Über den Dächern von Rottweil und doch auf dem Boden der Tatsachen: die Intendanten Peter Staatsmann und Bettina Schültke. Noch gibt es kein weiteres Geld von der Stadt Rottweil. Foto: Schulz

Ernüchterung und Enttäuschung bei Intendanz des Zimmertheaters. OB Ralf Broß hat sich getäuscht.

Rottweil - Ernüchterung hat sich am Mittwoch bei der Intendanz des Zimmertheaters breit gemacht. Der Gemeinderat hat einen Zuschussantrag vertagt. Die Intendanz ist enttäuscht. OB Broß hat sich getäuscht. Einer freut sich: Bürgermeister Werner Guhl. Schließlich geht es um die Haushaltsdisziplin.

Da hatten sich Bettina Schültke und Peter Staatsmann, die beiden Intendanten des Zimmertheaters, wohl eine andere Dramaturgie ausgedacht. Zusammen mit dem Vorstand des Fördervereins, Georg Fröhlich und Mechthild Wolber, hatten sie beantragt, dass die Stadt den Zuschuss für das Zimmertheater um jährlich 25.000 Euro erhöht. Bislang erhält die Kultureinrichtung 40.000 Euro an Barzuschuss, dazu kommen Mietleistungen von circa 37.200 Euro. Es wären dann über 100.000 Euro, die die Bühne jährlich erhält.

Begründet wurde die Anfrage nach mehr Geld mit dem defizitären Theaterbetrieb im Kinder- und Jugendbereich. Das Minus beträgt, aufgrund der geringen Eintrittspreise, 90.000 Euro. Aufgefangen werden soll es durch weitere Finanzmittel durch die Stadt Rottweil sowie Zuschüsse von Landkreis (7000 Euro), Land (30.000 Euro) und weiteren Kommunen in der Region (20.000 Euro), da auch Schulen und Kindergärten außerhalb Rottweils Vorstellungen besuchten.

Die finanzielle Aufwertung des Kinder- und Jugendtheaters stellt für Intendanz und Theatervorstand lediglich einen Baustein in ihren Überlegungen dar, das Rottweiler Zimmertheater über die städtischen und Kreisgrenzen hinaus nicht nur bekannter zu machen: Es soll außerhalb der Stadttore auch mehr Gastspiele absolvieren. Das Zimmertheater, so die Vision, soll sich über die Jahre hinweg zu einer Bühne für die gesamte Region entwickeln. Das jährliche Budget würde dann 1,2 Millionen Euro betragen. Momentan sind es 300.000 Euro.

Auf Antrag der CDU hat der Gemeinderat am Mittwochabend jedoch eine Entscheidung vertagt. Dies führte zwar zu einem heftigen Protestruf des sichtlich enttäuschten Intendanten Peter Staatsmann, der als Zuhörer die Sitzung verfolgte. Das ändert aber nichts am weiteren Vorgehen. Ob das Theater von der Stadt nun mehr Geld erhält, soll im Rahmen der Haushaltsberatungen in wenigen Wochen beantwortet werden. Das war auch Bürgermeister Werner Guhl, der über die kommunalen Finanzen wacht, nicht unrecht und stärkt seine Position innerhalb der Verwaltung.

CDU-Chef Posselt sieht weitere offene Fragen

CDU-Fraktionschef Günter Posselt, selbst Mitglied im Zimmertheaterverein, begründet das Vorgehen seiner Fraktion unter anderem damit, dass der Theater-Antrag Fragen offen lässt. Zudem lasse die derzeitige Finanzsituation keine Sprünge zu.

Nach derzeitigem Stand muss Rottweil Ansätze kürzen, um im kommenden Jahr einen ausgeglichenen Etat zu erreichen. Von 2,5 Millionen Euro gingen die Haushaltshüter bis vor Kurzem aus. Ganz so schlimm wird es nicht kommen, aber mehrere hunderttausend Euro sollen es noch sein, die über die Einnahmenseite nicht gedeckt sind.

Posselt verweist zudem auf ein Gutachten aus dem Jahr 2012, das damals empfahl, die Transferaufwendungen für den kulturellen Bereich zu prüfen, da sie im Vergleich zu anderen Kommunen im oberen Bereich angesiedelt seien.

Dass der Gemeinderat in derselben Sitzung den Zuschuss für den Tierschutzverein deutlich aufgestockt hat, ist für den CDU-Stadtrat kein Widerspruch. Beim Tierschutz handle es sich um eine Pflichtaufgabe der Stadt.

Wie dem auch sei: Verwundert dürfte zumindest auch Oberbürgermeister Ralf Broß aus der Sitzung am Mittwochabend gegangen sein. Noch vor zwei Wochen, nach Beratung hinter verschlossenen Türen, sagte der OB im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten, er gehe davon aus, dass der Gemeinderat zustimmen werde. So sehr kann man sich täuschen.