Eine Windböe ließ das aus Gerüstteilen bestehende Podium auf eine siebenköpfige Zuschauergruppe stürzen. Foto: Gukelberger Foto: Schwarzwälder-Bote

Unwetter: Sturmtief "Thomas" sorgt für zahlreiche Unfälle / Frau wird in Leinstetten bei Podiumseinsturz schwer verletzt

Es sollte eine fröhliche Feier am Schmotzigen im Schein von Fackeln werden. Für die Bewohner des Dornhaner Stadtteils Leinstetten wurde sie jedoch zum Alptraum. Ein Podium stürzte nach einer Windböe auf eine Zuschauergruppe.

Kreis Rottweil. Überall im Kreis Rottweil wütete Sturmtief "Thomas". Die glückselige Zeit begann deshalb am Schmotzigen mit einer traurigen Meldung. Während Bürgermeister Markus Huber in Dornhan traditionell des Amtes enthoben wurde, freuten sich die Fasnetsbegeisterten im Stadtteil Leinstetten über den Fackelumzug mit anschließender Proklamation und Narrenbaumsetzen am Rathaus unter den Klängen des Musikvereins. 50 Hästräger wurden von etwa 40 bis 50 Zuschauern bejubelt. Doch die gute Stimmung fand gegen 19.30 Uhr ein jähes Ende.

Das etwa drei Meter hohe und ebenso breite Podium aus Gerüstteilen, das seit mehreren Tagen aufgebaut war und dem Umzugssprecher beim Rosenmontagszug dienen sollte, wurde von einer starken Windböe erfasst und begrub eine siebenköpfige Personengruppe unter sich.

Dabei wurde eine 56-jährige Frau schwer verletzt. Sie wurde mit Verdacht auf einen Unterschenkelbruch ins Krankenhaus gebracht. Zwei weitere Frauen im Alter von 46 und 58 Jahren sowie ein siebenjähriges Mädchen erlitten Schürfwunden, Prellungen und Platzwunden. Auch sie wurden vorsorglich in umliegende Krankenhäuser gebracht. Auf dem Podium hatten sich keine Personen befunden.

"Die Betroffenen standen nach dem Zusammenbruch unter Schock", sagt ein Dorhaner Bürger. Der Notarzt rückte mit vier Rettungswagen an. Zuvor hatten sich die Ersthelfer des Stadtverbands Dornhan um die Versorgung der Verletzten gekümmert.

"Nach ersten Ermittlungen kann die Polizei einen fehlerhafte Montage des Podiums ausschließen", sagte Polizeisprecher Dieter Popp auf Anfrage des Schwarzwälder Boten. Dennoch gebe es weitere Ermittlungen, um ein fahrlässiges Handeln der beteiligten Personen gänzlich ausschließen zu können. "Die Staatsanwaltschaft wird prüfen, ob dazu auch noch ein Sachverständiger nötig ist", erklärt Popp. Der Vorsitzende der Leinstetter Narrenzunft, Michael Keim, wollte zum Vorfall keine Stellungnahme abgeben.

Sturmtief "Thomas" wütete jedoch nicht nur in Dornhan. Auf den Landstraßen zwischen Sulz und Vöhringen sowie zwischen Dürrenmettstetten und Hopfau stürzten nach Aussage der Oberndorfer Polizei einige Bäume um.

Im Gemeindegebiet von Aichhalden führte der Sturm am Donnerstag zu einem großflächigen Stromausfall. Im "Gässle" waren Äste auf die Leitung der EnBW gestürzt. Der Stromversorger rückte mit Mitarbeitern und einem Hubsteiger an, um den Schaden zu beheben, sodass gegen 18.15 Uhr wieder Strom auf dem Netz war. Dies war zu spät für die Schlüsselübergabe: Zunft- und Bürgermeister nahmen in einem Feuerwehrfahrzeug Platz und verkündeten über den batteriegespeisten Außenlautsprecher des Fahrzeugs die Machtübernahme der Narren. Aus Sicherheitsgründen hatten Feuerwehr und Zunft zuvor auch auf das Aufstellen des Narrenbaums verzichtet, die hochgezogene Narrenfahne wurde zudem wieder eingeholt. Das Narrenbaumstellen wurde gestern nachgeholt: statt mit Muskelkraft mit einem Kran.

In Rottweil musste die Feuerwehr wegen des Sturms am Donnerstag zweimal ausrücken. Zum einen lagen am Nachmittag zwei Fichten über einer Straße, für Autos gab es kein Durchkommen mehr. Während dieser Einsatz schnell erledigt war, hatten es Stadtbrandmeister Frank Müller und seine Kollegen gegen 20 Uhr mit einem etwas kurioseren Fall zu tun.

Auch Gefahr durch Nachbars Zigarette

Sie wurden zu einem Feuer in einem großen Mehrfamilienhaus in der Überlinger Straße gerufen. Dort waren Dachbalken in Brand geraten.

Offenbar, weil der Wind "Nachbars Zigarette unter die Ziegel des nebenanstehenden Hauses" wehte. Die Feuerwehr löschte die Flammen aber, bevor ein größerer Sachschaden entstehen konnte.

Auch die Narren im Dunninger Ortsteil Lackendorf hatten mit dem Sturm zu kämpfen. So verzichtete die dort ansässige Baronen-Gilde am Schmotzigen lieber darauf, feierlich die Narrenfahne zu hissen. Dadurch allerdings konnte der beliebte Kinderumzug früher starten, als mancher dachte – und dadurch das Spektakel der jungen Narren verpasste.

Im Zusammenhang mit dem Sturmtief hatte das Polizeipräsidium Tuttlingen 60 polizeiliche Einsätze zu bewältigen. Mehrere Straßen waren wegen umgestürzter Bäume blockiert und vorübergehend unpassierbar. Wegen anhaltender Gefahr waren die Landesstraße 180 zwischen Wolterdingen und Donaueschingen sowie die Kreisstraßen 5740 und 5739 im Bereich Bräunlingen/Mistelbrunn für den Verkehr längere Zeit voll gesperrt. Im Landkreis Tuttlingen stürzte ein Baum auf einen fahrenden Pkw. Der 54-jährige Fahrer wurde leicht verletzt.

Rund 20 000 Euro Sachschaden entstand bei insgesamt fünf Unfällen, bei denen es jeweils zu einem Zusammenprall mit einem umstürzenden Baum kam. Im Bereich Geislingen wurden die aufgestellten Narrenbäume vorsorglich wieder gefällt.