Vier Sängerinnen interpretieren Lale Andersens "Lili Marleen". Foto: Schwarzwälder-Bote

Projektchor: Via Voce begeistert mit dem neuen Programm "Nachtaktiv" im ausverkauften Jugendstilsaal

Rottweil (aw). Die Besucher, die am Freitagabend den Weg ins Rottenmünster gefunden haben, dürfen sich etwas einbilden: Sie haben einen glänzenden Auftritt von Via Voce erlebt – ein, wie es scheint, einmaliges Ereignis, denn weitere Konzerte des Projektchors mit seinem neuen Programm "Nachtaktiv" mit Marion Rösch am Klavier, Thomas Teifel (Gitarre) und Nikolai Hus (Schlagzeug) sind bislang nicht vorgesehen.

Die Sängerinnen und Sänger, von ihrem jungen Dirigenten Philipp Plaga mit exakten Einsätzen und viel Verve gekonnt geführt, lassen den Mond über der Stadt aufgehen – trotz des draußen herrschenden Hochnebels. Auf der nur schwach beleuchteten Bühne beginnen sie mit "In stiller Nacht" von Johannes Brahms. Das Publikum im bis auf den letzten Platz besetzten Jugendstilsaal hat es sich da schon bequem gemacht, eingestimmt von Stefan Drobny, der durch das gut zweistündige Programm führt. Er kündigt zunächst als Großvater im Lehnstuhl nicht nur die Musikstücke an, um dann mit heiter-nachdenklichen Gedichten von Heinz Erhardt seinen Teil zur nächtlichen Stimmung beizutragen. Als dann "Hijo de la luna" angestimmt wird – mit einem einfühlsamen Solo von Marion Rösch – und "Sounds of silence" folgt, geht die Musik so richtig unter die Haut.

Die Musik geht so richtig unter die Haut

Große Gefühle bestimmen auch ein Lied, das auf seine Art während des Zweiten Weltkriegs Geschichte geschrieben hat: "Lili Marleen" – vier Sängerinnen tragen die Strophen im Wechsel vor – geht vor allem den älteren Zuhörern nahe. Sie dürfen sich auch beim anschließenden Solo von Walter Rützel angesprochen fühlen: "Tanze mit mir in den Morgen" setzen an diesem Abend Maxi Strigl und Carsten Engelhardt tänzerisch um.

Weil Tango zu singen und zu tanzen so schön war, geht es nach der Pause damit erst mal weiter. Inzwischen ist Stefan Drobny ins Gewand eines Nachtwächters geschlüpft, der sich so manche Rottweiler Anekdote nicht verkneifen kann. Kostümwechsel auch beim Chor – von elegant zu discomäßig. Schließlich bringen die Sängerinnen und Sänger nun Schwung in den Saal – mit "Celebration" oder "September".

Da es so langsam spät geworden ist, kann die Mimi nicht ohne ihren Krimi ins Bett gehen. Vielleicht liest sie von den dunklen Gestalten, wie sie im "Kriminal-Tango" beschrieben werden. Ein Glück, dass Reinhard Meys folgendes Gedicht "Alles ist gut" wieder zuversichtlich stimmt. Und so ist Raum, die Liebe zu spüren bei Elton Johns "Can You Feel The Love Tonight". Zum Finale heißt es "Gute Nacht Freunde".