Noch dürfen nur Auserwählte die Aussichtsplattform betreten – für den Besucheransturm ab Frühjahr 2017 soll nun ein Besucherzentrum entstehen. Foto: Nädele

Zufahrt zum geplanten Besucherzentrum sorgt im Bauausschuss für Diskussionen. Bahn frei für Hotels.

Rottweil - Begeisterung sieht anders aus: Von einem "zweischneidigen Schwert" war am Mittwochabend im Bauausschuss des Gemeinderats die Rede, als es um das geplante Besucherzentrum für den Thyssen-Krupp-Turm ging. Trotz einiger Bedenken gab’s aber letztlich ein einstimmiges Votum für die erforderliche Bebauungsplanänderung im Industriegebiet Berner Feld.

Dabei schienen den Stadträten viele Fragen noch nicht ausreichend geklärt – vor allem, auf welchen Wegen Autos und Fußgänger das geplante Besucherzentrum mit Gastronomie und Touristeninformation erreichen sollen. Verkraftet der Schafwasen den Lieferverkehr? Und verträgt sich das dann mit einem dort ebenfalls vorgesehenen Fußweg zur geplanten Hängebrücke?

Wie Eva Maria Schmitz von der Müller BBM Projektmanagement GmbH zu Beginn erläuterte, soll das Zentrum im Bereich der jetzigen Baustellen-Besucherplattform und im dahinter in Richtung Norden liegenden Bereich entstehen, der momentan teilweise noch vom Hundesportclub genutzt wird. Die im Bebauungsplan ausgewiesene Fläche ist 7900 Quadratmeter groß, im Baufenster für das Besucherzentrum liegen 5530 Quadratmeter, 2370 Quadratmeter sind überbaubar. Mit zehn Metern maximaler Gebäudehöhe liege man deutlich unter den sonst möglichen 20 Metern.

Der "durchgrünte Turmpark", der von privaten Investoren realisiert werden soll, sieht Innen- und Außengastronomie vor, Flächen für die Freizeitgestaltung, Spielgeräte, einen Souvenirshop sowie Platz für Märkte oder andere "temporäre Veranstaltungen".

Für SPD-Stadtrat Jürgen Mehl erweckte das den Eindruck, "dass hier die ersten Claims abgesteckt werden, um Gold zu schürfen". Er mutmaßte gar, dass irgendwann sogar die Veranstaltungen vom Wasserturm zum neuen Turm verlagert werden. Mehl riet dringend dazu, die "Lizenz zum Geldverdienen" nicht ohne nähere Auflagen aus der Hand zu geben. Eva Maria Schmitz empfahl, in einem städtebaulichen Vertrag mit dem Investor Einzelheiten wie die maximale Anzahl von Sitzplätzen im Gastronomiebereich zu regeln.

Auch Hermann Breucha (FFW) erinnerte daran, dass man die Innenstadt nicht schwächen wolle. Deshalb dürfe es auch bei der Stellplatzfrage keine Sonderregelungen geben. Fachbereichsleiter Lothar Huber betonte, dass die Stellplätze durchaus nachgewiesen werden müssten, allerdings eben nicht direkt am Zentrum, sondern anderswo.

Für Besucher ist eine direkte Zufahrt laut Eva Maria Schmitz "nicht gewünscht", vielmehr ist ein schmaler Fußweg von der Wendeplatte her eingeplant. Mehr ist an dieser Stelle in Sachen Erschließung auch gar nicht möglich, denn die angrenzenden Grundstücke sind in privater Hand. In der Folge bedeutet das: Für Lieferfahrzeuge und andere, die zum Besucherzentrum müssen, bleibt nur der Weg über den Schafwasen. Stadtrat Jens Jäger will das den Anwohnern dort "nicht zumuten". Auch CDU-Fraktionsvorsitzender Günter Posselt sieht das "nicht ganz problemfrei". Und Hermann Breucha befürchtet, dass sich der Verkehr dann mit den Besuchern in die Quere kommt, die irgendwann einmal von der dort "anlandenden" Hängebrücke zum Turm laufen wollen. Eva Maria Schmitz sah darin jedoch kein Problem, gerechnet werde mit ein bis zwei 7,5-Tonnern täglich.

Dem einstimmigen "Ja" des Ausschusses folgte dann gleich noch eins: Auf drei "Inseln" auf dem Berner Feld sollen künftig Gaststätten und Beherbergungsbetriebe zugelassen sein. Damit, so Schmitz, würde die Voraussetzung für "ganz konkrete Projekte" geschaffen. Für Investoren scheint das Gebiet um den Turm tatsächlich Gold wert.