Die Grünen befassen sich mit dem Radfahren. Foto: Grüne Foto: Schwarzwälder-Bote

Stammtisch: Grüne sammeln mit Interessierten Ideen für Rottweil als eine Radkultur-Stadt

Rottweil. Der 200. Geburtstag des Fahrrads war für die Rottweiler Grünen ein Anlass, zum Stammtisch "Rad-Kulturstadt Rottweil?" einzuladen. Laut Mitteilung seien viele gekommen, unter anderem Vertreter der lokalen Agenda und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Allen sei klar gewesen: um Radfahren erfolgreich zu fördern, brauche es Rückhalt in der ganzen Stadt – bei Handel, Gewerbe, öffentlichen Einrichtungen.

Einführend meinte Frank Sucker, beim Denken an "Verkehr" dominieren immer noch die alten Reflexe: Auto, Parkplätze. Das Fahrrad wird zu wenig als gleichberechtigtes Verkehrsmittel geschätzt. Mehr Rad würde einer Stadt wie Rottweil guttun, da es das historische Stadtbild vor Lärm, Stau und Schadstoffen schont.

Die Runde gab sich keinen Illusionen hin, einen Radanteil von 50 Prozent wie in Kopenhagen anzupeilen. Ingeborg Gekle-Maier schätzte in Rottweil den Anteil unter zehn Prozent und spekulierte: "Da ist noch Potenzial drin."

Worauf kommt’s an? Radverkehr brauche dringend mehr Platz im Straßenraum. So mahnte Michael Leibrecht: "Vor allem Kinder benötigen Sicherheit." Zudem boome der Radmarkt. Man sehe auch mehr Fahrradanhänger und Lasträder. Auch das drängt zum Ausbau der Infrastruktur.

Kann der Handel Anreize zum Einkaufen mit dem Rad austüfteln? Ingeborg Gekle-Maier gab frische Erkenntnisse aus einer Fachtagung weiter: Positiv wirkt sich aus, wenn eine Stadt sich zur fahrradfreundlichen Kommune erklärt und gezielt Geld in die Hand nimmt. "Die Chancen stehen derzeit nicht schlecht, das Radfahren im Alltag selbstverständlicher zu machen," meinte sie. Rottweil suche ja nach Rezepten, den Autoverkehr in der Innenstadt zu reduzieren.

Das Rottweiler Radnetz stieß in der Runde auf teils deftige Kritik – etwa der Zustand des Neckartal-Radwegs. Doch die Teilnehmer hatten viele Ideen, hieß es. Etwa eine E-Bike-Verleih-Station am Bahnhof, die zur Anreise per Zug lockt, um danach touristische Höhepunkte zu erradeln.

Für Ende April ist ein Radlerfrühling geplant mit einem Open-Air-Reparatur-Café – eventuell verbunden mit einem Radlermarkt. Auch das Agenda-Kino ist mit einem Filmabend mit von der Partie. Vielleicht klappt in der Erneuer-Bar eine Diskussionsrunde zur Radmobilität. Und wie wär’s 2018 mit einem autofreien Sonntag? Eine weitere Gruppe untersucht auf Basis der Radverkehrsplanung von 2003 das innerstädtische Radnetz und fotografiert Schwachstellen. Die Ergebnisse werden später der Verwaltung präsentiert, Gemeinderäte möchte man zum Mitradeln und Inspizieren einladen.