Eine Grundsteinlegung beinahe so grandios wie ein Eröffnungsfest. Mit den besten Wünschen von (von links): Alexander Keller (CEO TKE), Oberbürgermeister Ralf Broß, Andreas Schierenbeck (CEO TKE), Architekt Helmut Jahn, TKE-Finanzchef Ercan Keles, Architekt Werner Sobek, Ingo Hacker (Bürgermeister Neuhausen), Landtagsabgeordneter Stefan Teufel (CDU), IHK-Präsident Dieter Teufel und Klaus Pöllath von Züblin. Foto: Nädele

ThyssenKrupp scheut keine Kosten bei Grundsteinlegung für Test-Turm. Architekt Helmut Jahn fordert Volksfest zur Eröffnung.

Rottweil - Schon die Grundsteinlegung am Dienstag auf dem Berner Feld setzte Maßstäbe. Riesengroßes Zelt, mehr als 400 Gäste, mehrstündiges Programm, viergängiges Menü – eine Show, die Ihresgleichen sucht. Und die jetzt schon die Frage aufwirft: Wie soll erst die Eröffnung werden, wenn der Turm, 246 Meter hoch, mit der höchsten Besucherplattform Deutschlands und vermutlich den schnellsten und innovativsten Aufzügen der Welt ausgestattet (auch so ein Superlativ), Ende übernächsten Jahres steht?

Die Architekten sind (auch) hier um eine Antwort nicht verlegen. Werner Sobek, Bauingenieur und Architekt aus Stuttgart, war von den Socken – wenn man das anlässlich so eines Abends überhaupt so salopp sagen darf. Jedenfalls hat der hochdekorierte Stararchitekt gestern Abend im extra aufgebauten Zelt auf der Baustelle des Testturms auf dem Berner Feld gesagt: "Das ist die tollste Grundsteinlegung, die ich je erlebt habe." Und nicht nur er ist seit dem gestrigen Abend gespannt, wie denn nun die Eröffnungsfeier des Turms, der laut jetzigem Zeitplan Ende 2016 eröffnet werden soll, ausfallen möge. Auch die Kommunikationsleute von ThyssenKrupp Elevator zerbrechen sich jetzt bereits den Kopf. Denn eines ist klar. Solch eine Party, wie sie gestern in Rottweil stattgefunden hat, ist auch für den Weltkonzern alles andere als eine launige Abwechslung.

Launige Worte indes fand die zweite Architektengröße, Helmut Jahn. Er sollte, zwischen Hauptgang und dem geplanten Ende der Veranstaltung, zusammen mit seinem Freund und Partner, Sobek, ein Impulsreferat halten. Was das wohl sei und was das wohl noch bewirken könne, dachte er sich. "Ich denke, ihr seid schon alle betrunken und frage mich, hört uns überhaupt noch jemand zu?"

Das taten nicht wenige und sie hörten genau, was Jahn zu sagen hatte. Vor allem, was und wie er über die geplante Eröffnung dachte. Er habe dem Oberbürgermeister die Anregung gegeben, "das muss ein Volksfest sein, da müssen die Leute zehn Mal um den Turm herumstehen, das muss eine Veranstaltung werden, die es noch nicht gab, die zeigt, was man in Deutschland erreichen kann." Wenn Wirtschaft und Politik halt zusammenstehen – Stuttgart 21 lässt grüßen. Und einmal in Fahrt, setzte der Architekt aus Chicago gleich noch einen drauf: "Wenn wir alles richtig machen, dann wird das ein Weltwunder werden."

Dass das nicht alles vom Himmel und einem in den Schoß fällt, darauf kam Sobek zu sprechen. Es muss unzählige Ideen und Skizzen gegeben haben, die die beiden bis tief in die Nacht untereinander elektronisch ausgetauscht haben. Zunächst hatte Jahn die Idee eines Turms mit einem quadratischen Grundriss, von Anfang an mit einer Besucherplattform ausgestattet, die wie ein Pickel (sorry!) aus dem Turm herausdrängte.

Dann, im August vergangenen Jahres, wurde aus dem eckigen Gebäude etwas Rundes. Sobek: "Ehrlich gesagt, das war ein sehr harter und sehr mühsamer Prozess und es hat sehr lange gedauert und viel gekostet" – Zeit, Geld und Nerven, kann man sich denken. Und es ist auch nicht so, wie sich das Lieschen Müller oder Otto Normalverbraucher so gerne vorstellen: "Dass sich da ein schwarz gekleideter Mensch mit einer Flasche Rotwein betrinkt", so Sobek, und dann sprießen die Ideen. Nein, nein, so ist es sicherlich nicht. Und selbst wenn es so wäre. Wichtig ist doch, was dabei herauskommt. Ein Weltwunder eben.