Ursula Deiber begrüßt die Besucher der Vernissage im Stadtmuseum. Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Vernissage der Sitzwache gut besucht / Ausstellung bis 19. November im Stadtmuseum zu sehen

Ihre Arbeit findet meist im Stillen statt. Und doch ist sie etwas ganz Besonderes. Seit 25 Jahren begleiten die Mitarbeiter der "Sitzwache Rottweil" Schwerkranke und sterbende Menschen in ihren letzten Stunden.

Rottweil. Anlässlich des Jubiläums hat Anne Mokinski in Zusammenarbeit mit Ralf Graner und Frank Hugger eine eindrucksvolle Ausstellung zusammengetragen. Am Freitag war Vernissage im Stadtmuseum.

Der Titel der Ausstellung könnte nicht schöner sein: "Zum letzten Geleit". Freilich klingt er traurig. Aber er trägt auch viel Würde in sich. Und genau darum geht es den Mitarbeitern der Sitzwache: In der Stille zu zeigen, dass das Leben bis zum Ende wertvoll ist. Anne Mokinski, Initiatorin der Ausstellung, hat in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Ralf Graner und dem Grafiker Frank Hugger eine Ausstellung zusammengestellt, die berührt, anrührt, zum Nachdenken anregt und gewiss auch ein wenig demütig macht. Die Mitarbeiter der Sitzwache begleiten Schwerkranke, Sterbende und Angehörige in ihren wohl schwersten Stunden. Sie wissen oft nicht, was sie erwartet, wenn sie die Tür zum Krankenzimmer öffnen. Und doch tun sie es. Seit vielen Jahren.

In der Ausstellung sind die Engagierten zu sehen. Eindrucksvoll in Szene gesetzt von Ralf Graner. Zu jedem gibt es einen Text. Manche haben ihre Texte selbst geschrieben, einige Texte stammen aus der Feder von Anne Mokinski. Zudem gibt es "Stimmen von innen" zum Thema Sterben und Tod.

Die Gäste kamen zahlreich zur Vernissage, so dass es im unteren Raum im Stadtmuseum zuweilen eng zuging. Umrahmt wurde die Eröffnung mit Musikstücken von Thomas Förster & Friends. Die Freude bei Ursula Deiber, der Sprecherin der Sitzwache, und ihrem Team war groß. "Ich bin wirklich überwältigt. Mit so vielen Besuchern hätte ich nie gerechnet", freute sie sich. Im Vorfeld hätten sie sich so viele Gedanken gemacht, wie man wohl ein Jubiläum für eine Arbeit, die im Verborgenen stattfindet, gestalten könne. Das überwältigende Interesse an der Vernissage dürfte aber wohl gezeigt haben, dass die Arbeit durchaus geschätzt werde.

"Wir haben damals zu sechst angefangen. Und die ersten Einsätze meisterten wir mit schlotternden Knien", so Deiber in ihrem Rückblick. Mittlerweile seien alle Mitarbeiter bestens ausgebildet. Und dennoch bleibe stets ein wenig Ungewissheit, da man nie wisse, was auf einen zukomme.

"Die Ausstellung bringt uns das Thema Tod und Sterben in Wort und Bild eindrucksvoll näher", sagte Oberbürgermeister Ralf Broß. "Sie erreichen mit ihrem Jubiläum und dieser Ausstellung etwas, das ganz wichtig ist: sie tragen das Thema in die Öffentlichkeit. Ich habe großen Respekt vor ihrer Arbeit", betonte er und bedauerte, dass Tod und Sterben in der Gesellschaft ein Tabu seien. "Sie tun etwas mit ihrer Arbeit, das die Hauptamtlichen nicht leisten können", dankte Michael Wollek, Vorstand der Stiftung St. Franziskus, Ursula Deiber und ihrem Team. Irene Lais von "Der Pflegedienst" berichtete, wie es vor den Zeiten der Sitzwache war. Der Nachtdienst in der Pflegeeinrichtung sei für gut 70 Bewohner zuständig gewesen. Auf drei Stockwerken. "Man musste dann den normalen Ablauf bewältigen und sich parallel noch um den Sterbenden kümmern". So sei damals die Idee entstanden, die Sitzwache ins Leben zu rufen. Heute sind die Mitarbeiter kaum mehr wegzudenken. Weder aus den Heimen, noch aus der Klinik und auch nicht aus den Privathaushalten. Dies wurde in den Ansprachen mehr als deutlich. "Die Palliativmedizin lebt von ehrenamtlichem Einsatz. Wir brauchen sie", würdigte Mihaela Schon, Ärztin des Palliativteams an der Helios-Klinik die Arbeit der Sitzwache.

Anne Mokinski führte in die Ausstellung ein und erzählte von der Idee bis zur Umsetzung. Die Leute, die bislang im Verborgenen tätig waren, zu ermutigen, sich über die Ausstellung vorzustellen und quasi ins Scheinwerferlicht zu treten, sei nicht einfach gewesen. "Für die Sitzwache war es durchaus gewöhnungsbedürftig, was ich vorhatte", sagte sie schmunzelnd. Aber auch für sie sei die Zusammenarbeit sehr eindrucksvoll gewesen, "denn sie haben mir das Thema Tod und Sterben nähergebracht. Ihre Worte und Emotionen haben die Ausstellung zu dem wachsen lassen, was wir heute sehen..."  Noch bis zum 19. November ist die Poesie des letzten Geleits zu den Klängen von Pergolesis "Stabat Mater" zu den üblichen Öffnungszeiten im Stadtmuseum zu sehen.