Foto: Skizzen: Kammerer

Michael Grimm macht sich Gedanken über Gebäude - wo sich auf ersten Blick nichts tut.

Rottweil - Wer vor der Villa Duttenhofer steht, der merkt, dass nichts geht: eine Baustelle? Danach sieht es nicht aus. Dieser augenscheinliche Stillstand veranlasst einen Rottweiler Bürger, selbst Schwung in die Sache zu bringen.

Von Dornröschenschlaf mag man kaum mehr sprechen. Vielleicht auch wegen des tristen Wetters steht die Villa Duttenhofer trostlos da. Fast sieben Jahre lang hat dort niemand mehr etwas gegessen. Dabei soll die Villa wieder zu einer Adresse für gutes Essen werden. Die Stadtverwaltung arbeitet dafür mit einem Investor, der Activ-Group, zusammen. Die hatte bereits die neue Rottweiler Jugendherberge realisiert.

Im vergangenen September lag dann endlich ein Bauantrag vor, der Umwelt-, Bau- und Verkehrsausschuss gab grünes Licht. Damit könnte die Sanierung beginnen, Gastronomie, Tagungsraum, Büro und Fremdenzimmer geschaffen werden. Könnte. Denn offenbar tut sich nichts. Doch das soll sich bald ändern, sagt Wolfgang Marschik, einer der Projektleiter bei der Activ-Group. "Die Architektin arbeitet volle Pulle an der Ausführungsplanung." Zudem würden gerade die Abstimmungen mit der Stadt zu den Außenanlagen getroffen. Marschik rechnet damit, dass in den nächsten beiden Wochen die Rohbauvergabe über die Bühne geht. Dann könne es – je nach Wetter – losgehen. "Der Baubeginn ist für die nächsten Wochen geplant."

Der vermeintliche Stillstand sticht auch Michael Grimm ins Auge. Der Rottweiler Weinhändler ist ein kritischer Geist – und ein umtriebiger. Einer, der sich immer wieder Gedanken macht über die Stadt und ihre Zukunft. Ein Beispiel ist das seit Jahren diskutierte Einkaufszentrum am Nägelesgraben. Im Juni 2015 schrieb er an Gemeinderat und Verwaltung, dass solch ein Bau doch eigentlich näher an die Innenstadt müsste. Vorigen September ging er dann mit der Idee an die Öffentlichkeit, eine Art Amphitheater am Fuße des Hochturms zu schaffen, weil dies eine der kaum beachteten Grünflächen Rottweils sei.

Bürger fordert mehr Eigeninitiative

Grimm sinniert über das, was sich in Rottweil tut, und das, was stagniert. Dazu fällt ihm aktuell die Villa Duttenhofer ein. Er schreibt: "... Singen hat eine, Schramberg hat eine. Warum also sollten wir in Rottweil nicht auch eine haben. Eine Ruine." Ironisch formuliert er, dass Stadt und die Activ-Group nach Turm und Hängebrücke an der nächsten Attraktion arbeiteten: der Duttenhofer-Ruine. Aktiv zu werden sei dafür gar nicht nötig, die bisherige Vorgehensweise reiche aus – "zu wenig bis nichts zu tun".

Die Villa sei einst "zentraler Versammlungs- und Wohlfühlort" der Rottweiler gewesen. Dies müsse sie wieder werden, meint der Geschäftsmann. Natürlich sei es schwer, einen Pächter zu finden. Aber schließlich sei die Activ-Group nicht unerfahren mit Gastronomie. "Will sie nicht? Muss sie nicht?", fragt sich Michael Grimm angesichts dessen. Dass das Unternehmen mit Sitz in Schemmerhofen (Landkreis Biberach) auf für sich optimale Bedingungen warte, kann er dabei nachvollziehen. "Das ist absolut legitim". Grimm sieht deshalb den Ball wieder bei der Stadt.

"Es braucht mehr Rottweiler Eigeninitiative und Engagement bei der Villa", fordert er. Max Duttenhofer habe der Stadt und damit den Bürgern die Villa überlassen. "Warum zeigen wir nicht mehr Einsatz?", will Grimm wissen.

Er habe sich von der Idee verabschiedet, ein Spitzenrestaurant nach Rottweil zu bekommen. Aber ein Restaurant mit saisonalen und regionalen Produkten und guter Küche sei möglich. "Und im Ausschank beispielsweise auch ein sehr gutes regionales oder noch besser lokales Bier." In dem Bereich herrsche in Rottweil nämlich ebenfalls ein Notstand. Dabei habe es im 19. Jahrhundert, genauer 1875, 15 Brauereien in der Stadt gegeben, zitiert Grimm den früheren Stadtarchivar Winfried Hecht. Heute sei man seit wahrscheinlich mehr als 1200 Jahren erstmals ohne Brauerei. "Geht gar nicht."

Er sieht schon einen Braukessel im geplanten Glasanbau stehen und lässt gar entsprechende Skizzen anfertigen. Auch über mögliche Namen spekuliert der Rottweiler ("das Duttenhofer", "das Rottweiler", "Turmbräu"). Egal ob Restaurant oder Brasserie mit Brauerei: Parkplätze oder ein Parkhaus in unmittelbarer Nähe der Villa seien für den Erfolg nötig. "Nicht erst auf der Groß’schen Wiese."