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Handwerkskammer hat praktische Tipps, wie Kunden Auftrag schnell an den Mann bringen.

Kreis Rottweil - Privatpersonen müssen sich teilweise gedulden, bis es mit dem neuen Hausanstrich klappt, Kommunen bangen um ihre Zeitpläne bei Bauprojekten – die Auslastung der Handwerker in der Region ist außerordentlich gut. Über die Hintergründe haben wir mit der Handwerkskammer gesprochen.

"Der Handwerker geht nicht her" – dieser meist mit einem tiefen Seufzer verbunden Ausspruch ist derzeit öfter zu hören – sei es vom Nachbarn, der etwas an seinem Häusle gerichtet haben will, oder auch von Rathaus-Mitarbeitern, die ihre Bauprojekte abwickeln wollen. Eins von mehreren Beispielen: Bei der Einweihung der neuen Deißlinger Mehrzweckhalle Anfang des Monats ist nach zwei Jahren Bauzeit noch nicht alles fertig. Die florierende Baukonjunktur habe der Gemeinde einen Strich durch die Planung gemacht, man habe teilweise keine Handwerker mit freien Kapazitäten bekommen, hieß es bei der Einweihung.

Auf unsere Anfrage erklärt Gotthard Reiner, Präsident der Handwerkskammer Konstanz, zur aktuellen Lage: "Je nach Gewerk müssen Kunden teilweise länger warten. Mehr als jedes zweite Unternehmen im Ausbaubereich hat derzeit volle Auftragsbücher. 95 Prozent der Betriebe sprechen hier von einer guten Geschäftslage."

Im Bauhauptgewerbe geben laut Reiner 56 Prozent der Unternehmen an, der Auftragsbestand reiche noch über zwölf Wochen. Im Ausbaugewerbe sehe es aber für den Kunden etwas besser aus. "Hier sagen 47 Prozent, der Auftragsbestand reiche noch für sechs bis acht Wochen, bei rund 36 Prozent reicht er noch für zwölf Wochen und mehr."

Soweit die aktuellen statistischen Erhebungen aus der letzten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer. In der Realität aber könne man die Kunden oft beruhigen: "Das Handwerk wird sich immer bemühen, dringende Angelegenheiten abzuarbeiten und dem Kunden schnell zu helfen", betont Reiner. Und klar sei auch: "Jeder Handwerker hat seine langjährigen Kunden im Blick und kümmert sich hier entsprechend."

Wichtig sei bei einer ersten Anfrage eines Kunden auch, möglichst konkret seine Wünsche zu äußern, so dass der Handwerker schnell einschätzen kann, um was es geht und die Planung effektiver läuft. Eigens dafür hat die Handwerkskammer wichtige Tipps auf ihrer Website www.hwk-konstanz.de zusammengestellt.

Ein Grund für Wartezeiten ist laut Gotthard Reiner in manchen Bereichen auch im Fachkräftemangel begründet. Vor allem im Bau- und Ausbaubereich geben laut aktueller Fachkräfteumfrage weit über 70 Prozent der Betriebe an, trotz starker Bemühungen kein ausgebildetes Personal zu finden.

Hinzu komme, dass in Niedrigzinszeiten die Nachfrage nach handwerklichen Dienstleistungen sehr viel größer ist als sonst. Umfragedaten der Kammer zeigen dies deutlich. Auch wetterbedingt gebe es jahreszeitliche Auftragsschwerpunkte, so dass die Betriebe zu bestimmten Zeiten über die Maße gefordert sind.

Dazu passt ein Beispiel aus Villingen, wo in diesem Jahr eine seit Langem geplante Schulsanierung verschoben werden musste, weil keine geeigneten Handwerksbetriebe gefunden werden konnten. "Alle Schulen haben über das Jahr hinweg einen gewissen Sanierungsstau, der dann in den Sommerferien, also innerhalb eines kurzen Zeitraums, abgearbeitet werden soll. Da kann es schon mal zu Engpässen und zu notwendigen Verschiebungen kommen", so der Handwerkskammer-Präsident.

Wie er hinzufügt, sei wohl "der Traum eines jeden Handwerkers, wenn sich die Anfragen schön gleichmäßig über das Jahr verteilen würden". Dem ist natürlich nicht so. Und so ist ab und an eben etwas Geduld gefragt.

Info: So klappt es mit dem Handwerker

Die Handwerkskammer hat praktische Tipps parat, wie Kunden einen guten Draht zu Handwerkern aufbauen und ihren Auftrag schnell an den Mann bringen:

Lieber E-Mail als Telefon

Viele Handwerker bevorzugen schriftliche Kontaktaufnahme per Mail. Gerade kleinere Betriebe werden so bei der Arbeit nicht unterbrochen und können sich zu einem günstigen Zeitpunkt zurückmelden.

  Offen und ehrlich sein

Auch Handwerker arbeiten lieber und motivierter mit Kunden, die ihnen ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringen. Auftraggeber sparen daher am besten schon bei der Kontaktaufnahme nicht mit Informationen: Neben Kontaktdaten erleichtern Angaben zu auftragsrelevanten Besonderheiten das Miteinander.

  Genaue Angaben machen

Im Vorfeld sämtlicher Aufträge sollten möglichst genaue Angaben über Art und Umfang der auszuführenden Arbeiten gemacht werden. Der Handwerker kann damit den Zeit-, Werkzeug-, Material- und Personalbedarf besser planen.

 Nur ein Ansprechpartner

Gerade bei komplexeren Aufträgen müssen Handwerker wissen, wer welche Entscheidungen trifft. Auftraggeber sollten daher möglichst nur einen Ansprechpartner benennen, der dann zuverlässig erreichbar ist.

  Zufriedenheit zeigen

Während der Bauarbeiten motiviert es, wenn der Kunde den Handwerkern hin und wieder zeigt, dass er mit der sichtbaren Arbeit bislang zufrieden ist.

  Plaudern nach Feierabend

Gegen eine Unterhaltung mit dem Handwerker ist nichts einzuwenden. Schließlich verbessert ein guter Kontakt Verständnis und Arbeitsklima. Doch auch diese Zeit ist Arbeitszeit und muss bezahlt werden. Gespräche über gemeinsame Hobbys führen Auftraggeber deshalb besser außerhalb der Arbeitszeit.

  Probleme ansprechen

Auftraggeber sollten sofort auf vermutete Mängel hinweisen. Ernsthafte Probleme räumt man am besten in einem offenen Gespräch aus dem Weg. Ist das nicht möglich, können Kunden die Vermittlungsstelle der Handwerkskammer einschalten.