Einen genauen Blick auf das ungarische Szarvasigras warfen (von links) Nadine Roth, Landwirtschaftsamt Rottweil, der Hausener Ortsvorsteher Herbert Sauter, Landrat Wolf-Rüdiger Michel, Hartmut Beckereit, Landwirtschaftsamt, Landwirtschaftsamtleiter Hans Klaiber, der Geschäftsführer der Biogasanlage Hausen, Hermann Alf, ENRW-Geschäftsführer Christoph Ranzinger mit Mitarbeiter Andreas Leichtle und Heinz-Joachim Adam, Leiter des Gesundheitsamts. Foto: Palik

Betreiber der Biogasanlage, Landwirtschaftsamt und ENRW Rottweil stellen Szarvasi vor. Testphase läuft.

Kreis Rottweil - Wogendes Gras statt grüner-(gelber) Mauer? Bei einer Feldführung stellten die Betreiber der Biogasanlage Hausen gestern das ungarische Energiegras Szarvasi als Alternativpflanze zum Mais vor.

"Bis jetzt sind nur 15 Prozent der Ackerflächen im Landkreis Rottweil mit Mais bepflanzt, eine ›Vermaisung‹ ist bis jetzt also nicht gegeben", erklärte Nadine Roth, Referatsleiterin der Pflanzenproduktion des Landwirtschaftsamts Rottweil. Es bestehe allerdings der Trend, den Maisanbau auszudehnen, da die Pflanze eine hohe Methangasmasse je Flächeneinheit gewähre. Ein vermehrter Anbau bringe allerdings mehr Schädlinge, vor allem den Maiswurzelbohrer, mit sich.

"Die Landwirte sind auf uns zugekommen", berichtete der Landwirtschaftsamtleiter Hans Klaiber. "Sie helfen uns jetzt bei der Suche nach Alternativen und bauen diese auf ihren Flächen an." Von diesem Engagement zeigte sich Landrat Wolf-Rüdiger Michel begeistert: "Der ländliche Raum steht von der Innovationskraft den Ballungsräumen in nichts nach."

Neben Alternativpflanzen wie Topinambur, Virginia Malve und der durchwachsenden Silphie ist jetzt also noch eine neue dazugekommen: das ungarische Steppengras Szarvasi. Im Herbst 2011 wurde es erstmals auf fünf Hektar in Hausen angebaut. "Damit ist der Landkreis Rottweil ein Vorreiter", so Roth. Im bayrischen Triesdorf seien mit dem Szarvasigras bereits Erfahrungen gesammelt worden. Erste Daten von dort zeigten, dass es bei Frosthärte, Trockentoleranz und dem Methanertrag in guten Jahren durchaus mit Mais konkurrieren könne. "Die Proben von unserem Szervasigras im vergangenen Jahr ergaben, dass die Gasausbeute zehn Prozent unter der von Mais liegt und damit über den Ergebnissen aller anderen getesteten Alternativpflanzen", erklärte Roth. Allerdings sei bis jetzt nur die Methanausbeute getestet worden, dieses Jahr werde auch der Ertrag pro Hektar genau festgestellt.

Trotz aller Positivmeldungen war man mit der Ernte auf heimischer Flur im Jahr 2012 nicht ganz zufrieden. "Wir haben erst einmal fünf Hektar angepflanzt, um zu schauen, wie es läuft und ob es in die Region passt", erläuterte der Geschäftsführer der Biogasanlage, Hermann Alf. "Die ersten Erträge waren nicht zufriedenstellend. Bis jetzt ist noch zu viel Unkraut auf den Feldern. Ich hoffe darauf, dass das starke Szarvasigras das Unkraut nach und nach verdrängen kann." Ein Vorteil des Grases sei allerdings, dass es den Boden bis zu zehn Jahre bedeckt halte und zwei mal im Jahr geerntet werden könne. "Aber ob das ungarische Steppengras wirklich zehn Jahre durchhält, ist noch ungewiss", sagte Hartmut Beckereit vom Landwirtschaftsamt. "Wir müssen abwarten, das Szarvasigras muss sich erst noch beweisen."