Der 88-jährige Jacek Zieliniewicz berichtet Schülern des AMG von seiner Zeit als KZ-Häftling

Von Cecilia Rademacher

Rottweil. Auf den Tag genau vor 70 Jahren bekam der Mann mit der Nummer 138142 sein Leben zurück.

Am vergangenen Donnerstag besuchte ein Zeitzeuge das Albertus-Magnus-Gymnasium, AMG. Jacek Zieliniewicz, heute 88 Jahre alt, der am eigenen Leib die Grausamkeiten des Nationalsozialismus miterleben musste, hat den Schülern der neunten Klassen einen eindrücklichen und tief berührenden, bisweilen verstörenden und erschreckenden Einblick in sein damaliges Leben und Leiden gegeben.

90 Minuten lang ist es mucksmäuschenstill, als Jacek Zieliniewicz von seinen Erlebnissen im KZ als damals gerade Siebzehnjähriger berichtet. Eine weitere Besonderheit: Er spricht deutsch – die Sprache, die er damals im KZ erlernen musste und die ihm bei seinem ersten Besuch in Deutschland nach der Befreiung solch einen Schock versetzt hat.

Auch heute, wie er selbst sagt, fällt es ihm noch immer schwer, über die damaligen Zeiten zu sprechen, was man ihm auch im Vortrag immer wieder anmerkt, vor allem, als er erzählt, wie er nur fünf Tage vor der Befreiung seinen besten Freund verlor. Kopfschüttelnd steht er dann da. Doch gerade deshalb ist es ihm so wichtig, jungen Leuten davon zu berichten, denn "die Zukunft gehört dieser Generation und es ist ihre Sache, wie sie wird" – und die Schüler verstehen diesen Appell.

Gedenkfeier am morgigen Sonntag

Daher ist Jacek Zieliniewicz unermüdlich unterwegs wider das Vergessen. So auch am morgigen Sonntag um 10 Uhr, wenn auch er bei der Gedenkfeier beim Mahnmal im Eckerwald spricht, bei der ebenso Schüler der Klassen 9 des AMG mitwirken werden. Aufgrund dieses großen Einsatzes wird Zieliniewicz am 25. April auch den Landesverdienstorden von Ministerpräsident Kretschmann verliehen. Bereits im Januar hatten die Schüler die Gedenkstätte im Eckerwald besucht. Dadurch konnten sie sich bei dem Vortrag nun ungefähr vorstellen, was es heißt, zumeist barfuß oder zumindest nur mit Holzpantoffeln und dünnen Häftlingsanzügen bekleidet den ganzen Winter hindurch im Freien zu arbeiten, wie die Schülerin Annkathrin Burry beschreibt.

Luis Düker fügt an, dass die detailreiche Erzählung die Schüler beeindruckt und diese Zeit fühlbar gemacht hat. "Man liest es nicht nur in einem Geschichtsbuch, sondern bekommt einen ganz anderen Blick auf die Sache", ergänzt Jonas Heizmann.

Am Beeindruckendsten und Erstaunlichsten fanden die Schüler aber wohl, dass Jacek Zieliniewicz sie als seine Freunde ansieht und trotz all dieser Grausamkeiten so viel Lebensfreude ausstrahlt. Zum Schluss gab Jacek Zieliniewicz den Schülern dann noch "alles Gute, Frieden, Freiheit und Freundschaft" mit auf den Weg. Ein Satz, der noch lange Zeit nachhallen wird.