Thomas Knubben holt Franz Anton Mesmer ans Licht / Am Morgen der Neurologie / Lesung im Kapuziner

Von Bodo Schnekenburger

Rottweil/Meersburg. Was er da eigentlich gefunden und erfolgreich angewendet hat, war ihm selbst nicht klar. Dass er zwischenzeitlich zum Star avancierte dagegen schon. Jetzt legt Thomas Knubben ein Buch über Franz Anton Mesmer vor.

Über wen? Medizinhistoriker werden mit ihm vertraut sein, Therapeuten einiger Disziplinen vielleicht und Sprachforscher. Immerhin gibt sein Name ein im Englischen gebräuchliches Verb ab: to mesmerize (hypnotisieren). Vor ziemlich genau 200 Jahren ist dieser Mesmer, ein einst außerordentlich erfolgreicher, doch schon zu Lebzeiten aus den Zeitläuften gefallener Arzt, in Meersburg, immer wieder Rückzugsort, wie Knubben berichtet, gestorben. Aus diesem Anlass gibt es dort eine Ausstellung, die der aus Rottweil stammende Historiker, Germanist und Kulturwissenschaftler kuratierte, und der er nicht einen Katalog, sondern – sinnvollerweise – ein Begleitbuch mit auf den Weg gab. Schön, manchmal barock, doch pointiert geschrieben und mit ansehnlichem Apparat.

Es leistet, um es vorweg zu sagen, gleich mehreres: Es kann Mesmer ans Licht einer breiteren Öffentlichkeit holen. Dabei geht es nicht nur um die Biografie. Knubben klappt den Zeithorizont auf, vor dem Naturwissenschaft massiv an Bedeutung gewinnt – und doch manchen Irrweg einschlägt. Dennoch ist wichtig, dass die Entdeckung der Nervenbahnen, der "Mensch als Maschine", den La Mettrie Mitte des 18. Jahrhunderts definiert hat, Grundlagen für Mesmers Methoden sind. Wobei der Arzt wie seine Zeitgenossen von einer falschen Annahme ausging, die noch die Brücke zur Idee vom Gleichgewicht (gesund) beziehungsweise Ungleichgewicht der Säfte schlug. Und wie Knubben auch herausarbeitet, hatte die Hauptperson, wenn es um wissenschaftliche Schärfe gehen sollte, einen Hang zu seiner Idee unterworfenen Annahmen.

Dennoch war er erfolgreich. Der Einfluss der Gravitation hatte es ihm angetan. Er überwand die angesagte Magnettherapie mit künstlichen Magneten – es gab ja die anderen, die kosmischen Kräfte, deren "Animalischer Magnetismus" sein Instrumentarium werden sollte. In Wien, wo die Karriere begann, war er eine Gesellschaftsgröße, später auch in Paris, ein Modearzt – mit entsprechendem Umgang. Das bringt neben Bewunderern auch Kritiker, ja Feinde. u Am Montag, 4. Mai, ab 20 Uhr stellt der Autor auf Einladung der Buchhandlung Kolb das Buch im Kapuziner (Refektorium) vor.

DAS BUCH: Thomas Knubben "Mesmer oder Die Erkundung der dunklen Seite des Mondes", Klöpfer und Meyer, 232 Seiten, 20 Euro