Die Schmotzigengruppen in Rottweil haben für die Fasnet viel vorbereitet. Auch "Schbruchbeidl", die am Donnerstagabend nichts als Glück verheißen. Foto: Schnekenburger

Schmotziger: Die Stadt der Türme bietet den Gruppen viele Perspektiven und schöne Bilder.

Rottweil - In der Ruhe liegt die Kraft? Die Gruppe "Nahtlos" präsentiert am Donnerstagabend jedenfalls Indizien, die diese Behauptung untermauern. Ein bisschen Yoga täte demnach der Stadt und ihren Lenkern nicht schlecht.

Die Schmotzigengruppen haben ein Jahr, das reiche Ernte bot, hinter sich. Ja. Nein. Nicht nur. Turm und so. Aber der muss schon sein, immerhin stellt er alles in den Schatten, was weit und breit sonst in der Landschaft steht. Längenmäßig, versteht sich. Vorsichtshalber haben sich in ihrem Jubiläumsjahr sogar "Helden, Schurken, Narren" als Blue-Men-Group auf Montage bei Thyssen-Krupp verdingt. Und sie finden künftig den Namen ihres Brötchengebers allerorten. Im Jahr eins nach 25 Jahren Helden, Schurken, Narren wird es eine entsprechende Tribüne vorm Alten Rathaus, eine entsprechenden Arena statt des Stadions und statt des ach so vertrauten "Älle weiter" werden die Wadelkappen am Schwarzen Tor mit der produktplatziert umgeschriebenen Floskel "Ele Vator" versuchen, die Narrensprünge zu beschleunigen. Ob die Aufzügler inzwischen regieren?

Schöne neue Welt! Man darf ja ein bisschen träumen, und es muss nicht unbedingt ein Alptraum dabei herauskommen. Im Zweifelsfall kann man sich am Donnerstagabend bei Englerths in der "Bar zum Tower" Stadt und Turm wieder gerade trinken. Und wenn die Flocken schneller weg sind als die Wirkung da – einfach warten, bis die Schbruchbeidl vorbeikommen. Die haben nämlich auch eine prima Geschäftsidee, pardon: Zukunftsvision, für die Stadt entwickelt. Als "Casino locale", "Casino royale" kann schließlich jeder, sind sie bis in die Mogenstunden dem Glück auf der Spur – und treffen es am Kartentisch, beim Roulette oder auch am einarmigen Banditen. Mit solchen Konzepten kann man nur Glück haben. Und in solch einer Stadt sowieso.

Auf "Stadt der Türme" kommt man auch ohne Meditation. Die Städtlegugger stellen dabei unmissverständlich klar, in welcher Liga man jetzt spielt: Dubai und New York sind passé. Eine Skyline wird sich künftig an Rottweil messen lassen müssen. Und dabei ist die Hängebrücke noch gar nicht dabei! Rechnet man die noch dazu, kann man nur sagen: Rottweil – hui. Zumindest, bis man sich ein Abendspiel im Stadion anschauen will, wo die Städtlegugger nicht nur messerscharf den Niedergang des FV 08 ansehen mussten, sondern teilweise dank kreativer Flutlichttechnik nicht einmal mehr diesen sehen konnten.

Da hätte man manch anderes vielleicht lieber nicht gesehen und gehört. So ziemlich einig sind sich die Gruppen, dass man nach den Rathaus-Rochaden einen der Ex-Stadträte gerne verabschiedet. Ebenso ziemlich einmütiges Unverständnis gibt es ob der Bürgermeisterwahl mit tragischer Personalie. Und damit ist noch nicht einmal das Ergebnis gemeint. Keine Wahl gab es seit der vergangenen Fasnet beim Oberbürgermeister. Mal als Kaiserdarsteller beim römischen Eröffnungstriumphzug für die Hängebrücke, dann als Ralf im Glück angesichts der turmhohen unverschuldeten Propaganda, schließlich mit mangelndem Über-, respektive Durchblick. Deshalb gibt es ja auch ähnlich aufgestellte Helfer. Und auf der anderen Seite vom Ratstisch, dort, wo nicht die Verwalter, sondern die Volksvertreter sitzen, sieht es kaum bis gar nicht besser aus. Und wenn Ideen, Meinungen, Vorschläge nicht ins Konzept passen, kommen sie sowieso von "Querulanten", haben Helden, Schurken, Narren festgestellt.

Ist es nach den Einsichten von gestern Abend Zeit, Trübsal zu blasen? Im Gegenteil! In einer Stadt, die in Form der "zwei lustigen Drei" ihre eigenen Dorfrocker hat, kann die Stimmung doch nicht abrutschen, schon gar nicht, wenn die drei penibel auflisten, was es alles an Schätzen beim innerstädtischen Gewerbe gibt! Also, noch mal mit "Nahtlos" ein bisschen auf die Yogamatte, den Reis in die richtige Richtung gerührt, und man sieht alles gleich viel gelassener. Da kann sie kommen, die Zukunft. Die Gruppen werden auch in ihr viel Material finden.