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Proklamation: Die neue Herrschaft stellt den Bürgern das Programm für glanzvolle Zeiten vor

Von Bodo Schnekenburger

Man hat es schon immer geahnt, zumindest in diesen Tagen: Was da auf dem Rathaus unterwegs ist, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Um so befreiter jubeln die Bürger, als der Herold das Programm der neuen Obrigkeit vorstellt.

Rottweil. Die Stadt ist in Schräglage. Nein, nicht das Dach vom Münsterturm oder die Ansicht insgesamt nach dem ein oder anderen Getränk am Donnerstag. Gemeint sind die Finanzen. Als der Narrenmeister, so berichtet der Herold bei der Proklamation am Sonntag gegen Mittag, ins Rathaus gekommen sei, um mit seinen Männern das Stadtregiment zu übernehmen, habe er kaum noch etwas gefunden. Das ist alle Jahre wieder so. Und alle Jahre wieder werden die Narren das bisschen Gold, das sich am Boden einer Kiste irgendwo in einer Amtsstube fand, später in Form von Schokotalern mit vollen Händen unters Volk werfen.

Sorgen bereiten eher die roten Zahlen, die man zur Kenntnis nehmen muss: "Wir kosten zu viel Geld", so der Schluss. Was man dagegen tun kann? Gut wirtschaften. Im Ausschuss der Narrenzunft gibt es einige, die sich darauf verstehen, hört man. Richtige "Wirtschaftsförderer" eben. Und mit diesem Personal wird sich auch der große Coup der Rottweiler Narrenzunft bewältigen lassen. Auch das ist vertraut: An großen Plänen mangelt es nicht.

Der Herold verkündete, dass die Narren nicht nur ebenfalls ein Gebot für den Wasserturm abgegeben hätten, sondern nach intensiven Beratungsgesprächen mit dem Oberbürgermeister in der Nacht zum Freitag die Sache praktisch klar gemacht haben. Der Plan sieht vor, den Turm unterjährig mit Schorle zu füllen. Ob rot oder weiß, darüber soll ein Bürgerentscheid befinden. Eine Altenative wäre auch ein Trennsystem, sodass der eine Hahn die eine, der andere die andere Sorte ins Glas entlässt. Wer will, darf sich auch von der Luftmatratze vor Ort selbst mit einem Trinkhalm aus dem wunderbaren See bedienen. Pünktlich zur Fasnet soll der Turm geleert werden. Falls der Durst der Bürger nicht ausreicht, erwägt die Zunft die Beregnung der Stadt mit Schorle mittels Hagelflieger. Und während diese zu erwartenden besonderen Chemtrails sicher Spuren hinterlassen, wird aus dem Wasserturm ein riesiger Suppentopf. Randvoll mit Kutteln, stellt er das weitere Wohlergehen der Bewohner der Narrenstadt sicher. Und damit es nicht bei der Grundversorgung bleibt, wird auch hier über ein Spa-Programm nachgedacht – umweltschonend biodynamisch, fast als geschlossenes System.

Da muss man ja zum Schluss kommen: "Die Zeiten werden immer glanzvoller!" Ob wegen oder trotz besagter Projekte, darf jeder für sich entscheiden. Übrigens, was anderes war in diesem Jahr die Uhrzeit. Eine halbe Stunde lang war es um Mittag herum am Schwarzen Tor Schlag Acht. Das muss wohl ein Zeichen sein.