Laut italienischen Medien gehört auch ein Rottweiler Gastronom zu den Festgenommenen. (Symbolfoto) Foto: Syda Productions/ Shutterstock

Nach Razzia gegen organisierte Kriminalität: Betreiber von Restaurants in Rottweil und VS soll Schlüsselfigur sein.

Kreis Rottweil/Schwarzwald-Baar-Kreis - Vergangene Woche hatte eine groß angelegte Razzia gegen organisierte Kriminalität in der Region für Aufsehen gesorgt. Einer der Schlüsselfiguren soll auch Placido A., Betreiber eines Restaurants in Rottweil und in Villingen-Schwenningen, sein.

Der große Trubel zur Mittagszeit ist vorüber in dem italienischen Restaurant in Schwenningen. Einige Gäste verlassen das Restaurant, andere genießen noch die Sonne auf der Terrasse. Kaum vorzustellen ist es, was nur wenige Tage zuvor hier in einer Nacht- und Nebelaktion ablief: Zahlreiche Polizeibeamte sollen sich Zugang zur Pizzeria verschafft  und  das Lokal durchsucht haben.

Der Betreiber des Lokals soll einer Gruppierung angehören, die in enger Beziehung zur italienischen Mafia steht und in Drogen- sowie Waffenhandel zwischen Palermo und der Region verstrickt gewesen sein soll. Italienische Medien berichten sogar übereinstimmend, dass der 52-Jährige die Gruppierung in Deutschland aufgebaut und geführt haben soll. Sie habe, so berichtet man in Italien,  Verbindungen zum Inzerillo Clan, die wiederum Teil eines weltweit agierenden Mafia-Zweigs gehört - der berühmten und befürchteten Cosa Nostra.

Das Lokal in Schwenningen war dabei nur eines der Ziele von rund 300 Polizisten, darunter  Verbindungsbeamte der italienischen Polizei, Spezialeinheiten, Beamte der Steuerfahndung und des Zolls, die in einer groß angelegten und von langer Hand geplanten Razzia gegen das Umfeld der italienischen Mafia  zeitgleich aktiv waren. Die italienische Zeitung palermotoday.it zeigt sogar ein Video der Razzia. Die »Palermo Today« berichtet ausführlich über die Polizei-Aktion und die Rolle, die Placido A. in der Bande  eingenommen haben soll. Demnach war er ein führender Kopf der Gruppe. In dem Artikel ist auch davon die Rede, dass ein Kilogramm Kokain und 17 Kilogramm Haschisch im Wert von mehreren Millionen Euro gefunden worden seien.

Ermittler durchsuchen stundenlang Wohnhaus in Tuningen

»Die haben dort nachts alles durchsucht, später ist der Geschäftsführer mit dazu gekommen«, heißt es aus dem Umfeld des Schwenninger Restaurants. Gegen diesen, so wird berichtet, richten sich die Ermittlungen allerdings nicht.

Ganz anders bei  Placido A. Aus gut unterrichteten Quellen heißt es, dass sein Wohnsitz in Tuningen einer der Schwerpunkte bei der Razzia im Schwarzwald-Baar-Kreis gewesen sein soll. Über Stunden hinweg hätten Ermittler das Wohnhaus des Italieners durchsucht. Dieser hatte offenbar vor rund anderthalb Jahren  das Restaurant in Schwenningen gekauft, Ende vergangenes Jahres habe man mit dem dort nun tätige Geschäftsführer einen Vertrag geschlossen.

Im  Umfeld der Pizzeria erzählt man, dass A. sich nicht allzu oft in Schwenningen blicken ließ, einen großen Einfluss auf das Geschäft habe er wohl nicht genommen. Zuletzt sei er vor einem Monat in dem Restaurant  gewesen – dass daraufhin eine solche Razzia folgte, hatte niemand geahnt. »Dass er in so was verstrickt sein soll, kann sich eigentlich keiner vorstellen«. Regelrecht geschockt, so berichten Stammgäste des Lokals, sei die Belegschaft und der Geschäftsführer gewesen, als durchgesickert war, was dem Betreiber des Lokals vorgeworfen wird.

Die Spur führt darüber hinaus auch nach Rottweil, dort betreibt Placido A. ein weiteres Restaurant. Seine  Ehefrau  führt die Gaststätte in Rottweil indessen weiter. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten gibt sie sich wortkarg. Sie spricht von »Kontrollen«, in denen sich ihr Mann befinde und dass er bald, »vielleicht sogar  morgen wieder«, zurückkehren werde.

Insgesamt hatte die Polizei 17 Beschuldigte im Alter zwischen 25 und 77 Jahren  festgenommen, zwei davon in Italien. Für sie bestehen deutsche Haftbefehle. Darunter soll sich auch Placido A. befinden, wie italienische Medien berichten. Die Gruppe wird der organisierten Drogenkriminalität und anderer schwerer Gewalttaten wie Raub, Erpressung und versuchten Mord verdächtigt. Nach monatelangen grenzüberschreitenden Ermittlungen schlugen die Polizisten am Mittwoch in der vergangenen Woche zu.  Unter anderem im Schwarzwald-Baar-Kreis und in Rottweil gab es Durchsuchungen und Festnahmen. A. soll auf Sizilien festgenommen worden sein.

Polizei hält sich bislang bedeckt

Nach monatelangen grenzüberschreitenden Ermittlungen schlugen die Polizisten am Mittwoch in der vergangenen Woche zu. Unter anderem im Schwarzwald-Baar-Kreis und in Rottweil gab es Durchsuchungen und Festnahmen. 

Dabei seien größere Mengen Marihuana und Kokain, mehrere Schusswaffen, hochwertige Fahrzeuge sowie Vermögenswerte in Höhe von mehreren hunderttausend Euro sichergestellt worden. Auf die Spur  der Verdächtigen waren die Ermittler laut italienischen Medien nach dem Fund von 17 Kilogramm Haschisch und einer Waffe in Sizilien gekommen. 

Die Polizei in Tuttlingen wollte auf Anfrage die Festnahme von Placido A. indes  weder dementieren noch bestätigen. Weitere Informationen soll es in der kommenden Woche geben. Die Staatsanwaltschaft Konstanz wird an die Öffentlichkeit treten und ihre neuesten Erkenntnisse ausbreiten.