Viele Baustellen im "Schaltkreis" Unternehmen. Da kommt ein guter Kondensator gerade recht. Foto: Betriebsseelsorge Foto: Schwarzwälder-Bote

Oasentag: Betriebsseelsorger laden auf Dreifaltigkeitsberg ein

Das war ein seltsames Geschenk mit dem Thomas Maile, Betriebsseelsorger in der Region Rottweil/ Tuttlingen die fast 30 Betriebs- und Personalräte und kirchlichen Mitarbeitervertreterinnen beglückte: ein kleiner elektrischer Kondensator.

Rottweil. Anlass war der "Oasentag", zu dem die Betriebsseelsorge jedes Jahr Verantwortliche aus der betrieblichen Interessenvertretung auf den Dreifaltigkeitsberg nach Spaichingen einlädt. "Kondensatoren sind Alleskönner", erläuterte der ehemalige Leiter der Betriebsseelsorge Paul Schobel, eigenen Angaben zufolge ein alter "Elektronik-Bäschtler". Kondensatoren fehlen in keinem Schaltkreis, nehmen überschüssige Energie auf und geben sie ab, wo es nötig ist. Sie glätten und stabilisieren elektronische Schaltungen und wirken als feine Sensoren. Das alles käme ihm sehr bekannt vor, meinte der Pfarrer, wenn er an die Arbeit von Betriebs- und Personalräten denke. Sie wirken wie Kondensatoren im "Schaltkreis" eines Unternehmens.

Im Gespräch zeichnete sich ab, unter welcher Hochspannung Betriebsräte stehen: Die dauernde Sorge um den Erhalt der Arbeitsplätze, der enorme Arbeitsdruck, unter dem viele Beschäftigte zusammenbrechen, aber auch Betriebsschließungen, Fusionen, Umstrukturierungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg. Da käme es natürlich immer wieder zu gewaltigen "Entladungen", meinten viele der Betroffenen. Dann zischt und funkt und kracht es auch einmal.

Doch auch viele persönliche Schicksale, die an Betriebs- und Personalräte herangetragen werden, nehmen sie in sich auf. Ein Kondensator kann durchschlagen. Daher legten die beiden Betriebsseelsorger an diesem Tag größten Wert darauf, dass Betriebsräte auf sich selber achten, auf ein intaktes privates Umfeld, auf körperlichen und seelischen Ausgleich, auf Solidarität untereinander.

Nicht weniger wichtig sei aber der Rückhalt bei der Gewerkschaft und vor allem die Bereitschaft zur Weiterbildung. Auch die Spiritualität sei eine Kraftquelle, meinten die beiden Theologen. Umso mehr, als die Verantwortung in der betrieblichen Interessenvertretung stark mit der Botschaft des Evangeliums verwandt sei, wie etwa im besonderen Augenmerk für die Schwachen und Angeschlagenen. Mit einer kleinen Meditation im "Brunnenhaus" auf dem Berg wurde der diesjährige Oasentag beschlossen. Das seltsame Abschlussgeschenk, der Kondensator, schmückt nun so manches Betriebsratsbüro und wird die Teilnehmer noch lange an diesen Tag erinnern.