Jetzt gibt es einen Bebauungsplan für das neue Quartier "Spitalhöhe Mitte und West" unterhalb des Wasserturms. Satte 118 Seiten stark ist das Werk, in dem alles bis ins kleinste Detail geregelt ist. Foto: Otto

Bebauungsplan steht endlich. Mega-Baugebiet fordert alle. Bürger fürchten Lärm.

Rottweil - Gute Nachricht für alle Bauwilligen, die seit langem auf der "Spitalhöhe" loslegen wollen: Der Bebauungsplan ist endlich durch. Nach Jahren voller Tüfteleien und Behördenabwägungen ist damit ein wichtiger Schritt in Richtung des neuen Mammut-Baugebiets getan.

Der Bauausschuss hat das 118 Seiten umfassende Werk am Mittwochabend als Satzung einstimmig beschlossen, am 26. April geht der Bebauungsplan noch in den Gemeinderat. "Ein wichtiger Akt", meinte Oberbürgermeister Ralf Broß am Mittwoch vor der Abstimmung – kein Wunder, angesichts der Dimensionen des 20 Hektar großen Quartiers "Spitalhöhe Mitte und West", das unterhalb des Wasserturms entstehen wird.

Die Geduld der zahlreichen Bauwilligen war in den vergangenen Jahren auf eine harte Probe gestellt worden – nicht zuletzt Probleme beim Ökopunkteausgleich und das Entwässerungskonzept sorgten für eine lange Verfahrensdauer. Unter dem Druck, dass es auf der Spitalhöhe endlich vorangeht, hatte sich der Gemeinderat letztlich zum Kauf von Ökopunkten entschieden (wir berichteten). Das Maßnahmenpaket "Freistellen von Felsen im Donautal bei Fridingen" sowie zwei weitere kosten die Stadt rund 361 300 Euro, was auf die Bauplatzpreise umgelegt wird. Abgesehen davon belaufen sich die Kosten für den Bebauungsplan mittlerweile auf rund 192 000 Euro.

Sabine Geerds vom Büro Planstatt Senner erläuterte dem Bauausschuss die letzten Änderungen, die sich aus der Offenlage vom Februar ergeben haben. Behörden und Bürger hatten da nochmals Gelegenheit, Anregungen einzubringen – und es gab einige. So habe es laut Geerds "intensive Gespräche" zur Einbindung der Buslinie in dem Gebiet gegeben. Die Haltestelle wurde nun an den "Quartiersplatz West" verlegt, wo weniger Anlieger direkt betroffen sind. Nach Norden hin gibt es einen weiteren Fußweg ins Grün hinein, die Wohnstraße zur Kita wurde als Fußgängerbereich ausgewiesen. Und auch sonst wird nichts dem Zufall überlassen: Allein die Anregungen des Landratsamts zu den Themen Naturschutz, Immission, Verkehr, Abfallwirtschaft und Grundwasserschutz umfassen 19 Seiten. Regierungspräsidium, Naturschutzverbände und etliche Bürger prüften den Plan ebenfalls auf Herz und Nieren. Bedenken von Bürgern gab es laut Sabine Geerds vor allem zum Thema Lärm. Auf die Imster Straße komme zweifellos mehr Verkehr zu, das Schallschutzgutachten habe aber ergeben, dass die Belastung vertretbar sei. Zwei Bürger befürchten Lärm für die Bewohner der Grundstücke am Bolzplatz. Hier soll es eine Nutzungsregelung geben. Dem Wunsch eines Bürgers, einen alten Nussbaum auf dem Gelände zu erhalten, konnte entsprochen werden.

Auch im Polizeipräsidium in Tuttlingen beschäftigte man sich mit der Spitalhöhe. Die Sammelstraßen, so die Befürchtung, würden zu schnellem Fahren verleiten. Diese Sorge habe man entkräften können, so Geerds. Und "Tempo 7", das in den Wohnstraßen gilt, sei für die Sammelstraßen unrealistisch.

Das benachbarte Zimmern hatte Bedenken angemeldet, ob die Spitalhöhe mehr Verkehr für die Gemeinde bringe. Für FFR-Stadtrat Reiner Hils hätten sich die Zimmerner das dann mit dem Ausbau der Bollershofstraße selbst zuzuschreiben. Zudem unterstrich er das Angebot des Nabu, künftig Ausgleichsflächen mitzuentwickeln.

Grünen-Stadtrat Jochen Baumann gab zu bedenken, dass ein Gebiet dieser Größe gleich mit bestmöglicher Internet-Versorgung ausgestattet werden müsse. Glasfaser sei vorgesehen, so Oberbürgermeister Broß.

Die vielen Bauwilligen – 140 Vormerkungen hatte die Stadt schon bis 2016 registriert – dürfte es freuen. Aber es ist weiterhin Geduld gefragt: Wenn es "optimal läuft", so heißt es aus der Verwaltung auf Nachfrage, werde nach den Sommerferien mit der Erschließung begonnen. Mit dem Häuslebau könne es dann aber wohl erst Anfang 2019 losgehen.

Info

Die Spitalhöhe in Zahlen:

 Bauabschnitt 1 (Mitte)

77 Plätze für Einfamilienhäuser (115 Wohneinheiten)

30 Plätze für Doppelhäuser (30 Wohneinheiten)

9 Felder für Mehrfamilienhäuser (160 Wohneinheiten)

 Bauabschnitt 2 (West)

30 Plätze für Einfamilienhäuser (45 Wohneinheiten)

4 Plätze für Doppelhäuser (4 Wohneinheiten)

 Grundstücke

24 Grundstücke zu je 300 bis 500 Quadratmetern

71 Grundstücke zu je 501 bis 700 Quadratmetern

43 Grundstücke zu je 701 bis 900 Quadratmetern

10 Grundstücke zu je 901 bis 3000 Quadratmetern