb dort am 27. Oktober 1944 – an jenem Tag, an dem Edith Stein 52 Jahre alt geworden wäre. Salacinski selbst war kein Jude – er geriet 1944 in die Fänge der Nazis, die ihn mit dem Warschauer Aufstand vom 1. August in Verbindung brachten. A

uch Salacinski wurde nach Auschwitz deportiert, wo er bis zur Evakuierung des Lagers durch die Nazis kurz vor dem Eintreffen der Roten Armee inhaftiert war. Er wurde daraufhin nach Schörzingen verlegt, wo er wenig später infolge der unmenschlichen Arbeitsbedingungen 25-jährig starb. Auch diesen Augenblick übertrugen die Schülerinnen, die sich wochenlang mit den Lebensläufen von Stein und Salacinski auseinandergesetzt hatten, auf die Bühne.

Neben der Inszenierung der beiden Lebensläufe, bei der die beiden Protagonisten Stein und Salacinski sich zwischendurch immer wieder im Dialog begegneten, trugen die Schülerinnen einige Lieder vor, darunter das berühmte Stück "Hevenu shalom alejchem" ("Wir wünschen Frieden euch allen").

Eine ähnliche Botschaft ging auch von einem Gebet aus, das jemand an eine Mauer im Warschauer Ghetto geschrieben hatte: "Ich glaube an die Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Ich glaube an die Liebe, auch wenn ich sie nicht fühle. Ich glaube an Gott, auch wenn er schweigt." Vergebung statt Anklage – und dennoch wider das Vergessen: So lässt sich die Botschaft der Gedenkveranstaltung interpretieren.