Wenn die Starzel ans Ufer kommt, wird’s teuer / Umfangreiche Arbeiten bei Neufra beheben Hochwasserschäden

Von Peter Schönfelder

Rottweil-Neufra. Friedlich plätschert die Starzel in der lieblichen Talaue mit grünen Wiesen und malerischen Gehölzen. Für Kurt Faupel, bei der Rottweiler Stadtverwaltung zuständig für die Gewässerunterhaltung, ist diese Idylle allerdings technisch gesehen ein gigantisches Regenrückhaltebecken.

Das Becken schützt den Rottweiler Stadtteil Neufra vor Hochwasser, eine Anlage, die unvorstellbare 230 000 Kubikmeter Wasser fasst. Am Abend des 28. Juli aber war selbst dieser Puffer überfordert, das Wasser rauschte nach tagelangen Regenfällen in den Ort, stand laut Faupel 60 Zentimeter über Straßenniveau.

Das Tal hat schon einiges erlebt. Im vergangenen Jahr lief es einmal so voll, dass der seitliche Notüberlauf in Funktion trat, aber Ende Juli dieses Jahres kam es ganz dick.

Das Wasser stand drei Meter unter der 15 Meter hohen Krone des Damms, der das Tal gegen das Dorf abschottet. Ein Pflock markiert heute diese Hochwasserlinie. Das Wasser wird zwar über ein großes Rohr unter dem Damm ständig abgelassen, abgewirtschaftet wie der Fachmann sagt, aber am frühen Abend jenes Juli-Tages ging nichts mehr. Aus einem harmlosen Bächle war ein richtiger See geworden, das Wasser umströmte den Damm, Neufra stand unter Wasser.

An sich habe sich die Mitte der 1990er-Jahre gebaute Anlage bewährt, betont Faupel. "Sie hat Neufra sicher mehrfach vor Überschwemmung geschützt." Eine sogenannte "vertiefte Sicherheitsprüfung" vor zwei Jahren habe eine gute Beurteilung erbracht. "Der Damm ist sicher", so Faupel.

Der neuralgische Punkt liegt einige hundert Meter entfernt. Die erste Brücke in Neufra hat nur einen niedrigen Durchlass. Wenn sich hier das Wasser staut, dann droht Überschwemmung, wie Ende Juli. Diese Brücke ist das Maß aller Dinge.

Und als sich das Hochwasser endlich zurückzog, hinterließ es ein Bild der Zerstörung. Riesige Weiden hatte es aus dem Boden gerissen, Treibholz verstopfte den Bach. "Das musste alles abgeräumt werden. Ein Mordsaufwand", sagt Faupel, immerhin ein Kostenaufwand von 12 000 Euro. Noch liegen hohe Holzstapel am Ufer. Immerhin, ganz nutzlos ist das Holz nicht: "Daraus werden Hackschnitzel gemacht, und die werden verfeuert."

Aufwendig gestalteten sich auch die Reparatur des Auslaufs des Notüberlaufs. Mächtige Steine sollen die reißenden Fluten bremsen, aber das Wasser riss etliche der riesigen Blöcke aus der Verankerung und wie eine Lawine rollten sie in Richtung des sogenannten Schieberhäuschens, wo normalerweise die Abflussmenge aus dem Becken gesteuert wird. Mächtige Blöcke aus Jura-Gestein mussten neu verankert werden. Die gigantische "Wasserbremsanlage" wurde von der Firma Müller Tiefbauservice aus Bösingen neu errichtet. Rund 240 Tonnen Steine wurden verbaut. Das Gewicht wird deutlich, wenn man weiß, dass auf einem Laster gerade einmal sechs oder sieben Steine transportiert werden dürfen. Die Blöcke wurden gehauen, nicht gesprengt. So halten sie dem Druck des Wassers besser stand. Mit rund 55 000 Euro schlugen diese Arbeiten zu Buche, allein 30 000 Euro wurden für die Steinblöcke fällig.

Indes, die Anlage soll dennoch optimiert werden. Im riesigen Abflussrohr unter dem Damm sollen Schieber statt Klappen installiert werden, die das durchströmende Wasser nicht ablenken. Die Treppe auf dem Damm, bisher eine Naturtreppe, wird aus Sicherheitsgründen Betonstufen und ein Geländer erhalten. Auch eine Beleuchtung wird installiert.

Die Planungen sollen im Laufe des kommenden Jahres abgeschlossen sein. Ein Zuschuss ist bereits bewilligt. Im Jahr 2016 soll die Maßnahme dann umgesetzt werden, kündigte Faupel gegenüber unserer Zeitung gestern an.