Bei Lothar Rees und Tobias Raff (von links) türmen sich in der Garage die vielen Kleiderspenden. Foto: Klossek Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge: Die "Initiative Migration Rottweil" organisiert einen Transport in den Norden Frankreichs

Von Nadine Klossek

Rottweil. Drei Menschen, unzählige Kartons, ein Ziel: Menschen in Not helfen. Mit einem Transporter voller Hilfsgüter werden sich drei Freiwillige auf den Weg von Rottweil in das knapp 800 Kilometer entfernte Calais im Norden Frankreichs machen, wo unzählige Flüchtlinge auf eine Chance zur Überfahrt nach Großbrittanien hoffen. Denn die "Initiative Migration Rottweil" möchte laut Tobias Raff, Sprecher der Organisation, "dort helfen, wo die Not am größten ist".

Angefangen hatte alles im vergangenen Frühjahr. Als sich die Flüchtlingssituation verschärfte, wollte Raff etwas tun. "Ich war bereits davor schon engagiert, wollte aber etwas organisieren, das Hand und Fuß hat", begründet er seine Motivation. Er gründete die "Initiative Migration Rottweil", knüpfte Kontakte und organisierte einen ersten Hilfstransport in die Flüchtlingslager an der sogenannten Balkan-Route. "Die Sache wurde schnell größer als gedacht", erinnert er sich. "Die Hilfsbereitschaft war überwältigend. Damals bekamen wir so viele Spenden, dass wir gar nicht alles mitnehmen konnten". Selbst nach der Osteuropa-Reise waren noch zwei Garagen voller Kleidung. Daraufhin entschied man sich, erneut einen Transport zu organisieren, der nun am 2. Februar starten soll.

Bisherige Erlebnisse prägen die Freiwilligen

Lothar Rees ist einer der Freiwilligen, die Winterjacken, Schuhe, Mützen und vieles mehr nach Calais bringen. Der 56-Jährige ist selbstständig und hat berufsbedingt im Winter weniger zu tun. "Die freie Zeit möchte ich nutzen, um zu helfen", erklärt er. Auch beim ersten Transport war Rees bereits dabei und hat viele Eindrücke gesammelt, die ihn geprägt haben. Es sei einfach anders, wenn man direkt vor Ort ist, statt lediglich Bilder im Fernsehen zu sehen.

Besonders an die Nachtschichten erinnert er sich. "Da kommen Familien mit Kindern an, die sind alle erschöpft, bleiben trotzdem nur kurz und ziehen dann weiter." Bei Raff haben sich besonders die Reaktionen der Flüchtlinge ins Gedächtnis eingebrannt. "Wenn man die Hilfsgüter verteilt, kommt einem pure Dankbarkeit entgegen", schildert er seine Erfahrungen.

Bisher kennen die Helfer die Zustände in Calais nur aus dem Fernsehen. Nun wollen sie sich ein Bild vor Ort machen. Wenn die Hilfsgüter verteilt sind, werden sich Rees und zwei weitere Freiwillige noch bis zum 9. Februar in Zusammenarbeit mit anderen Hilfsorganisationen in Calais engagieren. Was genau auf sie zukommt, wissen sie noch nicht. "Wir lassen uns überraschen", sagt der 56-Jährige.

Geldspenden werden noch benötigt

Während bereits genug Sachspenden zusammengekommen sind, hofft die Organisation noch auf weitere Geldspenden. "Wir müssen nicht nur den Transport dorthin, also Benzin und Maut abdecken", sagt Raff. Auch weiteres Geld für Einkäufe vor Ort, etwa für Brennholz, Batterien oder Lebensmittel ist vonnöten. "Solche Dinge können wir nicht auf eine so lange Reise mitnehmen", ergänzt Rees.

Dass Calais nicht das letzte Ziel sein wird, ist bereits sicher. Als nächstes soll es in Richtung griechische Inseln gehen. "Diese Situation ist nur durch die Mithilfe von Freiwilligen zu meistern", meint Rees. Und so wird er höchstwahrscheinlich auch beim nächsten Transport dabei sein und Hilfsgüter verteilen – dort, wo "die Not am größten ist".

Weitere Informationen: www.initiative-migration.org