Wohnen, Kultur, Handel – zwei Stunden lang diskutierten vier Ideengruppen über die zukünftige Nutzung des städtischen Spitals. Am Ideenwettbewerb nahmen viele Bürger teil. Foto: Schmidt Foto: Schwarzwälder-Bote

Etliche Bürger nehmen am Ideenwettbewerb teil / Was passiert mit dem Haus St. Anna?

Von Anja Schmidt

Rottweil. Wer im Ideenwettbewerb zur Nutzung des städtischen Spitals völlig Neues erwartet hatte, wurde enttäuscht. An vielfältigen Ideen mangelte es jedoch nicht.

"Ich bin im Spittel geboren!" Das kommt in Rottweil einem Ritterschlag gleich. Auf die Welt kommt im Spital schon seit Anfang der 70er Jahre niemand mehr, doch nun soll es verkauft, verpachtet oder die Nutzung erbbaurechtlich geregelt werden.

Was tun mit dieser hoheitlichen Rottweiler Stätte? Was wollen die Bürger? So richtig viel Herzblut war auf der Ideenwerkstatt dann doch nicht zu vernehmen. "Ich will darin leben." Ja, das können sich viele vorstellen, aber letztendlich ging es wie in jedem freiwerdenden Gebäude um Bedarf, um Wünsche, aber auch um konkrete Notwendigkeiten, wie die der Stadtkapelle, die dringend nach neuen Räumen zum Proben sucht.

Der Gebäudekomplex Spital mit seinen drei Häusern (Herrenkramer, St. Vinzenz und St. Anna) und einer Gesamtnutzungsfläche von 5200 Quadratmetern könnte viele Wünsche unter einem Dach vereinen. Nur ein Hotel ließe keine weiteren Nutzungen zu, waren sich die Ideenträger einig. Wohnen hingegen, sei es nun im Mehrgenerationenhaus, Mehrfamilienhaus oder als Seniorenwohnen, biete zudem Raum für ein Café, Bibliotheken oder ähnliche öffentliche Begegnungsstätten.

Auch in einem "Haus der Bildung" könnten viele Einrichtungen Platz finden, beispielsweise eine Bücherei, Bildungswerke und Studenten.

In einem "Haus der Musik" würde sich die Stadtkapelle gerne eines der Gebäude mit der Musikschule teilen, und fast jede der vier Ideengruppen könnte sich, wie die Vertreter des Gewerbe- und Handelsvereins, für die Belebung der Unteren Hauptstraße auch eine gewerbliche Nutzung des Areals vorstellen.

Attraktiv, so die Teilnehmer, wäre die Fläche für ein Ärztehaus, ein Gastronomiebetrieb, aber auch für ein Kleinkaufhaus.

Besonders einer Gruppierung lag die soziale Nutzung des Hauses am Herzen. Was angesichts der historischen Vergangenheit des Spitals durchaus nahe liegt. Neben den bereits angesprochenen Wohnformen könnte im Areal ein Frauenhaus etabliert oder das Haus als Begegnungsstätte für alle Rottweiler geöffnet werden.

Oberbürgermeister Ralf Broß wertete die Ideenwerkstatt als ein Erfolg. Er freue sich nicht nur über die große Resonanz, sondern auch über die vielfältigen und konstruktiven Diskussionen, die durchaus zu neuen Gedanken anregten, wie die Einrichtung eines Narrenstübles oder die Idee, das Herrenkramersche Kripple in seine Heimat, das Herrenkamersche Haus, umziehen zu lassen.

Auch für ein Hotel gab es kreative Ideen. Sie reichten vom Fahrradhotel bis hin zum Themenhotel mit Römertherme und Solebecken.

Unterschiedlich gingen die Gruppen mit dem Haus St. Anna, dem einzigen nicht denkmalgeschützten Gebäude, im Komplex um. Die einen opferten es neuen Parkmöglichkeiten, während andere den Abbruch kategorisch ablehnten. Parken könnte unter dem Viadukt mit einem Aufzug Richtung Innenstadt ermöglicht werden.

Das Spital wird frühestens Ende des Jahres frei. Nun sollen die Vorschläge dokumentiert, dem Gemeinderat vorgelegt und auf ihre Machbarkeit hin überprüft werden.