Es kann los gehen: Oberbürgermeister Ralf Broß (Dritter von links) überreicht Alexander Keller, Europachef von ThyssenKrupp Elevator (TKE), die Teilbaufreigabe für den Aufzugstestturm. Mit dabei (von links) Johannes Bergmann vom Bauträger ThyssenKrupp Real Estate, Bürgermeister Werner Guhl, Hardy Stimmer vom TKE-Baumanagement und Projektkoordinator Peter Osterstock. Foto: Otto

OB übergibt "roten Punkt" an Europachef Keller. ThyssenKrupp legt sofort los: Baustellenbereich bereits abgesperrt.    

Rottweil - Kaum hat der Gemeinderat am Mittwoch den städtebaulichen Vertrag zwischen Rottweil und ThyssenKrupp abgesegnet, wurden am Donnerstagmorgen die Stifte gezückt: Der Deal ist besiegelt. Der Aufzugstestturm auf dem Berner Feld kann gebaut werden – und es soll sofort losgehen.

ThyssenKrupp Elevator (TKE) ist im Druck. "Wir stehen im Wettbewerb und müssen dringend unsere neuen Produkte testen", so Europachef Alexander Keller. "Jede Woche zählt für uns", betonte er bei der Unterzeichnung des städtebaulichen Vertrags im Alten Rathaus. Und deshalb überreichte ihm Oberbügermeister Ralf Broß auch gleich anschließend den halben "roten Punkt", eine Teilbaufreigabe, mit der der Konzern nun sofort mit der Baustelleneinrichtung auf dem Berner Feld beginnen kann.

Die Voraussetzungen dafür wurden am Vorabend im Gemeinderat geschaffen, wo nicht nur dem städtbaulichen Vertrag zugestimmt wurde (wir berichteten), sondern auch mit großer Mehrheit – 23 Ja- und drei Neinstimmen – der erforderlichen Änderung des Bebauungsplans. Zwar muss der Gemeinderat am 1. Oktober noch den endgültigen Beschluss zum Bebauungsplan fassen, nach dem Ergebnis der Vorberatung am Mittwoch seien da aber "keine Überraschungen mehr zu erwarten", so OB Broß.

In der Sitzung hatte Alexander Keller keinen Hehl daraus gemacht, wie sehr seinem Unternehmen das Projekt unter den Nägeln brennt. An Ort und Stelle hatte er deshalb die Teilbaugenehmigung beantragt. Mit dieser in der Tasche hat die ausführende Firma Züblin gestern prompt damit begonnen, Bauzäune aufzustellen. Erste Erdbe-wegungen sollen folgen. Offizieller Baubeginn ist dann am 2. Oktober. Der Mega-Turm, über den seit eineinhalb Jahren in der Stadt diskutiert wird, wird Realität.

Dabei hatte man am Mittwochabend noch zäh bis nach 22 Uhr über die im Laufe des Verfahrens eingegangenen Einwände von Bürgern debattiert. Auf dicht beschriebenen 148 Seiten lag dem Gremium die Auswertung aller Stellungnahmen von Behörden und Trägern öffentlicher Belange sowie der Einwände der Öffentlichkeit vor. 46 Bürger taten ihre Bedenken kund. Vieles, so Fachbereichsleiter Lothar Huber, wiederholte sich dabei und betraf vor allem die Bereiche Landschafts- und Denkmalschutz, Ausgleichsmaßnahmen sowie Beeinträchtigungen durch Wind, Lärm und Licht.

Zur indirekten Beleuchtung des Turms wird in der Bebauungsplanabwägung erläutert, dass der Turm mit rund 2500 nits, so die neue Einheit, nicht heller leuchte als ein Vollmond. Dessen Helligkeit wiederum sei Sache des Empfindens, so Eva Maria Schmitz von der Tauw GmbH, die das Planverfahren begleitet. Ist die Umgebung hell, erscheint der Mond dunkler und umgekehrt. Die Beleuchtung des Turms zwischen Betonkern und Außenhaut sei deshalb dimmbar. Nachts wird das LED-Licht von 1 bis 5 Uhr ganz ausgeschaltet, in den Vogelflugzeiten im Frühjahr und Herbst geschieht dies bereits eine Stunde nach Einsetzen der Dämmerung.

Die Änderung des Bebbauungsplans fand mit 23 Befürwortern eine noch größere Mehrheit als der städtebauliche Vertrag. TKE-Europachef Alexander Keller bedankte sich per Handschlag bei den Stadträten für ihre Zustimmung und dankte für die "offene und faire Diskussion".

Für Oberbürgermeister Ralf Broß spiegelt das Abstimmungsergebnis die Stimmung in der Bevölkerung wider. Eine Zustimmung von 80 Prozent sei bei solch einem Projekt "rekordverdächtig", meinte er bei der Vertragsunterzeichnung. Alexander Keller versicherte, dass das Vertrauen der Rottweiler nicht enttäuscht werde. Die Stadt erhalte eine neue Attraktion, einen absoluten Magneten.

Der 246 Meter hohe Aufzugstesttum mit Aussichtsplattform soll Ende 2016 fertiggestellt sein. Mit dem Beginn der Bauarbeiten geht es jetzt aber zunächst in die Tiefe. Erst ab März, so schätzt Hardy Stimmer vom ThyssenKrupp-Baumanagement, wird der Turm in die Höhe wachsen. Dann aber gleich 3,6 Meter pro Tag. Gut, dass sich der Konzern schon jetzt auf viele Schaulustige während der Bauphase einstellt. Die wird es zweifellos geben.