Das Vorstands-Duo der Volksbank Rottweil Gislinde Sachsenmaier und Henry Rauner (Vorsitzender) im Schalterraum in der Hauptstelle in Rottweil. 2016 lief sehr gut für die Bank, auf das Betriebsergebnis sind die Chefs stolz. Foto: Schulz Foto: Schwarzwälder-Bote

Finanzen: In Rottweil mit Jahr 2016 sehr zufrieden / Sprecher Henry Rauner mahnt: Ertrag wird sinken / Drei Prozent Dividende

Die Banken sehen sich weiter einem hohen Veränderungsdruck ausgesetzt: Digitalisierung, Regulatorik und Kostenminimierung sind die Stichworte. Die Volksbank Rottweil hält diesem Druck sehr gut stand. Bisweilen noch.

Kreis Rottweil. Der Trend der vergangenen Jahre im Bankengewerbe hält an. Das wird in dem Pressegespräch mit den beiden Vorstandsmitgliedern der Volksbank Rottweil, Henry Rauner (Sprecher) und Gislinde Sachsenmaier, deutlich. Aus dem Vorstands-Trio ist ein Duo geworden, nachdem sich die Bank Ende des vergangenen Jahres von Michael Hellering wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Ausrichtung der Geschäftspolitik getrennt hatte.   Stichwort Digitalisierung: Die Bank muss sich auf ein weiter verändertes Kundenverhalten einstellen. Die Kunden wählen immer weniger den Weg in einer der 15 Filialen im Geschäftsbereich im Kreis Rottweil, sondern erledigen ihre Bankgeschäfte – bis hin zu Verbraucherkrediten – am Computer zu Hause. Rauner spricht hier vom "voll digitalen Kunden" im Gegensatz zu jenen Kunden, die ihr Anliegen am Schalter persönlich vortragen. Die Letzteren würden immer weniger.

Laut Sachsenmaier registriere man seit dem letzten gravierenden Eingriff ins Filialnetz der Volksbank Rottweil vor zwei Jahren einen weiteren Rückgang der Frequenz am Schalter. Dieser betrage je nach Standort bis zu 20 Prozent. Die Bank indes halte laut Rauner an ihrer Strategie fest und werde erst wieder bis zum Jahr 2020 prüfen, wie zu reagieren sei, sprich mit wie vielen und welchen Standorten sie im Markt vertreten sein wird. Die Bankenwelt werde sich gravierend verändern, so Sachsenmaier.   Stichwort Regulatorik: "Das Bankgeschäft hat schon mal mehr Spaß gemacht", so Henry Rauner. Die Ursache sieht er in einem seit Jahren um sich greifenden regulatorischen Auftreten der Europäischen Zentralbank (EZB). "Hier wird gegen den Markt gearbeitet", so der Sprecher der Volksbank ernüchtert. Ein Beispiel: Jüngst seien die Banken angewiesen, Kredite ab 50 000 Euro an die EZB zu melden und dabei 90 Datenpunkte auszufüllen – das gelte nicht nur für Neuabschlüsse, sondern rückwirkend für alle bestehenden Verträge.

Es sind aber nicht nur die strengen Vorschriften, auch die weiterhin niedrige Zinspolitik der EZB erschwert es den Geldhäusern, ordentliche Erträge zu erwirtschaften. Um den eigenen Aufwand für die Bankgeschäfte zu finanzieren, sei eine Zinsspanne von knapp zwei Prozent notwendig, so Rauner. In Baden-Württemberg liege diese Spanne bei 1,95 Prozent, in Rottweil wenigstens bei 2,65 Prozent. Viel Luft zum Atmen, verdeutlichte Rauner indirekt, bleibe so einem nicht.  Das führt zum dritten Stichwort: Kostenminderung. Das ist ein Bestandteil der Strategie der Volksbank neben den beiden anderen, Qualität und Effizienz zu erhöhen. Das bedeutet: Die Kosten fürs Personal werden am besten heruntergefahren, dadurch, dass teils frei werdende Stellen nicht mehr besetzt werden.

Andererseits legt die Bank großen Wert darauf, die eigenen Mitarbeiter für die anstehenden Aufgaben der Zukunft fit zu machen. Neben internen Schulungen hat der Vorstand im vergangenen Jahr 135 000 Euro für die Weiterbildung ausgegeben.   Die Zahlen – können sich, schwäbisch ausgedrückt, sehen lassen – der Vorstand ist sehr zufrieden. Die Bilanzsumme wurde um 9,2 Prozent von 805 auf 878 Millionen Euro gesteigert. Dies ist vor allem auf eine Steigerung der Kundeneinlagen zurückzuführen. Im Privatkundenbereich registriert die Bank ein Plus von 5,2 Prozent, bei den Firmenkunden sogar um 21,3 Prozent. Insgesamt sind 687 Millionen Euro angelegt. Dies ist laut Sachsenmaier Ausdruck einer boomenden Wirtschaft. "Es geht allen Firmen quer durch alle Branchen, ob groß oder klein, gut", sagt sie. Das wiederum stärke die Arbeitsplätze und komme der Gesellschaft insgesamt zugute. Dass es den Firmen gut geht, ist an einer anderen Zahl ablesbar: Das Kreditvolumen der Firmenkunden ist leicht zurückgegangen. Angesichts der hohen Liquidität stemmen die Unternehmen Investitionen aus eigenen Mitteln, so Rauner. Das Betriebsergebnis vor Steuern liegt 2016 bei 12,7 Millionen Euro, die Reingewinnspanne beträgt 1,51 Prozent, im Landesdurchschnitt liegt sie bei 0,8 Prozent. Gestärkt wurde die Eigenkapitalausstattung. Sie beträgt 120,2 Millionen Euro (13,7 Prozent) – "exzellent", so Rauner. Exzellent auch die Verbandsnote: A++.

Der Vertreterversammlung wird vorgeschlagen, eine Dividende von drei Prozent zu gewähren, nach vier Prozent im vergangenen Jahr.

Der Vorstandschef blickt skeptisch auf das laufende Jahr. Der Ertrag werde sinken, ist er sich sicher. Er gibt als Marschroute aus, die Anzahl der Mitglieder (sie ist aufgrund vor allem der natürlichen Fluktuation durch Tod leicht von 22 431 auf 22 309 gesunken) und die Kundenkredite zu erhöhen.