Mit den touristischen Perspektiven für Rottweil durch den Testturm und die Hängebrücke beschäftigt sich der Gemeinderat. Foto: Nädele

Tourismus-Studie öffentlich vorgestellt. Für Erfolg gibt es einige Hausaufgaben zu machen.

Rottweil - Was das Ziel betrifft, sind sich die Rottweiler Stadträte offenbar einig. Das touristische Potenzial, das sich der Stadt eröffnet, soll genutzt werden – und die Hängebrücke stellt dabei die notwendige Verbindung zwischen dem Testturm auf dem Berner Feld und der historischen Innenstadt her. Diese Erkenntnis aus dem Vortrag von Alexander Seiz vom Büro Kohl & Partner zu den Perspektiven durch Turm und Hängebrücke traf im Gremium auf keinen Widerspruch. Im Gegenteil: Selbst bei kritischen Nachfragen blieb das Fazit, die Hausaufgaben seien nun erkannt und die Probleme lösbar.

So klar von Seiz der Hinweis war, dass die Verbindung zur Innenstadt geschaffen werden muss, soll von den prognostizierten Besuchern etwas dort ankommen, so deutlich nahmen die Stadträte auch seine Warnung wahr, der Kernstadt auf dem Berner Feld eine Konkurrenz zu schaffen. Der Tourismusexperte präzisierte in der Debatte dann, dass in der Nähe des Testturms keine weitere Attraktion in vergleichbarer Güte geschaffen werden dürfe wie etwa Factory-Outlet-Center. Gastronomie hingegen werde es wegen der Touristen geben müssen und können. "In einem städtebaulichen Vertrag", meinte Hermann Breucha (FWV), sei das zu regeln.

Auch für Günter Posselt (CDU) war es die zentrale Frage: "Wie kriegen wir Frequenz in die Innenstadt?" Dabei sieht er als wichtige Botschaft der Studie, dass die großen Ängste in Rottweil unbegründet seien, die Stadt könnte durch Touristen überrannt werden.

Gleichwohl: Seiz wies auch auf die Stellschrauben hin, die Einfluss auf den Erfolg haben. Zentraler Faktor sei deshalb, dass es ein abgestimmtes Gesamtkonzept geben müsse – vom Park-Leitsystem, der Beschilderung, dem Marketing oder etwa Kombi-Angeboten bis hin zur Abstimmung von Innenstadt und Berner Feld. "Das muss schon ein bisschen synchronisiert werden", sagte Seiz, dass die Touristen dann am Wochenende ihr Geld in der Innenstadt auch ausgeben können müssen. Daran knüpfte die Idee von Michael Gerlich (FDP) an, den Bericht von Kohl & Partner Hausbesitzern, Geschäftsleuten und Gastronomen gleich noch einmal vorstellen zu lassen. Es könnte sich, den Berechnungen des Büros zufolge, durchaus lohnen: Zwischen 4,9 und 8,7 Millionen Euro könnten durch die neuen Tagestouristen zusätzlich in den Kassen klingeln, zwischen 77 und 138 neue Jobs entstehen.

Die Studie räumt aber auch auf mit einigen bislang nicht hinterfragten Annahmen. Bei den Gründen, die Tagesbesucher in der Vergangenheit nach Rottweil führten – das sind im Jahr immerhin 1,2 Millionen – spielen das Prädikat "älteste Stadt Baden-Württembergs" und die historische Innenstadt nur eine untergeordnete Rolle. Die kulturhistorische Bedeutung könnte gar noch weiter zurück treten. Im Moment jedenfalls sei es für Gäste wenig greif- und erlebbar, ein starkes Profil zur Abgrenzung von anderen Städten fehle.