Ein von der Stadt angebotenes freies WLAN-Netzwerk in der Innenstadt? Bis jetzt konnte sich der Gemeinderat nicht zu einem Entschluss durchringen. Foto: Otto

Debatte um freien Zugang in der Innenstadt geht weiter. Hinkt Rottweil der Entwicklung hinterher? Mit Kommentar.

Rottweil - Mancherorts geht das ruckzuck, in Rottweil tut man sich mit dem Thema schwer: Schon zum zweiten Mal hat der Gemeinderat eine Entscheidung über freies WLAN in der Innenstadt vertagt. Und mittlerweile taucht die Frage auf: "Hinken wir der Entwicklung hinterher?"

Das zumindest befürchtet Michael Hezel von der SPD angesichts der Tatsache, dass jetzt, wo auch in Rottweil über einen freien WLAN-Zugang für Bürger und Touristen debattiert wird, längst die LTE-Technik auf dem Vormarsch ist. Bereits seit knapp einem Jahr liegt der Antrag des Grünen-Ortsverbands auf dem Tisch. Freies WLAN sei nicht nur für die Bürger von Vorteil, sondern ein zeitgemäßes Angebot für Touristen, das andere Städte schon länger anbieten, hieß es in der Begründung. Freiflächen und gastronomische Einrichtungen würden vor allem im Sommer attraktiver. Öffnungszeiten nachschauen, E-Mails abrufen, Bilder von Rottweil verschicken – all das wäre bequem möglich. Zwar kommt man auch so ins Internet, viele Flatrates drosseln aber nach einer gewissen Datenmenge die Geschwindigkeit.

Ulrich Döbereiner – nicht der Internet-Fachmann der Stadtverwaltung, aber als Leiter der Tourismus-Abteilung zuständig – hatte dem Gemeinderat Anfang Oktober eine Lösung vorgestellt: Das System "free-key-city", eine Hotspot-Lösung für Tourismusverbände und Gemeinden. Die Firma IT-Innerebner finanziert dieses Angebot durch Werbepartner.

Wegen vieler offener Fragen dazu war die Entscheidung beim ersten Anlauf vertagt worden, gestern Abend präsentierte Ulrich Döbereiner die Antworten. So sei die Strahlenbelastung nach seinen Recherchen geringer, als bei einer Internetnutzung per Handy über das Mobilfunknetz. Was den Datenschutz angehe, so versichere das Unternehmen, dass E-Mail und Handynummer – zur Anmeldung im WLAN erforderlich – nicht an Dritte weitergegeben werden, erklärte Döbereiner. Während Jochen Baumann (Grüne) sich nach eigenem Bekunden schwer tut, hier persönliche Daten anzugeben, ist für Günter Posselt (CDU) klar, dass es ohne Identifikation des Nutzers gar nicht geht. Schließlich müsse sich der Anbieter auch absichern. "Und wenn die rund 20 Werbepartner nicht gefunden werden?", wollte Christoph Bechtold (CDU) wissen. Dann käme auch das Angebot nicht zustande, hieß es.

Neben dem bereits vorliegenden "free-key-city"-Vorschlag, der mit der Installation mehrerer Antennen rund 15.000 Euro kosten würde, hat Döbereiner mittlerweile auch bei der Telekom angefragt. Ein "hotspot" – räumlich begrenzt – würde hier mit rund 2000 Euro zu Buche schlagen.

Bei Dieter Albrecht (FWV) machte sich Verwunderung breit, warum seine Anregung nicht aufgenommen wurde, bei einem örtlichen Anbieter direkt in der Innenstadt ein Angebot einzuholen. Das wird nun nachgeholt. Und die Entscheidung zum WLAN lässt weiter auf sich warten.

Kommentar: Keine Ahnung?

Corinne Otto

Wenn ein Schüler schlecht vorbereitet ist, dann hagelt’s schlechte Noten. Wenn die Stadtverwaltung schlecht vorbereitet ist – dann muss es der Bürger büßen. Und so kommt es, dass es vorerst weiter nichts wird mit freiem WLAN in der Rottweiler Innenstadt. Erst dauerte es schon mal ein Jahr, bis über einen entsprechenden Antrag überhaupt im Gemeinderat debattiert wurde, und dann präsentierte die Stadtverwaltung Anfang Oktober ein Konzept, das zu viele Fragen offen ließ. Entscheidung vertagt. Der erneute Versuch von Ulrich Döbereiner gestern Abend lieferte nicht viel Neues, Fakten wurden mühevoll zusammengetragen und ein örtlicher Anbieter erneut gar nicht erst angefragt. Mittlerweile hat mancher Stadtrat keine Lust mehr auf WLAN, weil das ja eh bald wieder überholt ist. Eine Entwicklung verschlafen, so nennt man das wohl. Gute Nacht.